Sonntag, 9. März 2008

Rebellion und Verbrechen

Bin ich der einzige, den die Lektüre der Diskussion zwischen Gremliza, Proll, Ebermann, Ditfurth und Dellwo in der aktuellen konkret verstört hat?

Zunächst zu Gremlizas einleitendem Referat: Seiner Kritik an Götz Alys vereinfachender Methode, den Denunziationen in dessen jüngstem Buch stimme ich ohne Abstriche zu. Viele aus meiner Generation werden leider ein solches Pamphlet aus der Hand eines Historikers, der durchaus bedeutende Werke zur NS-Forschung wie Endlösung vorgelegt hat, emphatisch begrüßen. Für sie sind "die 68er" ein einziger Haufen von "Linken", die alle dasgleiche wollten und taten, und von denen sich ledigleich einige auf unterschiedliche Art und Weise anpassten. Nie würden sie sich Gedanken darüber machen, in wieviele unterschiedliche Fraktionen und Bewegungen die damals Protestierenden sich aufsplitteten, von den unterschieden zwischen den Bewegungen in den einzelnen Ländern ganz zu schweigen. Gremliza bringt es auf den Punkt:
"Unser Kampf, das ist mein Kampf im Plural......Die Rebellen waren also eigentlich Nazis." Und diejenigen, gegen die sie rebellierten, sollen keine gewesen sein.
An das Ende seines Referats hat Gremliza als "Anregung" ein Wolfgang-Pohrt-Zitat aus dem Jahr 1986 gestellt:
Der Fehler der RAF war weder die Anwendung von Gewalt noch waren es
Kriminaldelikte, sondern ihr Fehler war die Niederlage im
antiimperialistischen Kampf.
Die sich daran anschließende Diskussion ist eine Mischung aus Nostalgie und abstoßender Glorifizierung ebendieses antiimperialistischen Kampfes. Gremlizas Frage nach der angemessenen linken Kritik und Selbstkritik dieses Kampfes findet nirgendwo auch nur annähernd eine befriedigende Antwort. Stattdessen zitiert Thomas Ebermann eine Passage aus einem Text des Bahamas-und-Jungle-World-Autors Uli Krug über Haftbedingungen und Hungerstreiks der RAF und interpretiert diesen als das Verlange nach Loyalitätsbekundungen zum Ausnahmezustand. Ditfurths folgende Polemik gegen Uli Krug, der übrigens ihre vor kurzem auf den Markt gekommene Meinhof-Biographie vortrefflich rezensiert hat, ist verständlich ,aber geht ins Leere. Mag Uli Krug auch tatsächlich oft in bedenklicher Nähe zu einem Aly oder Kraushaar schreiben, einige Kardinalfehler im Denken der Antiimperialisten unterschiedlicher Couleur hat er auf jeden Fall besser verstanden als sie.

War konkret diesbezüglich nicht schon einmal weitaus kritischer?

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