Dienstag, 29. April 2008

Schwestern des Westens

Eine Frage zwischendurch: Wo in der sogenannten transatlantischen Bloggerszene sind eigentlich die Bloggerinnen?

Sonntag, 27. April 2008

In bester Gesellschaft

Kay Sokolowsky hat in seiner Kulturkolumne in konkret 05/2008 Henryk M. Broder im Visier. Der ist häufig das Ziel von nicht weiter ernstzunehmenden Attacken, gerade von linker Seite. Wenn jedoch in einem Magazin, in dem die meisten Beiträge von Vernunft geprägt sind, eine Kritik an dem Achse-des-Guten-Autor erscheint, sollte man mal genauer hinschauen.

Richtig ist, daß Broder sich in auch mir unverständlicher Nähe zu von Sokolowsky sogenannten "durchfallbraunen" Bloggern und Kommentatoren gern aufhält. Da wäre allen voran der wirklich unsägliche Stefan Herre, ehemaliger Betreiber und inzwischen Mitautor des weblogs Politically Incorrect, das den Anspruch erhebt, proamerikanisch, proisraelisch und "gegen die Islamisierung Europas" zu sein. Mit einer an Universalismus und Aufklärung orientierten Islamkritik hat der Diplom-Sportlehrer Herre herzlich wenig zu tun; vielmehr ist sein Eintreten "gegen Islamisierung" aus ordinärem Fremdenhaß heraus motiviert. PI zählt zu den meistbesuchten Blogs Deutschlands. Ich vermute mal, daß sämtliche Rassisten mit Netzanschluß dort regelmäßig vorbeischauen. Sokolowsky hat daher recht, wenn er in seinem Fitnazis überschriebenen Beitrag schreibt:

Broder ist bis heute nicht auf die Idee gekommen, sich die Liebeserkläungen
Herres zu verbitten; im Gegenteil: Online kann ein Foto besichtigt werden, das
ihn, das Rumpelstilzchen mit der Lizenz zum Tröten, strahlend vor Freude neben
Herre und weiteren Jungreaktionären zeigt. Das sollte man schon mal
gesehen haben.

Dennoch ist Sokolowskys Kritik von Leichtsinn durchzogen. Denn nirgendwo behauptet Broder, wie Sokolowsky es unterstellt, daß Europa "in den Klauen der Muslimbrüderschaften" stecke und kurz vor der Unterwerfung unter die Sharia stehe. Seine Polemik "Hurra, wir kapitulieren" nimmt lediglich unseren oft ins Absurde geratenden Umgang mit den Ansprüchen mancher Anhänger des Islam aufs Korn . Daß, wie bereits in unzähligen Islamophobie (Sokolowsky benutzt den Begriff nicht) witternden Artikeln verblendeter Linker, auch noch Ralph Giordano angemahnt wird, sich zu überlgen, von wem er Beifall bekommt im Kampf gegen die Kölner Moschee, als hätte Giordano dafür nicht längst deutliche Worte gefunden, zeigt, wie entsetzlich altbacken und nachlässig der konkret-Autor doch immer wieder sein kann.



Samstag, 26. April 2008

Obama-Bashing

Fred Siegel drischt auf Barack Obama ein.
Mit weitaus mehr Substanz als beispielsweise ein Mark Steyn.Und dennoch spult er hauptsächlich das Standardrepertoire all derer runter, die einfach nicht wahrhaben wollen, daß hinter dem Rhetoriker Obama sehr wohl ein großes Programm steht. Und daß "Erlösung" gar nicht so sehr von ihm versprochen wird. Vielmehr interpretieren dies soviele seiner Anhänger in seinen Wahlkampf hinein.

Dienstag, 22. April 2008

Streets of ...

Bei deutschen TV-Zuschauern und Zeitungslesern müsste die Geographie US-amerikanischer Bundesstaaten inzwischen fest sitzen und feststizen. Zumal sich wohl kaum noch bestreiten lässt, daß man hierzulande den Vorwahlkampf (bei den Demokraten!), wie Wladimir Kaminer unlängst schrieb, "bis in die letzte Arschfalte hinein zu verstehen versucht, als wäre es der eigene."
Wo Pennsylvania liegt und was dort heute stattfindet, weiß daher nun jeder. Über die letzten Umfragewerte und die mit allen x-beliebigen Szenarien verbundenen Prognosen über die dann jeweils weitere Entwicklung sich hier auszubreiten, ist also unsinnig, und wer dennoch "Analysen" braucht, sei an dieser Stelle auf die letzten Einträge des geschätzten Kollegen Florian Heinhold verwiesen.

Nur kurz etwas aus eigenem Erleben: Meine Mutter erzählte mir, ich sei im Alter von drei Monaten, als wir von New York nach Cincinnati umzogen, auf der Autofahrt durch den nach Westen nicht enden wollenden Staat ganz grün im Gesicht geworden. Als ich dann viele Jahre später das erste Mal nach Philadelphia "reinfuhr", wurde mir beim Anblick der ersten Häuserblocks derart kotzbrockenübel, daß ich ausgesehen haben muß, wie der nach dieser Stadt benannte Brotaufstrich. Wieder Jahre später ärgerte ich mich in langen Schlangen an den Sicherheitskontrollen, daß ich meinen Anschlußflug verpassen würde. "They´ll rebook ya" meinte der fette käsweiße Beamte, als er meine Nervosität bemerkte.
Einige Monate drauf kam ich, weil ich nun mal nicht so ganz helle bin, auf die Idee, nochmal diesen Flughafen anzufliegen. Ungefähr sieben Stunden lang saß ich am Gate, weil aufgrund von strömendem Regen kein Flieger abhob.

"There is nothing good about Philadelphia" meinte dann eine angeheiratete Verwandte zu mir. Ich habe, glaube ich, heftig genickt. Und gesagt, daß das vielleicht auch für den Staat Pennsylvania gelten könnte.

Morgen früh werde ich mich wahrscheinlich bestätigt fühlen.

In Deutschland arbeitete ich übrigens mal mit einer "Bine" zusammen, die öfter mit Begeisterung erzählte, wie sie in "Philly" Au Pair gewesen ist. Aber das nur am Rande.

Samstag, 19. April 2008

Eine Zahl

Heute wird Kindern 270 Mal, in Worten: zweihundertsiebzig Mal, sooft Ritalin verschrieben wie noch vor zehn Jahren.

Freitag, 18. April 2008

Rebellion und Verbrechen 3

Die Runde gestern bei Maybrit Illner mit Bettina Röhl, Jutta Ditfurth, Götz Aly, Volker Kauder, Claus Peymann und Heiner Bremer hätte ich gerne verpasst.

Mittwoch, 16. April 2008

Taxi nach Leipzig

Hechelnd auf allen vieren wie ein Straßenköter. Überragende Darstellung, massiver Körpereinsatz. Die atemberaubende Verkörperung der verblüffenden Transformation eines underdogs, eines unbedeutenden Versagers in einen gefürchteten Gangster. Eine nie dagewesene Originalität dieser Brecht´schen Figur. So haben wir ihn in der Rolle des Arturo Ui in Heiner Müllers legendärer Inszenierung am Berliner Ensemble in Erinnerung. Müller starb Ende 1995, aber das Stück läuft offensichtlich immernoch mit inzwischen mehr als 350 Vorstellungen. Für mich ist er einer der größten Schauspieler dieser Republik (und ich gehe fürwahr vorsichtig mit Superlativen um)!

Im Fernsehen konnte man ihn bisher nur in wenigen Nebenrollen sehen, beispielsweise in Volker Schlöndorffs gänzlich mißratener Inge-Viett-Verfilmung Die Stille nach dem Schuss. Doch spätestens ab dem 25. Mai dürfte er einem breiteren Fernsehpublikum bekannt werden. Während in Stuttgart der Westspießer Bienzle von dem widerlichen Richy Müller abgelöst wird, übernimmt Martin Wuttke als Ermittler Andreas Keppler an der Seite von Simone Thomalla die Nachfolge des Ostspießers Ehrlicher (Peter Sodann). Das erfuhr ich gestern auf 3sat. Natürlich freue ich mich, ihn künftig häufiger auf dem Bildschirm sehen zu können. Gleichzeitig frage ich mich doch, ob er sich damit einen Gefallen tut. Warten wir es ab: Für mich als Tatort-Fan und Wuttke-Verehrer ist das erstmal die beste Nachricht in Bezug aufs Deutsche Fernsehen seit langem.

McCain und Staatsausgaben

Nicht nur in der Außenpolitik würde sich eine Regierung McCain von der amtierenden unterscheiden:

Gefragt, inwieweit sich seine Wirtschaftspolitik von der des Präsidenten Bush jr. unterscheiden würde, antwortete McCain: "Staatsausgaben, Staatsausgaben, Staatsausgaben. Diese Regierung hat die Ausgabenseite vollständig außer Kontrolle geraten lassen. Wir haben Hypotheken auf die Zukunft unserer Kinder genommen und sie verfallen lassen, und wir haben die größte Staatsausdehnung seit der Zeit der Great Society verwaltet." (Übersetzung von mir)

Richtig! Und es wird allerhöchste Zeit für eine republikanische Fiskalpolitik unter einem republikanischen Präsidenten.

Sonntag, 13. April 2008

Weniger sind mehr

"Die Deutschen sterben aus."
So lautet eine der gängigen Parolen seit vielen Jahren (Gremliza hat mal in seinem Express die so lautende Schlagzeile einer großen Tageszeitung mit einem treffenden "ein Silberstreif am Horizont" kommentiert). Befinden wir uns wirklich in einem "Prozeß des Verschwindens"?

Durch einen Kurs bin ich in der vergangenen Woche auf ein Buch des leider verstobenen Soziologen Karl Hondrich Weniger sind mehr (2007) aufmerksam geworden. Er vertritt darin die Auffassung, daß niedrige Geburtenraten eher ein Glücksfall für die Gesellschaft sind. Denn sie seien zum einen eine notwendige Folge des kulturellen Umbruchs, der sich nicht zuletzt aufgrund gravierender ökonomischer Strukturveränderungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ereignet hat, und zum anderen ein Impuls, der die gesellschaftliche und wirtschaftliche Evolution in den kommenden Jahrzehnten nur zugunsten der doch noch Geborenen lenken und begleiten werde. Die Lebensqualität steige nicht zuletzt aufgrund niedriger Geburtenraten. Einfaches Beispiel: In ein Kind können Eltern weitaus mehr Liebe, Energie und Geld stecken als in fünf.

Meine Rede. Auch ich habe in meiner Diplomarbeit 2005 geschrieben, daß eine Stabilisierung der Fertilität zwar wünschenswert, ein enormer Anstieg der Fertilitätsraten jedoch nichts anderes als eine gravierende ökonomische Verschlechterung und ein Rückfall in vormoderne Zeiten bedeuten würde. In einigen ökonomischen Modellen werden sinkende Sterberaten, die mit zeitlicher Verzögerung sinkende Geburtenraten nach sich ziehen, als eigentlicher Motor von wirtschaftlichem Wachstum vorgestellt. Denn sinkende Fertilitätsraten (als Folge steigender Lebenserwartung, sinkender Säuglingssterblichkeit und größerem wirtschaftlichen Wohlstand) bewirken einen Anstieg der Humankapitalinvestitionen, die sich wiederum entsprechend positiv auf Produktivität und technischen Fortschritt auswirken.Steigende Produktivität und bessere Gesundheit im Alter (d.h. nichts anderes als mehr physiologisches Kapital) gleichen dabei den Rückgang von Rentenbeitragszahlern aus.
Die enormen demographischen Veränderungen in Deutschland und auf der Welt sind bei allen Problemen, die sie kurzfristig mit sich bringen, alles andere als eine demographische Katatrophe. Sie sind ein Zeichen des Fortschritts in jeder Hinsicht.

Aussterben werden die Deutschen selbstverständlich nicht in den nächsten vier bis fünf Jahrhunderten. Auch da nach vermutlich nicht, falls es dann noch Menschen geben sollte. Und es war schon immer idiotisch, für ein 80-Millionen-Volk anderes zu behaupten.

Samstag, 12. April 2008

Konservativer im Sinne Edmund Burkes

Jonathan Rauch erinnert die GOP-Basis daran, daß John McCain sehr wohl ein Konservativer ist. Ein Konservativer nämlich im Sinne von Edmund Burke. Ich vermute nur mal, die meisten in der heutigen Republikanischen Partei düften nie was von Burke gehört haben.

Rebellion und Verbrechen 2

Letzten Sonntag Thementag auf 3sat: 1968. Ich bin nur dazu gekommen, die ganz gelungene Sendung Foyer extra über die Generation der 1968 Geborenen, in der leider auch so fürchterliche Figuren wie Serdan Somuncu auftreten, und die Talkrunde kulturzeit extra: Mythos 1968 mir anzusehen. Die Gäste der Runde: Axel Honneth, Götz Aly, Franziska Augstein, die Alys Buch im Februar in der Süddeutschen verrissen hatte, Klaus Theweleit und Andreas Veiel.
Augstein findet es schade, 1968 noch zu klein zum Rebellieren gewesen zu sein. Darauf Aly: "Das glaube ich. Daran leiden Sie noch heute."
Mir fällt sofort der Satz aus Elfriede Jelineks Theaterstück Ulrike Maria Stuart ein: "Ach wie gerne hätten wir die ideologischen Apparate selber noch erlebt."

Aly hat einen Punkt: Die Auseinandersetzung mit Auschwitz findet 68 praktisch bei den protestierenden Studenten nicht statt. Theweleit widerspricht ihm energisch, aber ihm gelingt es nicht, wirklich gegen Aly anzukommen. Er zitiert laufend Schriftstücke und Dokumentationen von SDS-Mitgliedern, die lange vor 1967/68 erschienen sind. Als Aly ihn darauf hinweist, meint er nur: "Deshalb wir das 68 doch nicht im Kopf gelöscht." Das haben sie tatsächlich nicht, sie haben nur in ihrer Wahrnehmung, wie Aly richtigerweise anmerkt, den Faschismus nach Washington verlegt. Dann benutzt Aly auch noch einen geschickten Trick an, indem er Klaus Theweleit von dessen Werk Männerphantasien vorschwärmt, was den recht hilflos aussehen lässt, und schließlich argumentiert er, daß die in diesem Buch beschriebenen Charakterstrukturen doch bis 68 überlebt hätten. Was Theweleit selbst am besten wissen müßte.
Es geht ein wenig hin und her über das das gesellschaftliche Klima und den Anlaß zum Protest in der Mitte der 60er Jahre. Veiel versucht sich zwischen Aly und Theweleit zu positionieren und beiden recht zu geben. Der Habermas-Jünger Honneth redet nur so ein bißchen vor sich hin und schafft es nach meiner Auffassung nicht, eine einzige hervorstechende Aussage zu machen. Alys Vergleich der Studentenbewegung mit den Nazis (Theweleit: "Es hat mit Sicherheit keine 33er gegeben") wird kaum thematisiert, Alys Buchtitel, der nun wirklich für sich spricht, nach meiner Erinnerung kein einziges Mal diskutiert. So steht der Historiker schließlich als argumentativer Sieger da. Und die 68er bei weiteren Angehörigen jüngerer Generationen als Nazis ohne Machtergreifung.

Fehler

Hinweis in eigener Sache: Ich bitte die Fehler in dem Beitrag über Charlton Heston, die dieses Blog die ganze Woche über verunstaltet haben, zu entschuldigen. Der Autor möge sich schämen.

Faith of my Fathers

Wer in Deutschland eine Buchhandlung betritt und in den Bereich "Politik" geht, sieht sofort diverse Bücher von und über Barack Obama und einige über Frau Clinton auf den Tischchen liegen. Wo kann man aber hierzulande eigentlich Bücher von und über John McCain kaufen? Zum Beispiel dieses?

Sonntag, 6. April 2008

Charlton Heston (1923-2008)









Ein Titan der Filmgeschichtwe ist von uns gegangen. Erst vor wenigen Monaten kam die Nachricht aus seiner Familie, daß Charlton Heston in der letzten Zeit seines Lebens sein Anwesen kaum noch verlassen werde. Ich hatte mich auf diesen Tag eingestellt, erst noch in der vergangenen Woche daran gedacht.

Seit ich Anfang 1988 im Alter von 10 Jahren ihn in der Rolle des George Taylor im 67er Science-Fiction-Streifen "Planet der Affen" sah, ließ er mich nicht mehr los. Ergriffen war ich von ihm als Charakterdarsteller Filmen wie "Erdbeben" sowie in sämtlichen Monumentalstreifen.

Politisch war er seit den Tagen der Bürgerrechtsbewegung in den frühen 60ern, als er Seite an Seite mit Martin Luther King, dessen Todestag sich vorgestern das vierzigste Mal jährte, bis in seine letzten Jahre, in denen er als Vorsitzender der NRA die Gemüter erregte, ein Streiter für die elementaren Freiheitsrechte. Wir haben ihn schon vermisst.

Samstag, 5. April 2008

Unterwegs

Einige Tage nichts geschrieben, da wieder auf mal auf Reisen und vielbeschäftigt. Das wird auch noch bis kommenden Freitag so bleiben. Morgen erfolgt vielleicht ein weiterer Kurzeintrag.

Ich wünsche allen Lesern weiterhin ein schönes Wochenende. Mit den besten Wünschen aus München
 
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