Dienstag, 8. Februar 2011

Die radikale deutsche Linke nach 1989


Wenn ich meinen Lesern derzeit irgendein Sachbuch ans Herz legen kann, dann ist es Jan Gerbers Buch "Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des Sozialismus" . Wer sich ein bißchen für die Geschichte der radikalen Linken in Deutschland und der innerlinken Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten interessiert, kommt an Gerbers Buch nicht vorbei.

Als die Ereignisse von 1989/90 der sich bereits im Niedergang befindlichen Linken den ideologischen Bezugsrahmen entzog, konnten Beobachter mit Fug und Recht davon ausgehen, daß in wenigen Jahren die Linke als solche verschwinden würde. Die verschiedenen Fraktionen der auseinanderfallenden Linken, die die Wiedervereinigung aus unterschiedlichen Gründen ablehnten, befanden sich zwischen Neuorientierung und Zusammenbruch. Wenige Monate nach der Wiedervereinigung machten sie in der Auseinandersetzung über den zweiten Golfkrieg ihre Gegensätze deutlich. Die Zeit zwischen dem Fall der Mauer und dem Golfkrieg 1991, in der die Grundlagen für die Auseinandersetzungen der außerparlamentarischen Linken in den letzten beiden Jahrzenten gelegt wurden, bildet den Kern der Arbeit. Gerber zeichnet die Entwicklung sämtlicher Gruppierungen und Grüppchen akribisch nach und geht der Frage nach, warum die Restlinke auf 1989 so reagierte, wie sie reagierte.

Der Autor hofft, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, die Schwierigkeiten und Probleme "besser begreifen zu können, mit denen sich konfrontiert sieht, wer unter den gegenwärtigen Bedingungen - und gegen den allgemeinen postmodernen, kommunitaristischen und kulturrealtivistischen Trend auch und gerade innerhalb der Linken - an den Prämissen der Aufklärung festhalten will." Meiner Meinung nach erfüllt das Resultat diese Hoffnung.

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