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Dienstag, 31. März 2009

Animalische Geister

Arvid Kaiser porträtiert Yales Bob Shiller, den mir erst vergangene Woche ein Bekannter als ganz großartigen Ökonomen anpries.

Shiller vertritt den Standpunkt, dass Vertrauen der Schlüssel dazu ist, die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Die gemeinsam mit George Akerlof ausgearbeitete These liegt inzwischen als Buch vor, das für April auf meinem Lektüreplan steht. Die gegenwärtige Krise basiere auf einem blinden Vertrauen (u.a. auf steigende Immobilienpreise), das die Geschichte in dem dramatischen Ausmaß selten gesehen habe. An seine Stelle ist nun übergroßes allgemeines Mißtrauen getreten.

In seinem Aufsatz sehe ich allerdings keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum ein aggressiveres Intervenieren von Regierung und Notenbank zwangsläufig das Vertrauen der Akteure wiederherstellen sollte. Es ist doch derzeit so, daß den einen die Konjunkturprogramme nicht groß genug sind, während die anderen aufgrund fiskalpolitischer Überdehnung ihr Vertrauen erst recht begraben. Wenn Shiller schon darauf hinweist, daß Veränderungen der animal spirits Keynes zufolge nicht immer immer (oder selten oder nie) logisch erklärt werden könnten, wie kann er dann mit Sicherheit sagen, dass unsere animalischen Geister auf eine bestimmte Politik positiv reagieren werden würden? Ist diese ökonomische Psycho-Logik nicht die Behauptung einer Wenn-Dann-Verknüpfung, die man gerade erst verworfen hatte?

Mittwoch, 25. März 2009

Der Geithner-Plan

Ökonomen diskutieren den Geithner-Plan.

Ich werde das Gefühl nicht los, daß Leute wie Krugman (genauso übrgens wie Stiglitz, der unter dem link allerdings nicht Stellung nimmt) in erster Linie deshalb gegen den Plan sind, weil sie nicht oder nicht genug von den Verantwortlichen nach ihrer Meinung gefragt worden sind.
Wolfgang Münchau lehnt den Geithner-Plan wohl aus anderen Gründen und mit deutlichen Worten ab. Geithner sei für Obama das, was "die Neokonservativen im Pentagon für Bush gewesen" seien. Besser wäre es, wenn alle Regierungen der G20 schnell eine staatliche Bad Bank schaffen würden.
Ich glaube auch nicht, daß der Geither-Plan funktionieren wird. Nicht Unsicherheit in Bezug auf die Wertpapiere ist das Problem, sondern Sicherheit. Sicherheit der privaten Investoren, daß die Banken vergiftet sind.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Freitag, 23. Januar 2009

Oettingerisierung des Kreditmarktes

Es geht nicht darum, daß man Verluste sozialisiert, sondern es geht darum, daß man sie aus den Bilanzen herausnimmt, um sie tatsächlich auf richtige Weise, in richtiger Form wieder zurückzuführen, also nicht bloß Verluste sozialisieren.
Der baden-württembergische Finanzminister Will Stächele (CDU) im Deutschlandfunk über die Vorteile einer »Bad Bank«
(zitiert nach "junge welt", 24.01.2009, MPH)

Donnerstag, 8. Januar 2009

Der Volkswirt

Die Ökonomik ist heute eine fast rein mathematische Disziplin, weiß Philip Plickert, der zur selben Zeit Volkswirtschaftslehre studierte wie ich (also vor kurzem erst).

Mit entsprechenden Folgen. Ich habe einmal beobachtet, wie Studenten, die das mathematische Rüstzeug beherrschten, an einer Pflichtfachklausur scheiterten, bei der großen Wert darauf gelegt worden war, komplexe ökonomische Zusammenhänge verbal zu erklären. Nicht zuletzt deshalb dürften sich Ökonomen oftmals damals schwertun, im Alltag Stellung zu gerade vieldiskutierten wirtschaftlichen Themen zu beziehen, weil sie selbst gar nicht verstanden haben, was sie in Prüfungen analytisch eigentlich gezeigt haben.

In Heidelberg wurde kurz nachdem ich dort ins Hauptstudium kam der Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte geschlossen. Von ökonomischer Dogmenhistorie dürfte wirklich nur ein Bruchteil der Absolventen meiner Generation etwas Ahnung haben. Aber die Fakultät in Heidelberg unterschied sich positiv von der benachbarten, rein formal orientierten in Mannheim, die freilich in Deutschland ein viel besseres Image besaß, durch den Lehrstuhl von Malte Faber, der Fächer wie "Politische Ökonomie" oder "Philosophische Grundlagen von Ökologie und Ökonomie" lehrte und im wahrsten Sinne auf die Probleme aufmerksam machte. Der Mann wurde 2004 emiritiert und mit ihm verschwand dieses Angebot.

Ob sich, experimentelle Wirtschaftsforschung hin oder her, in den nächsten Jahren besonders viel ändern wird, bleibt abzuwarten. An den deutschen Universitäten kann ich die von Plickert beschriebenen Signale der Veränderung so noch nicht erkennen.

Für die Ökonomen meiner und der etwas älteren Generation gelten in erster Linie unumstößliche Gesetze. Etwas hinterfragen können wir nicht oder nur so schwer. Da man den Ökonomen zur Zeit besonders gern vorwirft, die Finanzkrise nicht vorhergesehen zu haben, hat die Volkswirtschaftslehre einen Imageschaden erlitten, dessen Ausmaß wir wohl erst in einiger Zeit werden einschätzen können. Ein Grund dafür ist definitiv der Durchbruch der Neoklassik innerhalb der Disziplin und die entsprechende Ausbildung der Ökonomen in den letzten Jahrzehnten.

Freitag, 2. Januar 2009

Die besten Finanzwitze 2008

The best financial jokes 2008

There are two types of economists: those who cannot forecast interest rates and those who do not know that they cannot forecast interest rates.

President Bush said clients shouldn’t be concerned by all the bank closings. If the bank is closed, you just use the ATM, he said.

(via Ezra)

Freitag, 31. Oktober 2008

Wenn aber eines Tages..

Stefan Frank in der Juni-Ausgabe 2002 der Zeitschrift konkret:

"Wird es bald auch in den USA Fernsehbilder weinender Bankdirektoren geben,wie
in den neunziger Jahren in Japan? Ein starker Abschwung am Immobilienmarkt wäre besonders peinlich für die beiden größten Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Sie waren sehr kulant und haben viel mehr verliehen, als sie besitzen,
schließlich haben sie ja die Häuser als Sicherheit. Wenn aber Häuser eines Tages
total out sind, müssen sie denLaden schließen. Da es um ein paar Billionen
Dollar geht, die in einem solchen Fall verschwinden können, wird sich schnell
große Panik ausbreiten."

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Was ohne Bankenrettung passieren würde

Philip Plickert bemüht den Wirtschaftshistoriker Harold James:

Die Warnung vor einer neuen Großen Depression wie in den dreißiger Jahren, als die Arbeitslosenquote auf 25 Prozent stieg, hält er für Angstmacherei. „So schlimm wird es wohl nicht.“ Eher sei im Szenario von Kreditklemme und Rezession mit 2 bis 3 Prozent weniger Wirtschaftsleistung über mehrere Jahre zu rechnen. Verglichen damit, erscheinen die 7 Prozent vom BIP für die Rettungsaktion eher günstig - falls das Paket tatsächlich die Krise zu bereinigen hilft.

Die Mehrheit der Amerikaner und ein Großteil der Politiker haben noch nicht verstanden, in welcher Misere wir sind. In welcher wir wirklich sind, können wir vielleicht alle auch nicht wissen. Das Votum der Kongreßabgeordneten in dieser Woche war nicht nur unverantwortlich.

Freitag, 19. September 2008

The end of greenspanomics

Einen kurzen Blick in die ökonomische Dogmengeschichte hinsichtlich der Analyse der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus wirft Philip Plickert in der heutigen Ausgabe der FAZ.

Nachdem Marx als "großer Krisenprophet" gebasht und Schumpeter als der eigentlich treffende Theoretiker hervorgehoben wird, wendet er sich im Hinblick der aktuellen Finanzmarktkrise und des in der Nacht zum Freitag von Paulson und Bernanke bekanntgegebenen Rettungsplanes Hayek zu, der vor einem solchen Ausmaß an Regulierung gewarnt hätte:

In jeder Krise mischen sich somit Markt- und Staatsversagen. Die derzeitige Krise war einerseits getrieben von der Gier der Banken, die komplexe Finanzprodukte entwickelten, die sie selbst nicht mehr verstehen und beherrschen konnten. Hinzu kam jedoch eine große Portion staatlicher Fehlanreize, etwa die billigen Leitzinsen nach 2001.
Erst sie ermöglichten die massenhafte Kreditaufnahme und die immer größeren Hebel für Finanzinvestments. Das Eingreifen der amerikanischen Notenbank Fed 1998 in der LTCM-Krise schuf zudem einen gefährlichen Präzedenzfall, da risikobereite Banker im Zweifelsfall auf staatliche Hilfe hoffen konnten. Und der Häuseraufschwung in Amerika war auch politisch gewollt; Eigenheime für jeden waren die Aufgabe der staatlich geförderten Hypothekenkonzerne Fannie Mae und Freddie Mac.
Nun brechen die Banken reihenweise zusammen. Die Regierung in Washington ist dabei, die halbe Bankenwelt praktisch zu verstaatlichen. Künftige Finanzinnovationen werden schärfer reguliert werden. Doch wird damit der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren in einer Weise gezügelt, deren Kosten den Nutzen möglicherweise übersteigen (davor hätte Hayek gewarnt). Noch hat der Kapitalismus sich aus jeder seiner Krisen selbst befreien können, staatliche Eingriffe waren oft eher schädlich.
 
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