Sonntag, 31. August 2008

Was will Lafontaine im Saarland?

Wo gerade wieder über den Weg der SED-Fortsetzungspartei zur Macht geredet wird, hätte ich mal eine kurze Fräge. Die jetzt nichts mit Hessen zu tun hat:



Welches Interesse kann Lafontaine daran haben, erneut Ministerpräsident des Saarlandes zu werden?
Saarländische Unternehmer erinnern sich bei Anne Will gern daran, daß Lafontaine damals als saarländischer Regierungschef und SPD-Mann ein "Ohr für die Wirtschaft" gehabt habe. Das hatte er logischerweise, denn das hat jeder Ministerpräsident.

Was würde aus dem dauerhaft selbstverliebt redenden Demagogen der Opposition, wenn er in die Regierungsverantwortung zurückkehrte? Wären rot-rote Koalitionen in Thüringen und im Saarland mit der SPD als Juniorpartner nicht der Anfang vom Ende des Aufstieges der Rechtspartei "Die Linke"?

Passt schon

Das entscheidende Argument in der Debatte um Frau Palin kommt von Zettel:

Wie man die Kandidatur von Sarah Palin beurteilt, ist eine Frage der Risiko- Abwägung. Wenn Obama Präsident wird, dann kommt mit Sicherheit jemand in dieses Amt, dem es dafür an Erfahrung fehlt. Wenn McCain mit Palin als Running Mate Präsident wird, dann kann das passieren.

Richtig. Während die Präsidentschaft keinen Raum für on-the-job-Training läßt, gilt dies für die Vizepräsidentschaft sehr wohl. Und die Wahrscheinlichkeit, daß McCain kurz nach Amtsübernahme den Abflug bucht, ist extrem gering. Je mehr ich darüber nachdenke und mich über sie informiere, umso mehr gewinne ich den Eindruck, daß sie mehr hat und mitbringt, als der Demokratische Kandidat für die Präsidentschaft.

Frau Palin ist gewiß kein weiterer Dick Cheney. Der Slogan "Four more years of the same" hat am Freitag einen sehr schrägen Klang bekommen.

Nun aber auch erstmal genug zu ihr.

Samstag, 30. August 2008

Palin und Kreationismus

Ihre offene Haltung gegenüber Kreationismus spricht nicht gerade für die sonst sehr intelligent wirkende Gouverneurin von Alaska.

Ich war außerdem schockiert, als ich erfuhr, daß John McCain sie nur ein einziges Mal vor seiner Entscheidung getroffen hatte. Implizierte Konservatismus nicht immer Risikoaversion? Hat soviel Gutgläubigkeit nicht schon etwas Kreationistisches?

Russisches Roulette

Etwas unzufrieden und leicht verstört mit dem gestrigen Schocker zeigt sich Bushs ehemaliger Redenschreiber David Frum:

It's a wild gamble, undertaken by our oldest ever first-time candidate for president in hopes of changing the board of this election campaign. Maybe it will work. But maybe (and at least as likely) it will reinforce a theme that I'd be pounding home if I were the Obama campaign: that it's John McCain for all his white hair who represents the risky choice, while it is Barack Obama who offers cautious, steady, predictable governance.

Das ist tatsächlich die zentrale Frage: Sind wir gegenwärtig wirklich in der Situation, bei der Präsidentschaftswahl 2008 auf Risiko setzen zu können?

Freitag, 29. August 2008

Change ist machbar, Frau Nachbar!


Als John McCain vor einem halben Jahr von Larry King gefragt wurde, ob er eine Frau für die Vizepräsidentschaftskandidatin in Betracht ziehe, antwortete der Senator aus Arizona mit einem verschmitzten Lächeln: Es komme prinzipiell jeder großartige Amerikaner (und das implizierte: jede großartige Amerikanerin) in Betracht, die für die Führung der Supermacht bereitstehe für den Fall, daß ihm etwas passiere.


Freilich blasen die Kritiker jetzt in genau dieses Horn: Wie solle denn eine 44jährige Frau, die mal gerade seit zwei Jahren den fernen Staat Alaska regiere, in dem Fall, daß ein gewählter Präsident McCain nach ein, zwei Jahren über den Jordan gehe, als Commander-in-Chief den Krieg gegen den Terror fortsetzen? McCain habe diese strategische Wahl doch nur in Bezug auf das "Gewählt-werden" getroffen, nicht in Bezug auf die Regierungsfähigkeit. Außerdem gebe McCain klar zu erkennen, daß er sich wohl ohne die Unterstützung der "Hillary Democrats" keine Chancen auf den Sieg ausrechne.


Diese Einwände sind freilich zum größten Teil berechtigt. Allerdings waren es meist just jene Kritiker, die noch bis gestern immer hervorgehoben hatten, daß es bei dieser Wahl viel mehr um "change" als um "experience" ginge. Von den vier Kandiaten für die Ämter des Präsidenten und des Vizepräsidenten hat Frau Palin die meiste Erfahrung in einem Regierungsamt. Und warum wären Mitt Romney oder Tim Pawlenty qualifizierter gewesen, die sie ihre Staaten nur wenige Jahre mehr regiert hatten als Frau Palin ihr Alaska?

Der alte Haudegen aus Arizona ist wirklich für Überraschungen gut! Die gewitzte Entscheidung sagt eine Menge über die Dynamik des Mannes (Happy Birthday übrigens!). Und Frau Palin ist eine Konservative, die die Parteibasis beeindrucken kann, aber der von mir genannten Notwendigkeit, die GOP zu reformieren, gewiß nicht im Wege steht. Beispielsweise dürfte ihr Engagement gegen den Klimawandel dem der deutschen Bundeskanzlerin vergleichbar sein.

Ich erwarte nach wie vor sicher einen Sieg des Demokraten. Aber wer, meine Damen und Herren auf "Wechsel" Hoffenden, würde den Regierungsstil in Washington D.C. wohl eher verändern?

McCain-Palin 08?

Möglicherweise ist es Sarah Palin.

Wenn sich das bestätigt, haut es mich echt vom Sockel!

Pawlenty

Seit letzter Nacht habe ich wirklich nicht mehr den geringsten Zweifel, daß Barack Obama der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein wird. Wenn die GOP nicht von einer neuen Generation grundlegend reformiert wird, werden die Republikaner erstmal eine ganze Weile in der Opposition bleiben. Einer, der das verstanden hat, ist der Gouverneur von Minnesota:

"The GOP must cast its traditional image."

"Say what you will about Barack Obama...People gravitate when you´ve got something positive to say."

-Tim Pawlenty

In wenigen Stunden wird McCain die Entscheidung über sein running mate bekanntgeben. Pawlenty wäre die wirklich beste Wahl.

Update: Offensichtlich ist es nicht Pawlenty.

Montag, 25. August 2008

Er ist nicht McSame

Nochmals Joe Lieberman als Vizepräsidentschaftskandidaten zu erleben, und zwar diesmal auf Republikanischer Seite, dürfte fast so unwahrscheinlich sein wie die Wahl von Bob Barr zum nächsten Präsidenten.

Ezra Klein liefert trotz allem einige treffende Argumente für Lieberman als "running mate":

(...)In New Hampshire, one undecided conservative told me that his doubts about McCain come from his apparent game of footsie with John Kerry in 2004. Flip the coin, though, and you get the warm feelings for Lieberman, the product of his repeated kicks at the Democratic Party. For conservatives, Lieberman's acts of apostasy were so total, so commendable, that this "Independent Democrat" who continues to vote for Harry Reid as majority leader can actually strengthen McCain among Republicans uncertain of McCain’s fealty to their faith.(...)

Hey, und eine TV-Debatte zwischen Joe Biden und Joe Lieberman, wie einer der Kommentatoren bemerkt, wäre wirklich interessant. Oh Holy Joe!

Nun ja, sollte McCain die Wahl gewinnen, rechne ich mit Lieberman als neuem Außenminister.

Biden, der Serbenfresser

Der neue Mann im Rennen befürwortete 1999 enthusiastisch die Bombardierung Serbiens. Im Senat meinte er, alle (!) Serben sollten in Konzentrationslager ("nazi-style") gesperrt werden. Für ihn waren sie offenbar eine andere Sorte Mensch:

Auf Larry King Live soll er die Serben als eine "Truppe von Illiteraten, Degenerierten, Kindermördern, Schlächtern und Vergewaltigern" charakterisiert haben.

Nett.

UPDATE: Senator Biden silisierte 1993 Bosnier und Kroaten zu Opfern von "Aggressionen im Nazi-Stil". Daß er gefordert haben soll, alle Serben in Konzentrationslager zu sperren, ist unbelegt.

Sonntag, 24. August 2008

Clinton-Backlash? Eher nicht!


Durchforstet man die amerikanischen Blogs im Umfeld der Demokratischen Partei, stellt man sehr rasch fest, daß die Nominierung von Joe Biden von der überwältigenden Mehrheit positiv aufgenommen worden ist. Das überrascht nicht sonderlich: Seit JimWebb verkündet hatte, als Senator aktiv bleiben zu wollen, war Biden einfach die beste Wahl. Ein Vollblutpolitiker im wahrsten Sinne, laut, offensiv, öfters auch ganz witzig, enorm proisraelisch und nicht mehr ganz so jung. Auch letzteres spielt für ältere Wähler durchaus eine Rolle.

Für die Wähler. Für die Wählerinnen vielleicht weniger, denn wie aktuelle Umfragen zeigen, sind es vor allem Männer, die sich mit dem Ticket Obama-Biden zufrieden zeigen. Viele Frauen sind nun wirklich enttäuscht, daß Hillary Clinton weder als Kandidatin noch als "running mate" zur Wahl stehen wird. Mag sein, daß es ihr, wenn sie am Dienstag auf dem Parteitag spricht, gelingen wird, diesen Enttäuschungen weitestgehend ein Ende zu setzen. Sie wird jedenfalls tun, was sie zu tun hat, wenn ihr Image keinen Schaden nehmen soll.

538 zeigt auf der Ebene der landesweiten Wählerstimmen McCain und Obama gleichauf: Auf den Kanidaten der Republikaner würden 48,4% der Stimmen entfallen, auf den der Demokraten 48,5%. Obama würde derzeit mit ca. 277 Wahlmännern die Wahl gewinnen. McCain würde ungefähr 261 Wahlmänner bekommen. Wie wir alle wissen, ist diese Zahl entscheidend: Eher unwichtig ist daher, wieviele Prozentpunkte die beiden Kandidaten auseinanderliegen. Ganz unbedeutend allerdings auch nicht, denn erstens dürfte es beispielsweise für die Demokraten ein Alptraumszenario sein, wenn es ihnen 2008 ähnlich erginge wie den Republikanern 2000, wenn also Obama die Wahl zwar gewinnen, aber insgesamt weniger Wählerstimmen bekommen würde als McCain. Zweitens ist freilich Traumziel eines jeden Kandidaten, 50 + x zu bekommen. Mehr als 50% der Stimmen hatte George W. Bush 2004 als erster Präsidentschaftskandidat seit seinem Vater 1988 bekommen (Clinton war das weder 1992 noch 1996 gelungen). Hatte ich bis vor einigen Tagen noch angenommen, daß Obama mit mehr als 300 Wahlmännern und über 50% gewinnen würde, halte ich dies doch zunehmend für unwahrscheinlich. Der Kandidat der Libertarian Party Bob Barr hält sich in den Umfragen seit einiger Zeit konstant bei 3%. Geben wir ihm und Ralph Nader zusammen 3,5%, so dürften Obama und McCain wohl beide unter 50 bleiben.
Die Schlüsselstaaten dürften weiterhin vor allem Virgina und Ohio sein. Ich kann anders als andere Komentatoren nicht sehen, warum Biden, Senioren in Florida hin, Israelfreundschaft her, den Sunshine State holen sollte. Florida wird wohl eher McCain gewinnen. Und ob sich für die Mittelklassenwähler in Ohio und Virginia viel durch Joe Biden ändern wird, ist schwer zu sagen.

Das sind freilich Momentaufnahmen. In zwei Wochen, wenn die Conventions vorbei sind, mag sich ein ganz anderes Bild ergeben. Richtig interessant wird es sogar erst, wenn der Republikanische Parteitag 10 Tage zurückliegt, also etwa Mitte September.

Ich selbst hoffe weiterhin, daß das Team von McCain nicht so bescheuert ist und Romney als Vizekandidat ins Rennen schickt.

Samstag, 23. August 2008

Biden wollte McCain 2004

Zur Erinnerung: Joe Biden, Vizepräsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei 2008, hatte sich im März 2004 stark dafür ausgesprochen, daß John Kerry gemeinsam mit John McCain als Vizekandidat gegen Bush und Cheney antreten möge.

Mehr zu Biden später. Zunächst etwas Positives: Obama hat nun jemanden an seiner Seite, der die Irak-Intervention nicht von vornherein ablehnte, sondern 2002 die richtige Positivion vertrat. Auch im Allgemeinen ist er außenpolitisch eher ein Falke.

Say, will it be morning again?



Mit den beiden Parteitagen in der nächsten und übernächsten Woche tritt der Wahlkampf in seine heiße Phase. Die Schlacht unterscheidet sich sehr von vorherigen. Wenn auch manche Slogans freilich die alten geblieben sind.

Ich habe es immer wieder gesagt: John McCain und Barack Obama sind die beiden besten Nominierungen, die sich die Parteien hätten einfallen lassen können. Und egal, wie die Wahl ausgeht: Die Nominierungen sind bereits das erste Zeichen für "change". Das Land ist in Bewegung geraten.

Ganz schön ins Grübeln gerate ich, wenn ich mir vor Augen halte, wie dramatisch sich die Welt in so wenigen Jahren verändert. Mal gerade acht Jahre ist es her, daß George W. Bush gegen die Politik des "nation building" Position bezog, die sogenannten "humanitären Interventionen" in aller Herren Länder ablehnte und so unschuldig wie ernsthaft erklärte, die Vereinigten Staaten hätten sich nicht überall einzumischen. Mal gerade vier Jahre ist es her, daß die Grande Olde Party auf dem Höhepunkt ihres Erfolges jeden Anhänger so beeindruckte, daß man meinen konnte, die Macht bleibe noch lange ungebrochen, die USA seien inzwischen so republikanisch wie Bayern "christlich-sozial" mit einer satten Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses und einem mit knapp 60 Millionen Stimmen und über 50% wiedergewählten Präsidenten. Heute schon steht die Partei von Lincoln und Reagan, wie ich hier schon schrieb, vor dem Ende einer Ära.


Und wie gut ging es uns doch erst in den 90ern! Was war das ein goldenes Jahrzehnt! Den Kalte Krieg gewonnen, die USA die einzige Supermacht, die Wirtschaft boomte, überall auf dem Planeten ein paar Mini-Konflikte und das Internet und die New Economy auf dem weltweiten Vormarsch. Hie und da wurden ein paar Raketchen abgefeuert und im Feuilleton diskutierte man größtenteils gelangweilt über den kommenden "Kampf der Kulturen" (Samuel Huntington).
Wieviel Naivität man sich da erlauben konnte! War mir das Ergebnis der ersten Präsidentschaftswahl, die ich interessiert verfolgte, der von 1992, noch recht egal, war ich vier Jahre später, als ich dann auch selbst mitwählen durfte, Feuer und Flamme für den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Bob Dole. Irgendein Feindbild mußte man ja haben, und so war der 42. (eigentlich 41.) US-Präsident Zielscheibe meiner Angriffe und Anlaß für einen täglichen Wutausbruch. Meine Schulkameraden konnten das nicht verstehen. Was ich denn gegen den Clinton hätte. Der mache doch eine gute Figur, habe einen außenpolitischen Erfolg nach dem anderen und den USA ginge es doch gut. Ich war davon überzeugt (und damit habe ich freilich auch aus heutiger Sicht recht behalten), daß sich im Weißen Haus ein moralisch schwer verfehlter und charakterloser Widerwart breitgemacht hatte, der gegenüber den nationalen Interessen der USA indifferent war und das Land langfristig in die Bredouille bringen würde. Wirklich besorgt über den Zustand des Landes war ich nicht. Mußte ich ja auch nicht sein. Nach der verlorenen Wahl konnte man es sich als in Deutschland Lebender Ende der 90er ja sogar leisten, gegen die Einführung der Europäischen Währungsunion Unterschriften zu sammeln und die Bürger vor dem "Monopoly-Geld" zu warnen. Mehr Krise war ungeachtet der Entwicklung auf dem Balkan einfach nicht drin.

Für die Wahl 2000 war der Senator aus Arizona John McCain mein großer Favorit. Er war die Antithese zu Clinton. Ein charakterstarker Kriegsheld mit einem viel schärferen Profil als der Schnarchhahn Dole. Als sich nach Vorwahl in South Carolina schließlich der Gouverneur von Texas durchsetzte, unterstütze ich trotzig ihn. Ein einfacher durchschnittlicher Republikaner, der sich für Außenpolitik nicht sonderlich interessierte, und einfach ein paar Steuersätze senken wollte., gegen den ideologisch verblendeten Radikalökologen Al Gore. Der Texaner gewann mit 537 Stimmen Vorsprung in Florida, 271 Wahlmännern (ein Wahlmann Mehrheit), einer Gerichtsentscheidung von 4-3 Stimmen und einem Minus von 500.000 Wählerstimmen auf nationaler Ebene. Somit war für den entsprechenden Imageschaden schon vor Amtsantritt gesorgt und eine heikle Präsidentschaft begann. Aber stellte Bush mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Cheney an seiner Seite, mit dem ebenfalls ehemaligen Verteidigungsminister Rumsfeld als dem neuen, und all den anderen nicht das seit langer Zeit erfahrenste Team zusammen? Hatten sie nicht alle schon in mehreren Republikanischen Regierungen gearbeitet? Ja, Bush würde wohl bei der Realpolitik seines Vaters anknüpfen.

Acht Monate nach Amtsbeginn wurde unsere heile Welt durch einen aus blankem Haß geborenen Massenmord zerrüttet, die Außenpolitik der Bush-Administration durcheinander gewirbelt. Wurde die Intervention in Afghanistan als erster Schritt im "War on terror" noch von so gut wie allen Kräften des Westens (der "zivilisierten Welt") unterstützt, so wurde ab 2002 der Interventionismus der Clinton-Regierung auf verschärfte Weise fortgesetzt. Die Intervention imIrak, die u.a. das Land, in dem ich aufgewachsen bin und lebe, in eine hitzige Stimmung gegen die USA und vor allem sein Staatsoberhaupt versetzte, gehörte nur zum Teil in die Kategorie "War on Terror", und war in erster Linie eine Maßnahme, den seit 1991 unfertigen Krieg zwischen Saddam Hussein und Washington D.C. endlich zu beenden. Damit begann Bush eine Politik, die für das Gegenteil dessen stand, was er immer vertreten hatte.

Im Winter 2002/2003 konnte mir speiübel werden, wenn ich die Figuren aus dem rotgrünen Milieu sah, an denen der völkerrechtswidrige Krieg gegen Jugoslawien vier Jahre zuvor, an dem sich die Bundesregierung mit infamen Lügen ihres Verteidungsministers und einer an Widerwärtigkeit nicht zu überbietenden Parole ihres Außenministers ("aber wir haben auch gesagt `Nie wieder Auschwitz`") beteiligt hatte, bestenfalls vorbeigegangen war, wenn sie ihn nicht unterstützt hatten, wie sie nun ihren "Friedenskanzler" feierten und gegen den "Kriegstreiber" Bush Sturm liefen. Ich selbst war traumatisiert von 09/11 und zu einer unaufgeregten Betrachtung der Lage wohl sowenig imstande, wie meine Gegner. Heute wissen wir, daß prinzipiell jeder aus jederm Lager, der damals irgendetwas zum Irak sagte oder schrieb, sich geirrt hatte. Aber heute wissen wir auch, daß es unter jedem Präsidenten irgendwann zu der Intervention gekommen wäre, daß die USA sich viel zu spät der Aufgabe gewidmet hatten, ihre seit Anfang der 1960er Jahre im Irak gemachten Fehler zu korrigieren und die folgen auszubaden.

Die Wahl von 2004 stand ganz im Zeichen des Krieges gegen den Terror. Gerade drei Jahre nach dem Anschlag war es für mich gar keine Frage, daß ich den amtierenden Commander-in-Chief unterstützen würde. Stärke gegen Schwäche, Entschlossenheit gegen Eiertanz. Der farblose John Kerry repräsentierte die Niederlage.

In diesem Spätsommer ist vielleicht die Zeit noch nicht gekommen, einen nüchternen Blick auf die vergangenen Jahre, auf die gemachten Fehler und ihe Konsequenzen zu werfen, das Versagen der Entscheider richtig einzuordnen, es an den richtigen Stellen überhaupt auszumachen. Wissen tue ich nur, daß sich das Land in einem internationalen Loch befindet und die noch amtierende Regierung weitestgehend handlungsunfähig ist. Die Staatsschulden sind unter einer Republikanischen Regierung ins Unermeßliche gestiegen, der Interventionismus aus dem Geiste Woodrow Wilsons wurde auf die Spitze getrieben, die Autorisierung von Folter hat unsere Rolle als Führung der zivilisierten Welt (angenommen, diese sei je eine solche gewesen) zerstört, das Image des Landes ist wie seine Währung im Keller, der wirtschaftliche Einfluß in der Welt schwindet dahin. China wird zur neuen Supermacht. Rußland zeigt dem Westen die Zähne, indem es ihm beweist, daß es entscheidenden Einfluß zumindest auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetrepubliken behält und behalten will. Und es nicht akzeptiert, daß die NATO sich beliebig in den Osten ausdehnt. Und nicht so macht, wie Marktwirtschaft und Liberalismus es gerne hätten. Die Kohlen im Irak glühen noch und die Mullahs in Teheran rücken der Atombombe täglich näher. Europa hat keine Antworten und will auch keine, die USA können nicht (mehr) antworten.

Und wir sehen mit Spannung auf das Duell zwischen einem Konflikt-Junkie und einem Bauer von Brücken. Moment, höre ich die wenigen Leser des Artikels: Hieß es nicht eben, das seien die besten Kandidaten? Ja, sind sie. Ich versuche nur selbst aus angemessener Perspektive auf beide zu schauen. In der Welt von McCain stehen der Soldat und der Kampf im Mittelpunkt. Das Leben ist Schmerz (die gehässige Parole "Want more pain, vote for McCain" hat durchaus einen Kern Wahrheit). Die Welt, in der Obama lebt, ist dagegen schwer zu durchschauen. Denn so charismatisch er ist (eigentlich, da hatt Matt Yglesias recht, wird die Grenze zur Perversion schon überschritten, wenn ein Kandidat so charismatisch ist, daß es ihm das als Schwäche ausgelegt wird), so viel ist an ihm auch Maske, Show, Entertainment. So pragmatisch er auch sein mag, mindestens so naiv ist er.

Schmerzhaft und besorgniserregend sind die Ereignisse der letzten Jahre, Monate und Wochen. Bestürzend auch, wenn man in den Spiegel schaut und die eigene Blindheit vergangener Zeiten erkennt. Mit der ich nicht der einzige war. Es ist irgendwo zwischen 2 und 3 Uhr nachts. Wird es bald wieder, so wie Anfang der 80er Jahre, als ich ein gerade aus den USA verzogener kleiner Junge war, heißen :"It´s Morning in America"?

Die Frage allein ist vielleicht wiederum Ausdruck von Naivität. Mir würde es aber reichen zu wissen, daß bei allem Schatten auch genügend Licht ist und bleibt.

Freitag, 22. August 2008

Welches Business-Netzwerk?

Martin Meyer-Gossner befasst sich mit der Frage, welches Business-Netzwerk man am besten wählen sollte.

Inzwischen habe ich den Überblick verloren, wo überall ich mich im Laufe der letzten Jahre registriert habe. Xing sinnvoll zu nutzen kann ich aber auch nur dringend empfehlen.

Biden?

Heute entscheidet Obama sich in der VP-Frage. Ich will nach meiner erfolglosen Webb-Wette es noch ein letztes Mal versuchen: Joe Biden.

Ich schwankte heute morgen noch zwischen Sebelius und Biden, aber ich lege mich jetzt fest: Biden! Oder?

Dienstag, 19. August 2008

Yes he can!

McCain hat auf mich gehört und wird am 29. August, also am Tag nach Obamas Nominierungsrede auf dem Demokratischen Parteitag in Denver, ankündigen, wer sein Vizepräsidentschaftskandidat sein wird.

Ich hoffe weiterhin auf Pawlenty. Von mir aus auch Ridge, Christ, Cantor oder Holy Joe, aber bitte nicht Romney! Der versenkt die wenigen Chancen, die McCain hat, definitiv.

Sonntag, 17. August 2008

Michael Phelps


Ich finde es ungeheuerlich, daß über den erfolgreichsten Olympionike aller Zeiten hierzulande nichts gesagt und geschrieben wird oder werden kann ohne so endlos bescheuerte Sätze wie: "Es besteht dennoch Hoffnung darauf, daß er clean ist."

Vorgestern schrieb Dirk Maxeiner über einen in diesem Zusammenhang klassischen Rufmord-Beitrag des heute-journal.
Um mich herum ist es sowieso allen klar: "Der ist definitiv gedoped."

Für mich ist Phelps, der auch vor vier Jahren in Athen sehr viel Eindruck hinterließ, zunächst einfach nur der größte Sportler der Gegenwart.

Congratulations!!

Samstag, 16. August 2008

Howard Dean setzt auf "Rasse"


Wer glaubte, daß die Republikanische Partei im Wahlkampf verstärkt die "race card" spielen werde, darf sich widerlegt sehen. Rassismus spielt seit Beginn des Jahres vornehmlich im Wahlkampf der Partei von Barack Obama eine Rolle.

Howard Dean, Chairman des Democratic National Committee und so etwas wie der Oskar Lafontaine aus Vermont, bezeichnete nun die GOP als "weiße" Partei. Minoritäten hätten bei den Dems weitaus bessere Chancen.
Mag ja sein, daß die in erster Linie älteren weißen Herren, die für die Partei von Lincoln und Reagan kandidieren, einen Eindruck erwecken, der Dean zunächst bestätigt. Ein paar Fragen muß er sich dann aber doch gefallen lassen.

We called it OJT

Mich erreicht eine E-Mail mit folgendem Text:

If I only had 143 days of experience, would you hire me to fix your car?
Would you hire me to run your company?
If I only had 143 days experience would you hire me to run the country?
Something America might want to think about. Just how much Senate experience does Barack Obama have in terms of actual work days? Not much. From the time Barack Obama was sworn in as a United State Senator, to the time he announced he was forming a Presidential exploratory committee, he logged 143 days of experience in the Senate. That's how many days the Senate was actually in session and working (??). After 143 days of work experience, Obama believed he was ready to be Commander In Chief, Leader of the Free World, and fill the shoes ofAbraham Lincoln, FDR, JFK and Ronald Reagan. 143 days -- I keep leftovers in my refrigerator longer than that. This isn't taking into account the days he has missed. In contrast, John McCain's 26 years in Congress, 22 years of military service including 1,966 days in captivity as a POW in Hanoi now seem more impressive than ever. At 71, John McCain may just be hitting hisstride. Think about IT!!! A great many people in this country have obviously gone stark raving mad!

Der letzte Satz ist gewiß richtig.

Der Mehrheit der Wähler wird Obamas mangelhafte Erfahrung aber wohl egal sein. Hillary Clinton hatte im Vorwahlkampf voll auf die Karte "experience/ready to lead from day one" gesetzt und ist damit Baden gegangen.

Aufruf gegen Durban 2!

Auch ich möchte auf meinem blog meine Leser auf die Möglichkeit hinweisen, sich dem Appell des französischen Philosophen Pascal Bruckner anzuschließen und den Aufruf "Boykottiert Durban 2" zu unterstützen.

Freitag, 15. August 2008

Keine Beugehaft!


BGH hat entschieden: Frühere RAF-Terroristen müssen nicht in Beugehaft:

Die früheren Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Knut Folkerts müssen nicht noch einmal in Haft; Christian Klar, dessen Mindesthaftzeit im Januar 2009 endet, muss nicht länger im Gefängnis bleiben. Der Staatsschutzsenat des Bundesgerichtshofs hat am Freitag den Beschwerden der ehemaligen RAF-Mitglieder stattgegeben, mit denen sie sich gegen die Anordnungen von Erzwingungshaft des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs wenden..

Peter-Jürgen Boocks Exklusiv-Geschichte aus dem vergangenen Jahr über das Attentat auf Buback im April 1977, die Stefan Aust ihm zum 30. Jubiläum des Deutschen Herbstes gerne abgekauft hat, hat somit nicht dazu geführt, daß das psychische Wrack Christian Klar nach 28 Jahren Haft und Brigitte Mohnhaupt, die zwei Drittel ihres Lebens im Gefängnis verbracht hat, in Erzwingungshaft müssen. A bisserl funktioniert der Rechtsstaat hierzulande wohl schon.

Boock dürfte trotzdem im Gespräch bleiben und die CSU dürfte bald die nächste Gelegenheit finden, "keine Gnade für die Gnadenlosen" zu fordern.

Zitat der Woche

"Im 21. Jahrhundert fallen Staaten nicht in andere Staaten ein."

-Senator John McCain, designierter US-Präsidentschaftskandidat der GOP 2008

Ich habe den Satz (noch) nicht gehört, aber er soll das wohl ganz trocken gesagt haben. Ohne irgendwelche Ironie oder dergleichen.

Freitag, 8. August 2008

Wann kommt denn nun endlich die Rezession in den USA?

Ich war mir sicher, dass die Wachstumszahlen für das zweite Quartal 2008 negativ ausfallen würden. Schließlich war im ersten Quartal schon der März schlechter als der Februar, der Februar wiederum schlechter als der Januar, wenngleich die Wirtschaft im ersten Quartal im Schnitt dann doch noch stärker war als im vierten Quartal 2007.

Daß die Rezession aber nach einem negativen zweiten und dritten Quartal spätestens eintreten würde, erwartete doch wohl irgendwie jeder. Und nu? Pustekuchen.

Vor allem: wo bleiben die Folgen der Finanzkrise?

Thomas Fricke über eine "zauberhafte Katastrophe".

"Alexander Solschenizyn - Antitotalitarist und Patriot"

"Alexander Solschenizyn verkörpert das Antlitz eines patriotischen Konservatismus, der sich der Inhumanität jeglichen Totalitarismus und nationalchauvinistischer Agitation verweigert."

Schikora über den Verstorbenen.

Mittwoch, 6. August 2008

Dein Browser kennt dein Geschlecht

Via Andrew Sullivan:

Mit diesem witzigen tool läßt sich aus der eigenen Surfhistorie das Geschlecht ermitteln.

Sonntag, 3. August 2008

Virgina is for lovers, America needs a fighter


Und wieder ein Name mehr auf der Liste der möglichen Vizepräsidentschaftskandidaten für John McCain: der Kongreßabgeordnete Eric Cantor aus Virginia.


Er soll zu den stärksten Unterstützern Israels im Repräsentantenhaus gehören. Aber es geht wohl weniger darum, Stimmen jüdischer Wähler zu maximieren, als vielmehr Virginia für die GOP zu sichern. Denn in diesem "red state" sind Obama und McCain in den Umfragen gleichauf. Besonders kritisch könnte es werden, wenn Obama Virginias Gouverneur Tim Kaine als "running mate" aufstellt.
Virgina, wo Obama in den Vorwahlen über sechzig Prozent geholt hat, spielt also eine große Rolle; man erinnere sich nur an Senator Jim Webb, der lange Zeit als Favorit für den demokratischen Stellvertreterposten unter Barry Dunham aka Barack Obama galt. Ich schätze den Staat sehr, die Gegend im Norden um den Potomac herum ist überhaupt eine meiner Lieblingsgegenden in den Staaten. Aber Virginia ist doch was für Verliebte und nichts für Kämpfer, von denen Amerika jetzt so dringend einen braucht.
In eigener Sache: Ich konnte gestern auf einem 25-km-Sommernachtslauf in Bellheim in der Pfalz zu meiner eigenen Überraschung einen Schnitt von weniger als 5 Minuten auf den Kilometer halten und kam in 2:04:30 h ins Ziel. Die Frühform ist gut, der Ausblick auf den Marathon in vier Wochen entsprechend und ich bin heute bestens gelaunt, auch wenn die kommende Woche, insbesondere der morgige Tag recht stressig werden dürften.
In den nächsten zwei Wochen werden wohl weniger Posts hier geschrieben; zum Ende des Monats hin hoffe ich aber meine Online-Aktivitäten intensivieren zu können. Spätestens ab Oktober wird mit nahender US-Wahl unter Garantie täglich geschrieben werden.

Samstag, 2. August 2008

Die Medien und das negative Bild

Auf Zettels Raum wird sich mit der Frage auseinandergesetzt, wer von den beiden (chancenreichen) US-Präsidentschaftskandidaten die bessere Presse hat. Außerdem wird etwas über Master Narratives erzählt.

Zur Problematik der Präsenz und Darstellung in den Medien wäre noch die Frage zu stellen, welchen Einfluß die Medien auf den Wähler eigentlich haben. Marc Ambinder hat kürzlich behauptet, der Einfluß sinke seit den 1960er Jahren. Wenn wir uns in Erinnerung rufen, gegen welche Negativpresse in den USA George W. Bush mit knapp sechzig Millionen Stimmen 2004 die Wahlen gewann, so kann daraus nur folgen, daß der Medieneinfluß begrenzt ist.

Kaplan meint, in der jetzigen Phase des Wahlkampfs seien beide Seiten
"engaged in one of its most important missions: establishing a negative
narrative about the opponent". Jede Seite sei mit einer ihrer wichtigsten
Aufgaben befaßt: Vom Gegner ein negatives Klischee zu entwerfen.

Die Demokraten haben dies in einer Hinsicht bereits sehr erfolgreich gemacht. Denn eins läßt sich an dem bisherigen Wahlkampf sehr gut beobachten:

Daß Bush vor vier Jahren Kerry besiegt hat, lag zum Beispiel wesentlich
daran, daß Kerry erfolgreich mit dem Etikett "flip-flop" versehen werden konnte,
weil er zu zentralen Fragen seine Meinung geändert hatte.

Und ganz genauso gelingt es gegenwärtig den Demokraten, mit der gebetsmühlenhaft wiederholten Behauptung, McCain bewerbe sich um Bushs dritte Amtszeit, ihn mit einem Etikett zu versehen, das loszuwerden er sich schwer tut.

Swift-Boating Obama

Vor vier Jahren dürfte das Buch Unfit for Command aus dem Kreis der putzigen Swift-Boat Veteranen einen Beitrag zur Niederlage von John Kerry geleistet haben. Im September erscheint nun The Case against Barack Obama. Das rechte Nachrichtenmagazin Newsmax verweist auch noch stolz darauf, daß das Buch von der gleichen Gruppe herausgegeben wird.

Ziehen dürfte das dieses Jahr nicht.

Freitag, 1. August 2008

Zitat des Tages

"Schlüge man Frank Schirrmacher zehnmal am Tag in sein verlogenes Bübchengesicht, machte man sich der Sünde schuldig, ihn nicht elfmal verdroschen zu haben. So viel Intriganz war nie, so viel Geschwiemel, so viel Korruptheit. Der Mann könnte direkt bei Siemens anheuern oder bei der Deutschen Bank, aber möglicherweise gibt es dort noch Minimalstandards? Für die FAZ, wo die Fischgrütze Lorenz Jäger als Redakteur durchgeht, reicht es aber, da kann Schirrmacher blenden. Reüssier, reüssier, schreibst du mir, schreib ich dir."

-Wiglaf Droste
 
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