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Dienstag, 8. Februar 2011

Die radikale deutsche Linke nach 1989


Wenn ich meinen Lesern derzeit irgendein Sachbuch ans Herz legen kann, dann ist es Jan Gerbers Buch "Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des Sozialismus" . Wer sich ein bißchen für die Geschichte der radikalen Linken in Deutschland und der innerlinken Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten interessiert, kommt an Gerbers Buch nicht vorbei.

Als die Ereignisse von 1989/90 der sich bereits im Niedergang befindlichen Linken den ideologischen Bezugsrahmen entzog, konnten Beobachter mit Fug und Recht davon ausgehen, daß in wenigen Jahren die Linke als solche verschwinden würde. Die verschiedenen Fraktionen der auseinanderfallenden Linken, die die Wiedervereinigung aus unterschiedlichen Gründen ablehnten, befanden sich zwischen Neuorientierung und Zusammenbruch. Wenige Monate nach der Wiedervereinigung machten sie in der Auseinandersetzung über den zweiten Golfkrieg ihre Gegensätze deutlich. Die Zeit zwischen dem Fall der Mauer und dem Golfkrieg 1991, in der die Grundlagen für die Auseinandersetzungen der außerparlamentarischen Linken in den letzten beiden Jahrzenten gelegt wurden, bildet den Kern der Arbeit. Gerber zeichnet die Entwicklung sämtlicher Gruppierungen und Grüppchen akribisch nach und geht der Frage nach, warum die Restlinke auf 1989 so reagierte, wie sie reagierte.

Der Autor hofft, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, die Schwierigkeiten und Probleme "besser begreifen zu können, mit denen sich konfrontiert sieht, wer unter den gegenwärtigen Bedingungen - und gegen den allgemeinen postmodernen, kommunitaristischen und kulturrealtivistischen Trend auch und gerade innerhalb der Linken - an den Prämissen der Aufklärung festhalten will." Meiner Meinung nach erfüllt das Resultat diese Hoffnung.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Kritik des Antizionismus - ein Leserbrief und seine Begleiterscheinungen

In KONKRET 11/2010 kommentiert Philipp Schmidt die Stellungnahmen des SPD-Bundesvorsitzenden in der Causa Thilo Sarrazin: "Seit an Seit schreiten die Genossen dorthin, wo es manchmal riecht - meistens jedoch aufs Erbärmlichste stinkt." Auf der nächsten Seite bewirbt Promedia ein Buch mit dem folgenden Text: "Längst schon ist die lustvoll heteronome Verwendung von 'Antisemitismus' als Parole im vermeintlichen Kampf gegen Antisemitismus in 'eine fürchterliche Epidemie wie die Cholera'umgeschlagen. Ob man diese Epidemie heilen kann, wird sich erst erweisen müssen. Zu offensichtlich kommen gerade die zu Schaden, welche die Träger der anti-antisemitischen Farce meinen, 'beschützen' zu sollen." Daß es die Kritiker des Antizionismus seien, die den Zorn der Antisemiten auf die Juden lenken, hört und liest man gern an Stammtischen der SPD, Möllemann-verherrlichender "Liberaler" und andernorts, wo es "meistens [...] aufs Erbärmlichste stinkt".

Als langjährige KONKRET-Abonnenten wissen wir den Anspruch zu schätzen, Grenzüberschreitungen von der Polemik zur Hetze, mithin vom Kommunismus zum Faschismus Einhalt zu gebieten. Wir gehen hierbei selbstverständlich davon aus, dass KONKRET, diesem Anspruch verpflichtet, das genannte Inserat ausschließlich zu Dokumentationszwecken veröffentlicht hat.


Mark P. Haverkamp, Mannheim
Daniel Leon Schikora, München


In den Mitteilungen in eigener Sache (S. 4) im aktuellen Heft grenzt die KONKRET-Redaktion sich erfreulicherweise deutlich von den Abraham Melzers und deren Rufern ab: "Sollen Frauen niedergemacht werden, sucht die Redaktion sich dafür eine Frau. Will man mit Schwulenwitzen, die sonst nur Handelsvertreter sich trauen, bei linken Studienräten und -rätinnen absahnen, läßt man sie von Schwulen erzählen. Türken oder Muslime her- und hinzurichten, taugt keiner besser als eine Türkin oder ein Moslem. Das Nonplusultra aber ist ein Jude, der Judenwitze erzählt. Oder, ganz im Ernst, wie Moshe Zuckermann in seinem Buch 'Antisemit!' den Antisemiten die Arbeit abnimmt."

Auch in der Dezember-Ausgabe befindet sich die genannte Promedia-Anzeige, und zwar auf der gleichen Seite wie in der vorherigen (S. 17).

Samstag, 20. November 2010

und es bleibt nur konkret

Sie haben ihn als "Karlchen Krause" verspottet, ihn den "letzten Stalinisten seit Enver Hoxha" genannt und in ihm immer einen "Linksextremisten" oder "Holzhammer-Kommunisten" gesehen. Er, der seit 36 Jahren eine antifaschistische Zeitschrift herausgibt, attackiert monatlich in seiner Kolumne die Verhältnisse in dieser Republik und zeigt in seinem Express das fürchterliche Denken der Lohnschreiber dieses Landes an ihrer falschen Sprache auf. "Es spricht der Vertreter der Anklage und er spricht schneidend", schrieb vor einigen Jahren Wiglaf Droste. Noch seine ärgsten Feinde können nicht unhin, ihm eine "bestechende Stilistik" zu attestieren.

Hermann L. Gremliza feiert heute seinen 70. Geburtstag. Ich hoffe, daß ihm noch viele Jahre vergönnt sind und seine Zeitschrift sich noch lange behaupten wird.

Sonntag, 29. November 2009

Dokumentation: Absage an "Diskussion mit dem ohnehin Kritikunwürdigen"

von Gruppe 8. Mai

Die Bielefelder AJZ-Linke hat mal wieder das Gerücht über den Juden, den Antisemitismus also, mobilisiert. „Dennoch glaubt Költer (von der Antifa AG, T.L.) fest daran, dass auch künftig eine Zusammenarbeit der Antifa-AG mit dem Zentrum möglich ist: »Wir werden die Diskussion suchen und sind zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe ausräumen lassen.«“ (http://jungle-world.com/artikel/2009/48/39846.html)

Ja, so kennt man sie, die Appeasement-„Antideutschen“. „Der zerbrochene Krug geht so lange zum Brunnen, bis dieser versiegt ist.“ (Paul Celan)

Von der gleichen Toleranz, die hier als Nichts denn Ignoranz sich zeigt, zeigten vor Kurzem sich die Hamburger Vertreter des selben Milieus (die ihr Reproduzieren des Allermindesten tatsächlich für ein Steigern der Kritik dem Höhepunkt zu, hypostasiert: „Kritikmaximierung“, ausgeben), als sie nicht mal im Angesicht antiimperialistischer Schläger, also des schlechthin Bösen, die Polizei zu Hilfe riefen. Links sein heißt scheinbar, auch mit besserem Wissen statt über Erfahrungen wesentlich über Reflexe zu verfügen. In Bielefeld sind diese natürlich, so wie alles dort, noch etwas hässlicher: man ergreift nicht nur nicht die gebotenen Maßnahmen gegen die Antisemiten, sondern sucht auch noch den "kritischen" Kontakt zu ihnen.Dem zum Trotz und in aller Zuversicht, dass sich die Vorwürfe nicht werden aus-, sie meinen beiseite räumen lassen, werden die einzigen Antifaschisten Bielefelds demnächst weiterhin nicht die Diskussion mit dem ohnehin Kritikunwürdigen suchen, sondern mit einer Intervention in Form einer Veranstaltung die unnütze Israelsolidarität von Antifas und AGs aufs Korn nehmen. Denn es geht um Israel. Den Termin in Kürze hier: http://8mai2005.realization.info/

(via Daniel Leon Schikora)

Dienstag, 2. Juni 2009

Liberale Kranzniederlegung für Dutschke?

Unsere libertären Knuffel vom A-Team dokumentieren per Video eine Kranzniederlegung einiger "liberaler Privatpersonen" für Benno Ohnesorg, der aus ihrer Sicht seit dem Aktenfund ein Opfer der SED ist.
Frage: Wenn sich herausstellen sollte, daß Bachmann, von dem immerhin bereits berichtet wird, sich auffallend oft in der DDR aufgehalten zu haben, etwas mit der Stasi zu tun hatte, wird es dann liberale Kranzniederlegungen für den Nationalen Sozialisten Rudi Dutschke geben?

Samstag, 30. Mai 2009

Frohe Pfingsten

Google Wave, ein neues Kommunikationstool, die Neuerfindung von E-Mail

Wie entscheidend sind eigentlich CEOs, fragt sich Harris Collingwood

Daniel Schikora kommentiert die jüngsten bezeichnenden Äußerungen des CSU-Europapolitikers Posselt zum Mafia-Staat Kosovo

Ivo Bozic fasst das "Ohnesorg-Theater" zusammen und zeigt, daß der Fall Kurras gerade Konservativen Anlaß dazu sein sollte, ihre Positionen von 1967ff. zu überdenken

Daniel Fallenstein interviewt MdB Frank Schäffler (FDP)

Freitag, 17. April 2009

Wir sind alle Palästinenser

Schikora rezensiert Tilman Tarachs Buch Der ewige Sündenbock:

Die Lektüre von Tarachs Buch ist jedem zu empfehlen, der an einer kompakten Einführung in die Motivation einer pseudo-linken „Israel-Kritik“ interessiert ist, deren antimodernistischen, antiwestlichen Kern der Autor schonungslos offen legt. Bei der Parteinahme nicht nur „linker“ Feinde Israels für islamische „Freiheitskämpfer“, welche – keineswegs nur in „Palästina“ – der „eigenen“ Jugend keine anderen Perspektiven gesellschaftlicher Organisation zu bieten haben, als die der Vorbereitung auf Suizid-Attentate, handelt es sich nicht um eine verfehlte Einschätzung irgendeines internationalen Konflikts, sondern um ein offenes Bekenntnis zur Barbarei.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Der Jürgen

Ja, der Jürgen. Stefan Ripplinger hat einen hübschen Text zu dem Phänomen geschrieben.
Und sein letzter Kommentar zieht meine Augenbrauen hoch:

Er ist kein bewusstloser Faschist, sondern erinnert mich an den bad scientist, der erst die Krankheit erforscht, um sie dann zu streuen. Und warum? Weil er denkt, das brächte ihm nun Erfolg. Ich empfehle, nicht seine Argumente, sondern seine Taktik zu studieren (wenn man ihn schon nicht ignorieren kann).

Der Mann ist über 50 und auch sein Heuschrecken-Buch dürfte nur ein mäßiger Erfolg gewesen sein. Ok, über ihn wird ohne Zweifel eine Menge geschrieben. Wo also wird der ausbleibende Erfolg ihn hinführen?

Montag, 17. November 2008

Linke Literaturmesse: Kritik an RAF und Mullahs unerwünscht




Wie es um den Pluralismus auf der Deutschen Linken bestellt ist und wo deren Prioritäten liegen, zeigt der Ausschluß des linken Verlages Ca Ira von der "Linken Literaturmesse": Kritik am Mullah-Regime in Teheran ist nicht erwünscht.
Mit einem klaren Beschluß der Mehrheit aller Aussteller endete am Sonntag die 13. Linke Literaturmesse in Nürnberg: Der Verlag »Ça ira« wird künftig ausgeschlossen. Die anderen Verlage wollen es sich und ihrem Publikum nicht länger zumuten, daß auf dem Messestand von »Ça ira« die »antideutsche« Zeitschrift Bahamas ausliegt. Sie empfinden es auch als unverfroren, wie leichtfertig anderen Linken in Veranstaltungen und Publikationen dieses Verlages Antisemitismus vorgeworfen wird. Die Aussage, die RAF sei »der verlängerte Arm der SS« gewesen, sei nach einhelliger Meinung der Höhepunkt der Geschichtsklitterung gewesen. Im Vorfeld der Messe war »Ça ira« darüber hinaus unverhohlene Sympathie für einen Krieg gegen den Iran vorgeworfen worden.


(via Schikora: "Muß eine Linke Buchmesse Khomeini-konform sein?")

Freitag, 24. Oktober 2008

Vorkämpfer gegen Antisemitismus verzweifelt gesucht

Mit den Krawallantisemiten aus der SED-Nachfolgepartei "Die Linke" will die Unionsfraktion keine gemeinsame Erklärung gegen Antisemitismus abgeben:

"Mit den Linken machen wir mit Sicherheit keinen Antrag gegen Antisemitismus", sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Hans-Peter Uhl, der Süddeutschen Zeitung . "Es gibt in der Linkspartei eindeutig antisemitische Tendenzen", fügte er hinzu.
"Wir halten es für Heuchelei, wenn sich die Linke als Vorkämpfer gegen Antisemitismus geriert", heißt es in einer Erklärung Uhls und der Bundestagsabgeordneten Kristina Köhler."Als diese Partei noch unter dem Namen SED die Geschicke in der DDR lenkte, hat sie Israel das Existenzrecht verweigert und den jüdischen Staat nie anerkannt."
Bis heute habe die Linkspartei keine "klare Trennung von ihrer unrühmlichen Tradition" vollzogen. Abgeordnete der Linken beteiligten sich an "antisemitischen Demonstrationen" zur Unterstützung von Hamas und Hisbollah.


Weil Uhl und Köhler noch erkennen könnten, wie unsinnig eine gemeinsame Erklärung auch mit der Fraktion der Grünen ist, wehrt deren rechtspolitischer Sprecher präventiv ab:

"Uhl ist ein alter Krakeeler", sagte ihr rechtspolitischer Sprecher Jerzy Montag der Süddeutschen Zeitung. Es sei "absolut unangemessen, solche Töne anzuschlagen". CDU und CSU selbst seien im Umgang mit dem Antisemitismus keineswegs immer vorbildhaft gewesen. "Die Union muss immer bedenken: Wenn sie in der Frage des Antisemitismus mit dem Finger auf andere zeigt, zeigen drei Finger auf sie zurück", warnte Montag.

Heiliger St. Florian......und was sagt Herr Westerwelle dazu?
Weitere Links zum Thema:
Werner Pirker im Zentralorgan des linken Antisemitismus: Adenauers Erben

Montag, 6. Oktober 2008

Lest mal lieber nichts, ihr Linken!

Zettel fürchtet die Marx-Lektüre einiger (linker) Studierender:

"Jetzt lesen sie also wieder ihren Marx, die linken Studenten. Und manche werden sich wieder, wie einst vor vierzig Jahren, vom Blitzen und Donnern seiner Sprache verführen lassen."

Marx wirklich gelesen haben dürften vor vierzig Jahren die wenigsten linken Studenten. Daß aber manche eine "Renaissance des Marxismus" befürchten, weil sich an einigen Hochschulen Grüppchen bilden, die ein bißchen über die Kritik der politischen Ökonomie plaudern wollen, zeigt doch, wie unausrottbar selbst die irrwitzigsten Ausprägungen des Antikommunismus sind. Trotz des Zusammenbruchs des real exisitierenden Sozialismus vor zwei Jahrzehnten.

Freitag, 15. August 2008

Keine Beugehaft!


BGH hat entschieden: Frühere RAF-Terroristen müssen nicht in Beugehaft:

Die früheren Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Knut Folkerts müssen nicht noch einmal in Haft; Christian Klar, dessen Mindesthaftzeit im Januar 2009 endet, muss nicht länger im Gefängnis bleiben. Der Staatsschutzsenat des Bundesgerichtshofs hat am Freitag den Beschwerden der ehemaligen RAF-Mitglieder stattgegeben, mit denen sie sich gegen die Anordnungen von Erzwingungshaft des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs wenden..

Peter-Jürgen Boocks Exklusiv-Geschichte aus dem vergangenen Jahr über das Attentat auf Buback im April 1977, die Stefan Aust ihm zum 30. Jubiläum des Deutschen Herbstes gerne abgekauft hat, hat somit nicht dazu geführt, daß das psychische Wrack Christian Klar nach 28 Jahren Haft und Brigitte Mohnhaupt, die zwei Drittel ihres Lebens im Gefängnis verbracht hat, in Erzwingungshaft müssen. A bisserl funktioniert der Rechtsstaat hierzulande wohl schon.

Boock dürfte trotzdem im Gespräch bleiben und die CSU dürfte bald die nächste Gelegenheit finden, "keine Gnade für die Gnadenlosen" zu fordern.

Sonntag, 15. Juni 2008

Entsorgung des Falls Dutschke

Jürgen Roth:

Wer sich ein bißchen auf Youtube umschaut, findet etliche Belege für Dutschkes
ab ove ekelhaftes Kathedergelärme, für seine unausgesetzt immergleiche,
besinnungslose Brotbeutelagitation, die, mit Adorno zu reden,nichts anderes war,
als "Sprachbanddenkerei" - Engagement als Geblöke und Gebelfer ("In diesem Kampf
habt ihr eure Bedürfnisse zu entfalten"); Dokumente einer Geistlosigkeit und
Hybris, vergleichbar den Auftritten eines Bohlen oder Westerwelle

Montag, 2. Juni 2008

Neues von den Bahamas

Die Redaktion der Zeitschrift Bahamas reagiert auf ein linkes Veteranentreffen im Hamburger Polittbüro. Aus dem Editorial der neuen Ausgabe:

Was macht man aber gegen Spalter? Ditfurth schlägt vor, aus den „massenhaften Fehlern“ früherer Jahre zu lernen und statt „ein Bußverhalten einzuüben, […] daraus klüger zu werden für kommende Kämpfe.“ Und die antideut­sche Perversion, was machen wir mit der? „Dazu gehört, eine Grenze zu ziehen zu dieser Sorte neuer Reaktionäre, von denen der Uli Krug ja nur eine Randfigur ist. Ich hätte heute Abend gerne ein bisschen über die sogenannte Gewaltfrage diskutiert, schade.“ Für eine Anekdote aus dem Jahr 1988 hat die Zeit dann doch noch gereicht: „Die beiden alten Leute sitzen in einem Zimmer und streiten über Gewalt: ,Also ich glaube‘, sagt Karola Bloch, dass man ganz ohne Gewalt bestimmt nicht auskommt.‘ Sie sitzt da ganz nonchalant, raucht Kette. ‚Selbstverständlich bin ich für Gewalt, nicht nur gegen Sachen, sondern gegen solche Menschen, die dem Fortschritt schaden. Da habe ich gar keine Skrupel.‘ Fährt die 83jährige Jüdin und Kommunistin fort und sagt in ihrer wunderschönen Sprache: ‚Da bin ich zu sehr als Revolutionärin aufgewachsen.’“ Wenn die alte Stalinistin erzählt, dann tritt das virtuelle Erschießungskommando gegen Volksfeinde und Diversanten an, und das spalterische Übel wird ein für allemal ausgemerzt. Wenn es die ewig junge und selbstverständlich nichtrauchende Radikalökologin kolportiert, wird Ketterauchen zum Ausweis unbeugsamen Charakters und wandelt sich seniles Geschwätz in wunderschöne Sprache. Wie nützlich auch, dass die als Volkskommissarin gegen Randfiguren wie Uli Krug ins Feld geführte „Kommunistin“ auch noch Jüdin war, man kann es gar nicht genug betonen.

Meine eigene Reaktion auf das Treffen findet sich hier.

Dienstag, 27. Mai 2008

Warum die Projektionsthese falsch ist

Stefan Blankertz führt in der Freiheitsfabrik Handkes Publikumsbeschimpfung als Argument gegen Götz Aly ins Feld.

Ein vortreffliches Beispiel.

Freitag, 18. April 2008

Rebellion und Verbrechen 3

Die Runde gestern bei Maybrit Illner mit Bettina Röhl, Jutta Ditfurth, Götz Aly, Volker Kauder, Claus Peymann und Heiner Bremer hätte ich gerne verpasst.

Samstag, 12. April 2008

Rebellion und Verbrechen 2

Letzten Sonntag Thementag auf 3sat: 1968. Ich bin nur dazu gekommen, die ganz gelungene Sendung Foyer extra über die Generation der 1968 Geborenen, in der leider auch so fürchterliche Figuren wie Serdan Somuncu auftreten, und die Talkrunde kulturzeit extra: Mythos 1968 mir anzusehen. Die Gäste der Runde: Axel Honneth, Götz Aly, Franziska Augstein, die Alys Buch im Februar in der Süddeutschen verrissen hatte, Klaus Theweleit und Andreas Veiel.
Augstein findet es schade, 1968 noch zu klein zum Rebellieren gewesen zu sein. Darauf Aly: "Das glaube ich. Daran leiden Sie noch heute."
Mir fällt sofort der Satz aus Elfriede Jelineks Theaterstück Ulrike Maria Stuart ein: "Ach wie gerne hätten wir die ideologischen Apparate selber noch erlebt."

Aly hat einen Punkt: Die Auseinandersetzung mit Auschwitz findet 68 praktisch bei den protestierenden Studenten nicht statt. Theweleit widerspricht ihm energisch, aber ihm gelingt es nicht, wirklich gegen Aly anzukommen. Er zitiert laufend Schriftstücke und Dokumentationen von SDS-Mitgliedern, die lange vor 1967/68 erschienen sind. Als Aly ihn darauf hinweist, meint er nur: "Deshalb wir das 68 doch nicht im Kopf gelöscht." Das haben sie tatsächlich nicht, sie haben nur in ihrer Wahrnehmung, wie Aly richtigerweise anmerkt, den Faschismus nach Washington verlegt. Dann benutzt Aly auch noch einen geschickten Trick an, indem er Klaus Theweleit von dessen Werk Männerphantasien vorschwärmt, was den recht hilflos aussehen lässt, und schließlich argumentiert er, daß die in diesem Buch beschriebenen Charakterstrukturen doch bis 68 überlebt hätten. Was Theweleit selbst am besten wissen müßte.
Es geht ein wenig hin und her über das das gesellschaftliche Klima und den Anlaß zum Protest in der Mitte der 60er Jahre. Veiel versucht sich zwischen Aly und Theweleit zu positionieren und beiden recht zu geben. Der Habermas-Jünger Honneth redet nur so ein bißchen vor sich hin und schafft es nach meiner Auffassung nicht, eine einzige hervorstechende Aussage zu machen. Alys Vergleich der Studentenbewegung mit den Nazis (Theweleit: "Es hat mit Sicherheit keine 33er gegeben") wird kaum thematisiert, Alys Buchtitel, der nun wirklich für sich spricht, nach meiner Erinnerung kein einziges Mal diskutiert. So steht der Historiker schließlich als argumentativer Sieger da. Und die 68er bei weiteren Angehörigen jüngerer Generationen als Nazis ohne Machtergreifung.

Sonntag, 9. März 2008

Rebellion und Verbrechen

Bin ich der einzige, den die Lektüre der Diskussion zwischen Gremliza, Proll, Ebermann, Ditfurth und Dellwo in der aktuellen konkret verstört hat?

Zunächst zu Gremlizas einleitendem Referat: Seiner Kritik an Götz Alys vereinfachender Methode, den Denunziationen in dessen jüngstem Buch stimme ich ohne Abstriche zu. Viele aus meiner Generation werden leider ein solches Pamphlet aus der Hand eines Historikers, der durchaus bedeutende Werke zur NS-Forschung wie Endlösung vorgelegt hat, emphatisch begrüßen. Für sie sind "die 68er" ein einziger Haufen von "Linken", die alle dasgleiche wollten und taten, und von denen sich ledigleich einige auf unterschiedliche Art und Weise anpassten. Nie würden sie sich Gedanken darüber machen, in wieviele unterschiedliche Fraktionen und Bewegungen die damals Protestierenden sich aufsplitteten, von den unterschieden zwischen den Bewegungen in den einzelnen Ländern ganz zu schweigen. Gremliza bringt es auf den Punkt:
"Unser Kampf, das ist mein Kampf im Plural......Die Rebellen waren also eigentlich Nazis." Und diejenigen, gegen die sie rebellierten, sollen keine gewesen sein.
An das Ende seines Referats hat Gremliza als "Anregung" ein Wolfgang-Pohrt-Zitat aus dem Jahr 1986 gestellt:
Der Fehler der RAF war weder die Anwendung von Gewalt noch waren es
Kriminaldelikte, sondern ihr Fehler war die Niederlage im
antiimperialistischen Kampf.
Die sich daran anschließende Diskussion ist eine Mischung aus Nostalgie und abstoßender Glorifizierung ebendieses antiimperialistischen Kampfes. Gremlizas Frage nach der angemessenen linken Kritik und Selbstkritik dieses Kampfes findet nirgendwo auch nur annähernd eine befriedigende Antwort. Stattdessen zitiert Thomas Ebermann eine Passage aus einem Text des Bahamas-und-Jungle-World-Autors Uli Krug über Haftbedingungen und Hungerstreiks der RAF und interpretiert diesen als das Verlange nach Loyalitätsbekundungen zum Ausnahmezustand. Ditfurths folgende Polemik gegen Uli Krug, der übrigens ihre vor kurzem auf den Markt gekommene Meinhof-Biographie vortrefflich rezensiert hat, ist verständlich ,aber geht ins Leere. Mag Uli Krug auch tatsächlich oft in bedenklicher Nähe zu einem Aly oder Kraushaar schreiben, einige Kardinalfehler im Denken der Antiimperialisten unterschiedlicher Couleur hat er auf jeden Fall besser verstanden als sie.

War konkret diesbezüglich nicht schon einmal weitaus kritischer?
 
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