Freitag, 19. September 2008

The end of greenspanomics

Einen kurzen Blick in die ökonomische Dogmengeschichte hinsichtlich der Analyse der Krisenhaftigkeit des Kapitalismus wirft Philip Plickert in der heutigen Ausgabe der FAZ.

Nachdem Marx als "großer Krisenprophet" gebasht und Schumpeter als der eigentlich treffende Theoretiker hervorgehoben wird, wendet er sich im Hinblick der aktuellen Finanzmarktkrise und des in der Nacht zum Freitag von Paulson und Bernanke bekanntgegebenen Rettungsplanes Hayek zu, der vor einem solchen Ausmaß an Regulierung gewarnt hätte:

In jeder Krise mischen sich somit Markt- und Staatsversagen. Die derzeitige Krise war einerseits getrieben von der Gier der Banken, die komplexe Finanzprodukte entwickelten, die sie selbst nicht mehr verstehen und beherrschen konnten. Hinzu kam jedoch eine große Portion staatlicher Fehlanreize, etwa die billigen Leitzinsen nach 2001.
Erst sie ermöglichten die massenhafte Kreditaufnahme und die immer größeren Hebel für Finanzinvestments. Das Eingreifen der amerikanischen Notenbank Fed 1998 in der LTCM-Krise schuf zudem einen gefährlichen Präzedenzfall, da risikobereite Banker im Zweifelsfall auf staatliche Hilfe hoffen konnten. Und der Häuseraufschwung in Amerika war auch politisch gewollt; Eigenheime für jeden waren die Aufgabe der staatlich geförderten Hypothekenkonzerne Fannie Mae und Freddie Mac.
Nun brechen die Banken reihenweise zusammen. Die Regierung in Washington ist dabei, die halbe Bankenwelt praktisch zu verstaatlichen. Künftige Finanzinnovationen werden schärfer reguliert werden. Doch wird damit der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren in einer Weise gezügelt, deren Kosten den Nutzen möglicherweise übersteigen (davor hätte Hayek gewarnt). Noch hat der Kapitalismus sich aus jeder seiner Krisen selbst befreien können, staatliche Eingriffe waren oft eher schädlich.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie war noch der lockere Spruch, Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert... Kommt irgendwie hin, oder?
Es entbehrt jedenfalls nicht einer gewissen Ironie wenn Staaten, die sich immer strikt gegen Regulierungen aussprachen, nun hektisch in den Markt eingreifen zu sehen. Die Banken fallen wie Dominosteine, aber mal eben ne halbe Billion um zu "beruhigen", natürlich hat die der Teuerzahler noch übrig.

Gruß,
der kleine Mann

Mark P. Haverkamp hat gesagt…

the worst is yet to come....

grüßle

Anonym hat gesagt…

Möglich... für den amerikanischen Teuerzahler spricht man bisweilen schon von der ganz direkten Summe "Eine Billion Dollar".
Die Seiteneffekte werden darüberhinaus sicher auch ziemlich "worst" werden. Natürlich nicht nur für die netten Amerikaner.

Anonym hat gesagt…

bruce wayne schrieb:

Natürlich nicht nur für die netten Amerikaner.

Wie, gibt es außer Charles Manson und Edgar J. Hoover auch "unnette" Amerikaner?

aside: Der "Teuerzahler" ist eine größenwahnsinnige Projektion des "kleinen Mannes" der sich als Gesamtstaat wähnt...

Mark P. Haverkamp hat gesagt…

Du sagst es, hegelxx.

Mit "nette Amerikaner" nennt unser kleener Mann seine Vorstellungen von der Krise (des Kapitals) ja beim Namen.

Anonym hat gesagt…

Neeenee, des habt ihr beide wieder gründlich missinterpretiert.
Fehlalarm, auf der ärmlichen Suche antiamerikanischer Ausfälle.

"Du sagst es". Och nöö, nich schon wieder diese treueste, unkontroverse Vorahnung... GÄÄÄHN

 
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