Samstag, 31. Mai 2008
Die Armenier in Berg-Karabach
Schikora über Rußlands Stellung zu Berg-Karabach in einer Zeit, in der die meisten Teile der westlichen Welt das Gebilde Kosovo diplomatisch anerkennen.
Bundespräsidentenwahl in Bayern
Warum das Personal um Kurt Beck entgegen seiner usprünglichen Intention nun doch Gesine Schwan als Kandidatin in die Wahl des Bundespräsidenten schickt, dürfte in dieser Woche eine der am häufigsten gestellten Fragen gewesen sein. Meine eigene Vermutung ist, daß Frau Schwan selbst die treibende Kraft dahinter war, ihre Nominierung der Führungsriege der SPD aufgedrängt hat.
Ein immer wiederkehrendes Argument aus der Westerwelle-Fraktion bei der Verteidigung des amtierenden Bundespräsidenten lautet, Horst Köhler habe zum Schutz der Verfassung "auch gegen die eigene Regierung" Gesetze nicht unterzeichnet. Haben wir schon vergessen, daß Köhler Gerhard Schröders Verfassungsbruch von 2005 mittrug, ihn umsetzte und den Bundestag schließlich mit der denkbar dümmsten Begründung auflöste, die ihm hätte einfallen können ("werden immer älter, haben immer weniger Kinder, Reformen sind dringend nötig")?
In der Debatte der vergangenen Woche freilich ging es nicht um den Bundespräsidenten, der ja ohnehin erst in einem Jahr gewählt wird, sondern um Taktiken, Parteienstreit, Rot-Rot-Grün. Bleibt die Frage, wo die vielbesungene "Würde des Amtes" geblieben ist. Jost Kaiser sieht das ähnlich.
Ein immer wiederkehrendes Argument aus der Westerwelle-Fraktion bei der Verteidigung des amtierenden Bundespräsidenten lautet, Horst Köhler habe zum Schutz der Verfassung "auch gegen die eigene Regierung" Gesetze nicht unterzeichnet. Haben wir schon vergessen, daß Köhler Gerhard Schröders Verfassungsbruch von 2005 mittrug, ihn umsetzte und den Bundestag schließlich mit der denkbar dümmsten Begründung auflöste, die ihm hätte einfallen können ("werden immer älter, haben immer weniger Kinder, Reformen sind dringend nötig")?
In der Debatte der vergangenen Woche freilich ging es nicht um den Bundespräsidenten, der ja ohnehin erst in einem Jahr gewählt wird, sondern um Taktiken, Parteienstreit, Rot-Rot-Grün. Bleibt die Frage, wo die vielbesungene "Würde des Amtes" geblieben ist. Jost Kaiser sieht das ähnlich.
Freitag, 30. Mai 2008
"So disrespectful!"
Die Sympathien weißer Frauen für Obama schwinden dahin, insbesondere unter Anhängerinnen der Demokratischen Partei.
Insgesamt führt in diesem Segment McCain gegenüber Obama mit 49 gegen 41 Prozent.
Es ist schwierig zu sagen, wie sich dieser Trend nach dem kommenden Dienstag entwickeln wird. Mir fällt dazu nur ein, daß der hohe Identifikationsgrad vieler Wählerinnen mit dieser einen Kandidatin bezeichnend ist für die Regression des US-amerikansichen Feminismus. In dieser Hinsicht sind wir wieder in den Neunzigern!
Insgesamt führt in diesem Segment McCain gegenüber Obama mit 49 gegen 41 Prozent.
Es ist schwierig zu sagen, wie sich dieser Trend nach dem kommenden Dienstag entwickeln wird. Mir fällt dazu nur ein, daß der hohe Identifikationsgrad vieler Wählerinnen mit dieser einen Kandidatin bezeichnend ist für die Regression des US-amerikansichen Feminismus. In dieser Hinsicht sind wir wieder in den Neunzigern!
Mittwoch, 28. Mai 2008
Obama ist auch ein Berliner
Wie verschiedene Medien, u.a. die Süddeutsche gestern meldeten, plant Obama für seinen Wahlkampf eventuell einen Besuch in Berlin. Karsten D. Voigt ließ sogleich mitteilen, daß natürlich jeder US-Präsidentschaftskandidat in Deutschland willkommen sei, Barack Obama jedoch ganz besonders. Freilich.
Sodann sah er sich auch schon genötigt, zum x-ten Male "vor überzogenen Erwartungen" an einen Präsidenten Obama zu warnen. Damit kann er sich richtig ranhalten, der alte Experte für transatlantische Beziehungen. Man könne lediglich "relativ mehr Multilateralismus" und "relativ mehr Umweltschutz" von einer solchen Regierung erwarten. Daß das auch von McCain zu erwarten ist, wissen wir. Warum also ist dann Obama willkommener als McCain? Explain it to me, Mr. Voigt!
Sodann sah er sich auch schon genötigt, zum x-ten Male "vor überzogenen Erwartungen" an einen Präsidenten Obama zu warnen. Damit kann er sich richtig ranhalten, der alte Experte für transatlantische Beziehungen. Man könne lediglich "relativ mehr Multilateralismus" und "relativ mehr Umweltschutz" von einer solchen Regierung erwarten. Daß das auch von McCain zu erwarten ist, wissen wir. Warum also ist dann Obama willkommener als McCain? Explain it to me, Mr. Voigt!
Dienstag, 27. Mai 2008
Warum die Projektionsthese falsch ist
Stefan Blankertz führt in der Freiheitsfabrik Handkes Publikumsbeschimpfung als Argument gegen Götz Aly ins Feld.
Ein vortreffliches Beispiel.
Ein vortreffliches Beispiel.
Labels:
Deutsche Linke,
Neuere Deutsche Literatur
Montag, 26. Mai 2008
Ohhh MDR!
Um einen längern Text zu gestrigem Jubiläums-Tatort "Todesstrafe" will ich mich mal nicht bemühen. Die meisten dürften mit mir übereinstimmen, daß diese 700. Folge ausgesprochen schwach war. Allein Martin Wuttke in seiner Rolle als "der Keppler" hat mich nicht enttäuscht. Aber Kepplers Ex (Frau Thomalla als Eva Saalfeld)? Lieber Mitteldeutsche Rundfunk, was sollte das denn?
Sonntag, 25. Mai 2008
Mannheim Marathon
2002 lief ich in Köln das erste Mal einen Marathon. Ein Bundesbruder hatte mich dazu angespornt. Im darauffolgenden Jahr packte mich dann das Lauffieber richtig. Mittlerweile habe ich acht Marathon absolviert, fünf Halbmarathon und etliche 10-km-Läufe. Leider bin ich aber bis heute nicht über meine Marathonbestzeit 03:36:09 h vom Herbst 2003 hinausgekommen.
Gestern fand wieder der Mannheim Marathon statt. Den bin ich im vergangenen Jahr bei äußerst schwülem Wetter gerannt. Bei km 19 wurde mir schon schlecht. Zu meiner eigenen Überraschung schaffte ich es aber noch unter vier Stunden ins Ziel.
Patrick Klein vom TV Rheinau , einer der von mir bewunderten regionalen Laufchampions, hat gestern mit 02:39:36 h den vierten Platz (Rang 3 in seiner Altersklasse) gemacht. Als ich ihn 2003 kennenlernte war sein großer Traum, einmal unter 02:30 h zu laufen. Beim Frankfurt-Marathon in jenem Jahr hätte er es mit genau 02:30 fast geschafft. Beim ersten Mannheim-Marathon im Mai 2004 sollte die Marke dann definitv geknackt werden, doch er verfehlte mit 02:52 h sein Ziel völlig. Im Jahr drauf scheiterte er nochmal mit 3:07 h. Das Entscheidende und ihn von Läufern wie Dieter Baumann wesentlich Unterscheidende aber hier ist, daß er nie aufgab und aus dem Rennen vorzeitig ausstieg. Davor Chapeau!
Nachfolger von Peter Sodann
Liebe Tatort-Freunde unter den Lesern dieses Blogs,
ich verweise nochmals auf die heutige Tatort-Folge mit Wuttke. Nicht verpassen! Ich hoffe, selbst rechtzeitig um 20.15 Uhr wieder in Gernsbach zu sein.
ich verweise nochmals auf die heutige Tatort-Folge mit Wuttke. Nicht verpassen! Ich hoffe, selbst rechtzeitig um 20.15 Uhr wieder in Gernsbach zu sein.
Samstag, 24. Mai 2008
Der entscheidende Fehler?
Mein gestriges Zitat hat wohl ganz gut gepasst. Zum Zeitpunkt des Postings war die Meldung noch gar nicht zu mir durchgedrungen:
Hillary Clinton erklärte in einem Interview, sie verstehe die Forderungen, das Rennen zu beenden, nicht. Schließlich seien in der Geschichte häufiger Vorwahlen erst im Juni zuende gegangen, und wir alle erinnerten uns doch daran, dass Bobby Kennedy im Juni 1968 erschossen wurde.
Mal abgesehen davon, daß die Vorwahlen 1968 erst im März und nicht, wie 2008, zu Jahresbeginn gestartet wurden, der Vergleich also unsinnig ist, finde ich diese Bezugnahme als Argument dafür, die Kandidatur aufrechtzuerhalten, nicht nur maßlos und unglaublich. Der Wahlkampf der Clintons hat ein Stadium erreicht, das beängstigend geworden ist.
Da hat Obama im Februar 12 Vorwahlen in Folge gewonnen, und alle warteten gespannt auf Hillarys großes Comeback (man stelle sich die Stituation umgekehrt vor). Und sei ihren Siegen in Texas, Ohio und Pennsylvania wird immer wieder darauf verwiesen, sie warte auf den entscheidenden Fehler Obamas. Wann wird ihr endlich der entscheidende Fehler attestiert?
Ihre gestern erfolgte Entschuldigung tut nichts zur Sache. Daß die Clintons vor nichts zurückschrecken, weiß ich seit Mitte der 90er. Dennoch erschüttern sie mich immer wieder aufs Neue. Es ist endlich Zeit, daß die letzten Vernunftbegabten im Clinton-Lager von der im Vorwahlprozeß längst schon unterlegenen Noch-Kandidatin abrücken.
Hillary Clinton erklärte in einem Interview, sie verstehe die Forderungen, das Rennen zu beenden, nicht. Schließlich seien in der Geschichte häufiger Vorwahlen erst im Juni zuende gegangen, und wir alle erinnerten uns doch daran, dass Bobby Kennedy im Juni 1968 erschossen wurde.
Mal abgesehen davon, daß die Vorwahlen 1968 erst im März und nicht, wie 2008, zu Jahresbeginn gestartet wurden, der Vergleich also unsinnig ist, finde ich diese Bezugnahme als Argument dafür, die Kandidatur aufrechtzuerhalten, nicht nur maßlos und unglaublich. Der Wahlkampf der Clintons hat ein Stadium erreicht, das beängstigend geworden ist.
Da hat Obama im Februar 12 Vorwahlen in Folge gewonnen, und alle warteten gespannt auf Hillarys großes Comeback (man stelle sich die Stituation umgekehrt vor). Und sei ihren Siegen in Texas, Ohio und Pennsylvania wird immer wieder darauf verwiesen, sie warte auf den entscheidenden Fehler Obamas. Wann wird ihr endlich der entscheidende Fehler attestiert?
Ihre gestern erfolgte Entschuldigung tut nichts zur Sache. Daß die Clintons vor nichts zurückschrecken, weiß ich seit Mitte der 90er. Dennoch erschüttern sie mich immer wieder aufs Neue. Es ist endlich Zeit, daß die letzten Vernunftbegabten im Clinton-Lager von der im Vorwahlprozeß längst schon unterlegenen Noch-Kandidatin abrücken.
Freitag, 23. Mai 2008
Donnerstag, 22. Mai 2008
Obama-Webb 08
Wetten, daß Barack Obama Senator Jim Webb als Vizepräsidentschaftskandidat nominiert?
Für ihn spricht vor allem seine militärische Erfahrung in Vietnam, die Obama gegen McCain, insbesondere im Streit um die richtige Strategie im Irak, helfen könnte.
Mittwoch, 21. Mai 2008
Das Ende der Republikanischen Ära
"Ideas have consequences" ist eine bekannte Maxime der US-amerikanischen Konservativen. Mitunter aber will es dem Beobachter scheinen, als hätten sie, die Konservativen, keine neuen Ideen mehr, die zu praktischen Konsequenzen in der Politik führen könnten. Wo steht der amerikanische Konservatismus heute? Falls er sich auf dem Rückzug befindet, was hat zu seinem Niedergang geführt? Sind die Antworten, die der Konservatismus in den USA auf die Herausforderungen der Gegenwart zu bieten hat, in der Vergangenheit gefangen?
Der brillante George Packer hat in einem vielbeachteten Beitrag im New Yorker die Frage gestellt, ob den Konservativen die Ideen ausgegangen seien. Der Aufsatz ist ein absolutes Lesemuß für alle an US-amerikanischer Zeitgeschichte Interessierten. Eine Fülle von Faktoren habe, so Packer, zum politischen Scheitern der Konservativen geführt. Der Konservatismus und die republikanische Partei, so wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt haben, stehen vor einem Scherbenhaufen.
Auch ich bin der Meinung, daß die Republikanische Ära, in der wir uns seit dem ersten Wahlsieg von Richard Nixon, also ironischerweise seit 1968 ununterbrochen befinden, sich ihrem Ende nähert.
Die Ist-Situation: Zwölf Jahre hatten die Republikaner die Mehrheit im Kongreß, bis vor nicht allzu langer Zeit stellten sie die Mehrheit der Gouverneure, seit mehr als sieben Jahren sind sie an der Regierung. In dieser Zeit ist die Staatsbürokratie so groß und uferlos geworden, wie noch nie, die Staatsausgaben sind explodiert, militärische Interventionen wurden ohne Vorsicht und sorgfältige Vorbereitung unternommen und durch die Autorisierung von Folter wurden amerikanische Ideale verraten. Die Republikaner haben sich hier also von konservativen Prinzipien weitestgehend verabschiedet. Aber abgesehen davon haben die globalen Veränderungen der letzten Jahre Probleme geschaffen, zu denen die Konservativen einfach keine Ansätze entwickelt haben.
Nach dem Sieg Nixons dauerte es einige Zeit bis die konservative Wende politisch manifest wurde. Watergate versetzte ihr (der beginnenden Wende) einen Rückschlag und führte auch 1976 zum Wahlsieg von Carter. Doch die desaströse Präsidentschaft Carters, das Vietnam-Trauma und die ökonomische Krise der 70er ließen das Land des politischen Liberalismus, der seinen Triumphzug in den 30ern angetreten hatte, in der spießigen Eisenhower-Zeit der 50er seine geistige Stärke entfaltete und gesellschaftlichen Voraussetzungen schuf, und sich schließlich in den 60ern unter Kennedy/Johnson durchsetzte, überdrüssig werden. In der Reagan Revolution 1981 hatte der Konservatismus schließlich den Liberalismus geschlagen, Mondale 1984 und Dukakis 1988 gwaren nicht von ungefähr gänzlich chancenlos und verloren schmählich. Ihre Themen waren der Antikommunismus, niedrige Steuern/schlanker Staat (Reaganomics) und der Traditionalismus, d.h. die Verteidigung traditioneller amerikanischer Werte (Familie, Waffen, Religion). Mit dem Untergang des Warschauer Paktes verlor der Antikommunismus jedoch seine Existenzberechtigung.
1992 sagte man nach dem Sieg der Clintons die konservative Bewegung bereits tot. Wie man jedoch nach dem Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen zwei Jahre später feststellen konnte, behielten die Konservativen die kulturelle Hegemonie für sich. Die "Clinton-Gingrich-Co-Presidency" setzte die republikanische Ära ungehindert fort. Allerdings ließ sich auch bald die Ideenarmut der Konservativen erkennen. Der Präsidentschaftswahlkampf 1996 war zum Einschlafen. Aufgrund der guten ökonomischen Situation und dem Rechtsrutsch des Präsidenten war für die Republikaner das Weiße Haus nicht zu gewinnen. Die Kongreßwahlen gewannen sie weiterhin, aber ihr einzig verbliebenes Steckenpferd war nun, da die Steuern seit den 80ern recht dramatisch gesenkt worden waren und die unter Reagan getätigten Investitionen unter Clinton ihre Wirkung zeigten, der Traditionalismus, der "Culture War".
Mit den Herauorderungen des Islamfaschismus, der die USA 2001 daran erinnerte, daß das "Ende der Geschichte"(Fukuyama) 1990 gewiß nicht gekommen war, waren die Konservativen, die 2000 knapp das Weiße Haus zurückgewonnen hatten, restlos überfordert. Diejenigen, die darin den Erben des Sowjetkommunismus sahen, begriffen das Phänomen nicht, während diejenigen, die mit der religiösen Terminologie des Präsidenten ("das Böse") diesen Totalitarismus einigermaßen richtig erfassten, machten sich unglaubwürdig, war doch der Kommunismus 20Jahre zuvor noch die böseste und gefährlichste Bewegung, der die USA zu begegnen hatten. Die neokonservativen Ideen, die mit dem demokratischen Senator Henry "Scoop" Jackson in den 70ern erstmals einen kurzen Einzug in die Politik erlebten, 1983 in einer Rede von Ronald Reagan kurz aufglitzerten, dann aber wieder in akademische Publikationen verschwanden, veränderten republikanische Außenpolitik seit 2002 gründlich. Doch das war zu spät. Die Irak-Invasion kam zwölf Jahre zu spät und war lediglich Folge eines der Realpolitik alter Schule geschuldeten Kardinalfehlers von 1991. Die katastrophale Rumsfeld-Strategie und das folgende Debakel im Irak diskreditierten schließlich die Neokonservativen.
Während der Staat nie so richtig schlank war und unter den konservativen erst recht expandierte, glauben heute immer weniger Wähler, daß sich ökonomisches Wachstum noch mit den Rezepten der 80er (Steuersenkungen) stimulieren läßt.
Bleibt der Traditionalismus. Aber es ist immer weniger Menschen klarzumachen, daß es bei den dringenden Problemen, mit denen die in der Welt an Einfluß verlierende Supermacht heute konfrontiert ist, noch sinnvoll sei, über "Homo-Ehe" und "Abtreibung" zu debattieren.
Ist Bush also der republikanische Carter und Obama der demokratische Reagan? In dem Sinne wiederholt sich Geschichte wahrscheinlich nicht. Nach der für die Demokraten schlimmen Wahlnacht von 2004 hieß es noch, die Partei müsse sich neu erfinden. Ich kann nicht wirklich erkennen, daß dies bereits geschehen ist. Andererseits stehen die Republikaner definitiv ver der Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in programmatischer und struktureller Hinsicht. Geistig steht derweil der Konservatismus vor riesigen Aufgaben. John McCain dürfte durchaus der richtige Mann sein, der den Anfang dazu macht. Doch die Krise dürfte in den kommenden Jahren deutlich zu spüren sein. Bevor vielleicht in ein bis zwei Jahrzehnten wieder die Zeit da sein wird für eine "konservative Wende".
Der brillante George Packer hat in einem vielbeachteten Beitrag im New Yorker die Frage gestellt, ob den Konservativen die Ideen ausgegangen seien. Der Aufsatz ist ein absolutes Lesemuß für alle an US-amerikanischer Zeitgeschichte Interessierten. Eine Fülle von Faktoren habe, so Packer, zum politischen Scheitern der Konservativen geführt. Der Konservatismus und die republikanische Partei, so wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt haben, stehen vor einem Scherbenhaufen.
Auch ich bin der Meinung, daß die Republikanische Ära, in der wir uns seit dem ersten Wahlsieg von Richard Nixon, also ironischerweise seit 1968 ununterbrochen befinden, sich ihrem Ende nähert.
Die Ist-Situation: Zwölf Jahre hatten die Republikaner die Mehrheit im Kongreß, bis vor nicht allzu langer Zeit stellten sie die Mehrheit der Gouverneure, seit mehr als sieben Jahren sind sie an der Regierung. In dieser Zeit ist die Staatsbürokratie so groß und uferlos geworden, wie noch nie, die Staatsausgaben sind explodiert, militärische Interventionen wurden ohne Vorsicht und sorgfältige Vorbereitung unternommen und durch die Autorisierung von Folter wurden amerikanische Ideale verraten. Die Republikaner haben sich hier also von konservativen Prinzipien weitestgehend verabschiedet. Aber abgesehen davon haben die globalen Veränderungen der letzten Jahre Probleme geschaffen, zu denen die Konservativen einfach keine Ansätze entwickelt haben.
Nach dem Sieg Nixons dauerte es einige Zeit bis die konservative Wende politisch manifest wurde. Watergate versetzte ihr (der beginnenden Wende) einen Rückschlag und führte auch 1976 zum Wahlsieg von Carter. Doch die desaströse Präsidentschaft Carters, das Vietnam-Trauma und die ökonomische Krise der 70er ließen das Land des politischen Liberalismus, der seinen Triumphzug in den 30ern angetreten hatte, in der spießigen Eisenhower-Zeit der 50er seine geistige Stärke entfaltete und gesellschaftlichen Voraussetzungen schuf, und sich schließlich in den 60ern unter Kennedy/Johnson durchsetzte, überdrüssig werden. In der Reagan Revolution 1981 hatte der Konservatismus schließlich den Liberalismus geschlagen, Mondale 1984 und Dukakis 1988 gwaren nicht von ungefähr gänzlich chancenlos und verloren schmählich. Ihre Themen waren der Antikommunismus, niedrige Steuern/schlanker Staat (Reaganomics) und der Traditionalismus, d.h. die Verteidigung traditioneller amerikanischer Werte (Familie, Waffen, Religion). Mit dem Untergang des Warschauer Paktes verlor der Antikommunismus jedoch seine Existenzberechtigung.
1992 sagte man nach dem Sieg der Clintons die konservative Bewegung bereits tot. Wie man jedoch nach dem Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen zwei Jahre später feststellen konnte, behielten die Konservativen die kulturelle Hegemonie für sich. Die "Clinton-Gingrich-Co-Presidency" setzte die republikanische Ära ungehindert fort. Allerdings ließ sich auch bald die Ideenarmut der Konservativen erkennen. Der Präsidentschaftswahlkampf 1996 war zum Einschlafen. Aufgrund der guten ökonomischen Situation und dem Rechtsrutsch des Präsidenten war für die Republikaner das Weiße Haus nicht zu gewinnen. Die Kongreßwahlen gewannen sie weiterhin, aber ihr einzig verbliebenes Steckenpferd war nun, da die Steuern seit den 80ern recht dramatisch gesenkt worden waren und die unter Reagan getätigten Investitionen unter Clinton ihre Wirkung zeigten, der Traditionalismus, der "Culture War".
Mit den Herauorderungen des Islamfaschismus, der die USA 2001 daran erinnerte, daß das "Ende der Geschichte"(Fukuyama) 1990 gewiß nicht gekommen war, waren die Konservativen, die 2000 knapp das Weiße Haus zurückgewonnen hatten, restlos überfordert. Diejenigen, die darin den Erben des Sowjetkommunismus sahen, begriffen das Phänomen nicht, während diejenigen, die mit der religiösen Terminologie des Präsidenten ("das Böse") diesen Totalitarismus einigermaßen richtig erfassten, machten sich unglaubwürdig, war doch der Kommunismus 20Jahre zuvor noch die böseste und gefährlichste Bewegung, der die USA zu begegnen hatten. Die neokonservativen Ideen, die mit dem demokratischen Senator Henry "Scoop" Jackson in den 70ern erstmals einen kurzen Einzug in die Politik erlebten, 1983 in einer Rede von Ronald Reagan kurz aufglitzerten, dann aber wieder in akademische Publikationen verschwanden, veränderten republikanische Außenpolitik seit 2002 gründlich. Doch das war zu spät. Die Irak-Invasion kam zwölf Jahre zu spät und war lediglich Folge eines der Realpolitik alter Schule geschuldeten Kardinalfehlers von 1991. Die katastrophale Rumsfeld-Strategie und das folgende Debakel im Irak diskreditierten schließlich die Neokonservativen.
Während der Staat nie so richtig schlank war und unter den konservativen erst recht expandierte, glauben heute immer weniger Wähler, daß sich ökonomisches Wachstum noch mit den Rezepten der 80er (Steuersenkungen) stimulieren läßt.
Bleibt der Traditionalismus. Aber es ist immer weniger Menschen klarzumachen, daß es bei den dringenden Problemen, mit denen die in der Welt an Einfluß verlierende Supermacht heute konfrontiert ist, noch sinnvoll sei, über "Homo-Ehe" und "Abtreibung" zu debattieren.
Ist Bush also der republikanische Carter und Obama der demokratische Reagan? In dem Sinne wiederholt sich Geschichte wahrscheinlich nicht. Nach der für die Demokraten schlimmen Wahlnacht von 2004 hieß es noch, die Partei müsse sich neu erfinden. Ich kann nicht wirklich erkennen, daß dies bereits geschehen ist. Andererseits stehen die Republikaner definitiv ver der Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in programmatischer und struktureller Hinsicht. Geistig steht derweil der Konservatismus vor riesigen Aufgaben. John McCain dürfte durchaus der richtige Mann sein, der den Anfang dazu macht. Doch die Krise dürfte in den kommenden Jahren deutlich zu spüren sein. Bevor vielleicht in ein bis zwei Jahrzehnten wieder die Zeit da sein wird für eine "konservative Wende".
Labels:
Conservatism,
Election´08,
Republicans,
USA
Schimanski vs. Börne
Die FAZ hat eine Umfrage gestartet, wer das beliebteste "Tatort"-Team darstellt. Ein Viertel der Zuschauer hat sich bisher für Axel Prahl und Jan Josef Liefers entschieden, gefolgt von Götz George und Eberheid Feik mit knapp 18%. Was wenig überraschend ist.
Ich habe für George/Feik gestimmt, nachdem ich zuvor jedoch Prahl/Liefers bereits angeklickt hatte. Ich bin einfach zu nostalgisch.
Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy), auf den ich Zeit meines Lebens angesprochen werde, bringt es immerhin noch auf 4,5%.
Ich habe für George/Feik gestimmt, nachdem ich zuvor jedoch Prahl/Liefers bereits angeklickt hatte. Ich bin einfach zu nostalgisch.
Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy), auf den ich Zeit meines Lebens angesprochen werde, bringt es immerhin noch auf 4,5%.
Montag, 19. Mai 2008
Shugden-Anhänger
Der Dalai Lama hat heute seinen letzten Tag in Deutschland. Berichtet wird vorrangig, welche Bösen ihn nicht empfangen wollten.
Colin Goldner unterdessen auf der "Wahrheitsseite" über die Spaltung der exiltibetischen Gemeinde.
Colin Goldner unterdessen auf der "Wahrheitsseite" über die Spaltung der exiltibetischen Gemeinde.
Sonntag, 18. Mai 2008
George W. Bush vor der Knesset
Erstaunlicherweise haben nur wenige ernstzunehmende, translantische und israelsolidarische deutsche Blogger, soweit ich bisher es bisher verfolgen konnte, die Rede von US-Präsident Bush vor der Knesset vom letzten Donnerstag überhaupt erwähnt, und diejenigen, die auf sie verwiesen, haben sie recht unkritisch beurteilt und einfach ein paar Reaktionen beschrieben.
Ich habe bis heute die Bemühungen des Präsidenten, ohne auf seine Popularität Rücksicht zu nehmen, seine Überzeugungen in der internationalen Politik durchzusetzen, die USA zu beschützen und westliche Werte zu verteidigen, immer geschätzt. Er ist jemand, bei dem ich heute weiß, daß er auch morgen und übermorgen noch für seine Prinzipien einstehen wird. Bei allen schweren Fehlern, die gemacht wurden, und bei all den Schäden, die die US-amerikanische Demokratie aufgrund unverzeihlich fahrlässigen Handelns und Nicht-Handelns der US-Regierung genommen hat, danke ich ihm immernoch die Geradlinigkeit, die er auch in dieser Rede im Großen und Ganzen beweist.
Zu den Appeasement-Vorwürfen, die sich offensichtlich in erster Linie gegen Barack Obama richteten:
Dies ausgerechnet in Israel zu sagen, ist fehl am Platze. Obama wird und würde gegenüber dem Iran kein Appeaser sein, das weiß Bush. Vielmehr geht es Obama darum, mit seinem Gegenkandidaten McCain eine offene Debatte über eine Vielzahl von möglichen Methoden einer Iran-Politik zu führen. Israels Schutz wird auch unter einer Präsidentschaft von Obama hundertprozentig garantiert sein. Aber ganz abgesehen hiervon: Ist es nicht Bush, der das Problem Iran recht ungerührt seiner Nachfolgeregierung überlässt? Der den Iran die längste Zeit seiner zwei Amtsperioden schlicht vergessen (verdrängt) hatte?
Ich habe bis heute die Bemühungen des Präsidenten, ohne auf seine Popularität Rücksicht zu nehmen, seine Überzeugungen in der internationalen Politik durchzusetzen, die USA zu beschützen und westliche Werte zu verteidigen, immer geschätzt. Er ist jemand, bei dem ich heute weiß, daß er auch morgen und übermorgen noch für seine Prinzipien einstehen wird. Bei allen schweren Fehlern, die gemacht wurden, und bei all den Schäden, die die US-amerikanische Demokratie aufgrund unverzeihlich fahrlässigen Handelns und Nicht-Handelns der US-Regierung genommen hat, danke ich ihm immernoch die Geradlinigkeit, die er auch in dieser Rede im Großen und Ganzen beweist.
Zu den Appeasement-Vorwürfen, die sich offensichtlich in erster Linie gegen Barack Obama richteten:
Some seem to believe that we should negotiate with the terrorists and
radicals, as if some ingenious argument will persuade them they have been wrong
all along. We have heard this foolish delusion before. As Nazi tanks crossed
into Poland in 1939, an American senator declared: "Lord, if I could only have
talked to Hitler, all this might have been avoided." We have an obligation to
call this what it is -- the false comfort of appeasement, which has been
repeatedly discredited by history.
Dies ausgerechnet in Israel zu sagen, ist fehl am Platze. Obama wird und würde gegenüber dem Iran kein Appeaser sein, das weiß Bush. Vielmehr geht es Obama darum, mit seinem Gegenkandidaten McCain eine offene Debatte über eine Vielzahl von möglichen Methoden einer Iran-Politik zu führen. Israels Schutz wird auch unter einer Präsidentschaft von Obama hundertprozentig garantiert sein. Aber ganz abgesehen hiervon: Ist es nicht Bush, der das Problem Iran recht ungerührt seiner Nachfolgeregierung überlässt? Der den Iran die längste Zeit seiner zwei Amtsperioden schlicht vergessen (verdrängt) hatte?
Freitag, 16. Mai 2008
Agenda 2013
Die gestrige Rede von John McCain über seine erste (und möglicherweise einzige geplante) Amtszeit war ein weiterer ermutigender Schritt. Er läßt hoffen.
Den Demokraten dürfte es kaum gelingen, mit ihrer "McBush"-und-"McCain-more-of-the-same"-Kampagne jenseits ihrer linken Anhängerschaft zu überzeugen.
Den Demokraten dürfte es kaum gelingen, mit ihrer "McBush"-und-"McCain-more-of-the-same"-Kampagne jenseits ihrer linken Anhängerschaft zu überzeugen.
Donnerstag, 15. Mai 2008
Gottesclown zu Gast bei Freunden
Sie haben ihn lieben gelernt, die Deutschen.
Nachdem die antichinesische Propaganda aufgrund des Erdbebens etwas ins Stocken geraten ist, nimmt Paul13 den Besuch "seiner Heiligkeit" zum Anlaß, die "rote Heidi" gegen deren Genossen zu verteidigen und sich über die Verärgerung der Steinmeier-Fraktion zu wundern.
Mir ist es eher ein Rätsel, warum sich ein prowestlicher Blogger zu einem Apologeten vormoderner Verhältnisse macht. Was tun Heidi oder Roland Koch für die Menschenrechte, wenn sie sich mit dem Gottkönig treffen und sich seine Forderungen nach "echter Autonomie" anhören? Wie sehr ist der Freiheit geholfen, wenn Tibet wieder ein Feudalstaat wird? Und warum muß man China, das tatsächlich einen entscheidenden Beitrag zum deutschen Wirtschaftswachstum leistet, ausgerechnet mit dem Empfang eines religiösen Clowns verägern, über den sich kein deutscher Kabarettist, wie Gremliza in seiner letzten Kolumne konstatierte, einen Witz zu machen traut?
Nachdem die antichinesische Propaganda aufgrund des Erdbebens etwas ins Stocken geraten ist, nimmt Paul13 den Besuch "seiner Heiligkeit" zum Anlaß, die "rote Heidi" gegen deren Genossen zu verteidigen und sich über die Verärgerung der Steinmeier-Fraktion zu wundern.
Mir ist es eher ein Rätsel, warum sich ein prowestlicher Blogger zu einem Apologeten vormoderner Verhältnisse macht. Was tun Heidi oder Roland Koch für die Menschenrechte, wenn sie sich mit dem Gottkönig treffen und sich seine Forderungen nach "echter Autonomie" anhören? Wie sehr ist der Freiheit geholfen, wenn Tibet wieder ein Feudalstaat wird? Und warum muß man China, das tatsächlich einen entscheidenden Beitrag zum deutschen Wirtschaftswachstum leistet, ausgerechnet mit dem Empfang eines religiösen Clowns verägern, über den sich kein deutscher Kabarettist, wie Gremliza in seiner letzten Kolumne konstatierte, einen Witz zu machen traut?
Klimawandel und Bildung
Andrew Sullivan verweist auf eine interessante Umfrage: Während 19% der Republikaner mit College-Abschluß an anthropogene Erderwärmung glauben (verglichen mit 75% der Demokraten), tun dies bei den Republikanern ohne College-Abschluß immerhin 31% und bei den Demokraten lediglich 52%.
Genug für die Verwirrung am Morgen?
Genug für die Verwirrung am Morgen?
Mittwoch, 14. Mai 2008
Hillaryland
Von einigen Flecken der USA werden doch immer wieder ernüchternde Signale gegeben. Annäherungsweise ein Viertel der Clinton-Wähler in West Virginia hat "Rasse" als einen für die Wahlentscheidung ausschlaggebenden Faktor genannt. Ein Viertel! Mehr als in Indiana oder Pennsylvania. Dieses Viertel beschränkt sich freilich auf die bei einer Befragung Offenen und Ehrlichen.
Das Ergebnis von gestern führt erneut vor Augen, wie die Propaganda funktioniert: Auf dem Niveau eines Stefan Herre den Kandidaten Barack Obama nie ohne Nennung seines zweiten Vornamens als Islamisten, Terroristen, verkappten Kommunisten und anti-weißen Rassisten vorzustellen, zieht auch und vielleicht gerade bei den durchschnittlichen Anhängern der Demokratischen Partei.
Während die Presse in Deutschland es den amerikanschen Kollegen gleichtut und sich von den Vorwahlen in West Virginia unbeeindruckt zeigt, indem sie der Nachricht allenfalls sekundäre Bedeutung zubilligt und in keiner Schlagzeile die denkbar knappen Chancen Clintons auf die Nominierung unerwähnt lässt, zerbrechen sich pikanterweise Blogger wie Florian Heinhold den Kopf darüber, was alles passieren könnte, das doch noch zu einem Erfolg der Kandidatin führte. Sie sei ganz klar der Stärkste in diesem Rennen, beschränke sich außerdem darauf, ebendies deutlich zu machen, und nicht etwa noch auf Obama einzuschießen. Hillaryland, das sind wahrhaftig nicht nur irgendwelche alt gewordenen Feministinnen.
Wobei auch ich, wenigstens einmal kann ich ja hier etwas Positives über Hillary Clinton sagen, Durchhaltevermögen und Kampfeswillen dieser Frau bewundere.
Daß Obama im Unterschied zu Clinton West Virginia nicht gegen McCain gewinnen kann, ist klar. Aber was heißt das schon im Hinblick auf den 4. November? Obama wird auch Florida nicht gewinnen und es in Ohio auf jeden Fall schwer haben, aber die absoluten Zahlen für Obama in sämtlichen red states haben seit Jahresbeginn gezeigt: Mancher Staat ist GOP keineswegs mehr sicher. Im Übrigen lässt sich beispielsweise an dem gestrigen Sieg des Demokraten Travis Childers in Mississippi in einem ur-republikanischen Wahlbezirk ablesen: Der Boden der GOP erodiert.
Es wäre zweifelsohne ein Fehler, Clinton als Vizepräsidentschaftskandidatin ins Boot zu holen, wie Dick Morris treffend ausführt. Damit würde Obama den ihm zugefügten Schaden verewigen.
Mir fällt es unter den gegebenen Umständen schwer, gegen Obama Stellung zu beziehen.
Das Ergebnis von gestern führt erneut vor Augen, wie die Propaganda funktioniert: Auf dem Niveau eines Stefan Herre den Kandidaten Barack Obama nie ohne Nennung seines zweiten Vornamens als Islamisten, Terroristen, verkappten Kommunisten und anti-weißen Rassisten vorzustellen, zieht auch und vielleicht gerade bei den durchschnittlichen Anhängern der Demokratischen Partei.
Während die Presse in Deutschland es den amerikanschen Kollegen gleichtut und sich von den Vorwahlen in West Virginia unbeeindruckt zeigt, indem sie der Nachricht allenfalls sekundäre Bedeutung zubilligt und in keiner Schlagzeile die denkbar knappen Chancen Clintons auf die Nominierung unerwähnt lässt, zerbrechen sich pikanterweise Blogger wie Florian Heinhold den Kopf darüber, was alles passieren könnte, das doch noch zu einem Erfolg der Kandidatin führte. Sie sei ganz klar der Stärkste in diesem Rennen, beschränke sich außerdem darauf, ebendies deutlich zu machen, und nicht etwa noch auf Obama einzuschießen. Hillaryland, das sind wahrhaftig nicht nur irgendwelche alt gewordenen Feministinnen.
Wobei auch ich, wenigstens einmal kann ich ja hier etwas Positives über Hillary Clinton sagen, Durchhaltevermögen und Kampfeswillen dieser Frau bewundere.
Daß Obama im Unterschied zu Clinton West Virginia nicht gegen McCain gewinnen kann, ist klar. Aber was heißt das schon im Hinblick auf den 4. November? Obama wird auch Florida nicht gewinnen und es in Ohio auf jeden Fall schwer haben, aber die absoluten Zahlen für Obama in sämtlichen red states haben seit Jahresbeginn gezeigt: Mancher Staat ist GOP keineswegs mehr sicher. Im Übrigen lässt sich beispielsweise an dem gestrigen Sieg des Demokraten Travis Childers in Mississippi in einem ur-republikanischen Wahlbezirk ablesen: Der Boden der GOP erodiert.
Es wäre zweifelsohne ein Fehler, Clinton als Vizepräsidentschaftskandidatin ins Boot zu holen, wie Dick Morris treffend ausführt. Damit würde Obama den ihm zugefügten Schaden verewigen.
Mir fällt es unter den gegebenen Umständen schwer, gegen Obama Stellung zu beziehen.
Dienstag, 13. Mai 2008
Montag, 12. Mai 2008
Coburger Pfingstkongreß
Vor zehn Jahren war ich das erste, vor sieben Jahren das letzte Mal dort. Als Student im zweiten Hochschulsemester bin ich damals ganz gespannt nach in Mannheim halb durchzechter Nacht am Freitag vor Pfingsten mit einem Inaktiven Burschen, meinem Confuxen und einem unserer damaligen Ehrenmitglieder im Auto nach Coburg gefahren. Wir Aktive schliefen im Ernestinum, einer Coburger Realschule, vielleicht auch einem Gymnasium, das weiß ich nicht mehr so genau, in einem Klassenzimmer. "Bierjunge" hörte ich mehrfach die vor der Schule in dunklen Anzügen sitzenden Studenten rufen, als wir unsere Schlafsäcke drinnen auf Luftmatratzen ausbreiteten.
Wir liefen in die Stadt. Häufig kamen uns ältere wie jüngere Mitglieder anderer Landsmanschaften und Turnerschaften und grüßten mit Abnahme ihrer bunten Kopfbedeckungen: "Tag, die Herren!"
In der Stadt war alles gerammelt voll mit Alten Herren, Aktiven und inaktiven Burschen sowie Füxen. Überall Couleur, verklebte Anzüge und schäumende Gläser. Eine einzige Sphäre des Getöses, Gegrummels und Gebrülls. Im sogenannten Bermuda-Dreieck (das heißt so, weil hier gern besuchte Gasthäuser sich gegenüberliegen) stehen im Laufe des Freitagabends immer mehr Männer und gießen sich Gerstensaft in den Kopf. Hier treffen sich alte Bekannte oder auch "Verbandsbrüder", die sich neu kennenlernen. Man redet sich, so man nicht Mitglied desselben "Bundes" ist, mit "Herr Verbandsbruder" an. Wenn Aktive verschiedener Bünde sich neu kennenlernen, kreisen die Gesprächsthemen neben dem Leben an der jeweiligen Universität meist um den Nachwuchs der Verbindungen (in dem Fall wird gern gejammert), um das Leben in den Saufkellern der Verbindungshäuser, um die bösen Linken und die anti-korporativen Aktivitäten der "Zecken."
Von Freitags bis zum Frühschoppen am Dienstagmorgen wird nun durchgesoffen. Insgesamt habe ich damals, 1998, in der ganzen Zeit vielleicht sechs bis sieben Stunden geschlafen. Den Anzug dürfte ich einmal gewechselt haben.
Ach ja, die Linken. Die demonstrieren auch in Coburg. Meistens Samstagsvormittags. Damals hörte ich allerdings nur wenige Pfeifen aus dem Münchener Hofbräu, da hatte meine Verbindung ihre "Konstante", heraus. Und das war nachmittags. Hatte vielleicht auch mit dem Wetter zu tun, das anders als 2008, vor zehn Jahren nämlich sehr verregnet war. Samstagsvormittags findet ein Sportturnier statt, wo die verkaterten Aktiven, die dazu in der Lage sind, zum Beispiel Fußball spielen. Hatten wir damals auch, aber weit kamen wir nicht. Parallel dazu finden Convente statt, auf denen darüber diskutiert wird, wo bei welchem Paragraphen der Satzung einige Nuancen vielleicht etwas geändert werden könnten. Danach trinkt man eben wieder Bier.
Sonntags ist Familientag. Da fuhren wir nach Seßlach, um dort unter uns, also eher ohne Verbandsbrüder, und mit "den Frauen" (ja, manche Dame findet auch den Weg nach Coburg) zu speisen und eben Bier zu trinken. In anderen Jahren gab es an diesem Tag Floßfahrten usw.
Am Pfingstmontag steht mehr Programm an. Da findet nämlich vormittags die "Totenehrung" statt, auf "chargiert" wird, d.h. drei Angehörige eines jeden Bundes, in der Regel machen das die Chargierten, als da wären der Senior, der Con- und der Subsenior, ziehen sich den Chargenwichs an und holen je nach Bedarf die Chargenschläger hervor, damit alles schön offiziell aussieht. Abends ist in einem großen Festzelt der Kommers, wo in offiziellem Rahmen gesoffen wird. Die Chargen aller 100 Bünde marschieren der Reihe nach ins Zelt und nehmen vorne Platz, der Rest des Verbandes sitzt aus längs gestellten Bänken dahinter. Vorne mit dem Gesicht zum Verband sitzen Verbandsleitung und Präsidium. Die Präsidierende ist jedes Jahr eine andere CC-Verbindung. Deren Aufgabe ist es, alles zu organisieren und für einen harmonischen Ablauf des Kongresses zu sorgen. Die große Kommersrede unterscheidet sich nie großartig von den Reden, wie man sie von den Festkommersen auf den eigenen Häusern gewöhnt ist: Entweder versucht ein besonders mutiger konservativer Kulturkämpfer, "Tabus" zu brechen (Strenge und Anstand müssten zurückkehren, und die Toleranz, die der Verband zu seinen Leitlinien zählt, möge man im kleinen Kreise üben), oder ein "politisch korrekter" Reformlandsmannschafter versucht die vermeintlich zeitgemäße Light-Version des Waffenstudenten zu betonen ( man sei sehr wohl modern, schließlich nehme man ja Ausländer auf und das Mensurfechten sei heute nicht mehr als eine "Eintrittskarte in den Bund"). Besonders populär ist es auch, das Prinzip "Leistung" zu betonen. Wenn den Studenten empfohlen wird, die persönlichen Ziele zu erreichen, wird das von einigen Altherrenvorsitzenden mitunter auch als "unbequem" charakterisiert. Alle Redner versichern: Jawohl, wir Korporierten haben, hoppla!, eine Existenzberechtigung.
Im Anschluß an den Kommers folgt der Fackelzug in die Coburger Innenstadt. Den fand ich 98 schon recht gruselig. Als ich zwei Jahre später selbst als Chargierter im Stechschritt marschierte, erklärte mir ein Alter Herr im Münchener Hofbräu, ihm seien fast die Tränen gekommen.auf dem Marktplatz versammeln sich die Chargierten und Anzugträger und klingen das Deutschlandlied an.
Dienstagmorgens ist dort dann der Frühschoppen. Bevor dann sämtliche Alkoholleichen sich ans Steuer setzen und die Stadt Coburg in alle Richtungen verlassen.
Heute, am Pfingstmontag 2008, ist das Wetter für den Kongreß ideal. Ich sitze vor dem Rechner und denke an die vergangene Zeit. Das Programm soll für kommende Jahre übrigens um einen Tag gekürzt worden sein. Wer weiß, vielleicht begebe ich mich irgendwann doch mal wieder dorthin.
Sonntag, 11. Mai 2008
McCain und Liddy
Im Lager der Demokraten wurde vergangene Woche versucht, John McCain Verbindungen zu einem Kriminellen nachzusagen, um damit moralische Äquivalenz zum Kandidaten der Demokratischen Partei, Barack Obama, in Bezug auf dessen Verbindungen zu Bill Ayers herzustellen. McCain selbst habe einen Rechtsbrecher und politischen Extremisten in seinem Lager und solle sich von ihm erst distanzieren, wenn er Bill Ayers zu einem Wahlkampfthema mache.
Richtig ist, daß McCain G. Gordon Liddy bisher positiv gegenübergetanden hat. Liddy ist ein ehemalger FBI-Agent und Rechtsanwalt, der 1972 in der Nixon-Regierung im Commitee to Re-elect the President einen (nicht verübten) Mord an dem unbequemen Journalisten John Ellsberg plante und den Einbruch in das Watergate-Hotel erdachte und mit durchführte, wofür er zu 20 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Nach seiner Begnadigung durch Präsident Carter betätigte er sich in den 80er Jahren als Buchautor und Schauspieler. Unter anderem war er in zwei Folgen Miami Vice (beide wurden in Deutschland jedoch nie ausgestrahlt) sowie in Episoden der Serien McGyver oder Airwolf als "Gangster" zu sehen. 1992 bekam Liddy seine eigene Hörfunksendung, in der er täglich das aktuelle politische Geschehen kommentiert, Prominente interviewt und Anrufer bei Alltagsproblemen berät sowie Fragen zu seiner Person und seinen Standpunkten beantwortet. Liddy, dessen Autobiograhie Will mich Mitte der 90er Jahre inspiriert hat und für den Namen dieses Weblogs mitverantwortlich ist, dürfte nach Rush Limbaugh die einflußreichste Figur im sogenannten Conservative Talk Radio sein.
Auch McCain gehörte mindestens zweimal zu Liddys Talkshowgästen. Beide bezeichnen sich gegenseitig als "alte Freunde", McCain hat Liddy mehrfach seine Bewunderung für dessen Arbeit ausgedrückt und den Zuhörern erklärt, wie stolz er darauf sei, Liddy zu kennen. Man muß dazu allerdings auch wissen, daß sich Liddys Sohn Tom 1998 erfolglos im Staat des Senators Arizona um einen Sitz im Kongreß bewarb und dabei stark von McCain unterstützt wurde. Im Gegenzug hat Liddy seit 98 5.ooo US$ für McCains Kampagnen gespendet.
Als politischer Akteur hat Liddy wiederholt seine Verachtung für rechtsstaatliche Prinzipien gezeigt. Er hat den größten Skandal der US-Geschichte mitkreiert, an dem amerikanische Ideale einen bis heute verheerenden Schaden genommen haben. Aber er war dafür nicht alleine verantwortlich. Vielmehr ist er von diversen hochrangigen Regierungsangehörigen beauftragt worden, Rechtsbruch zu begehen, und hat dabei bis heute gegenüber einem von der Mehrheit der US-Amerikaner gewählten (tatsächlich kriminellen) Präsidenten absolute Loyalität gewahrt. Das unterscheidet ihn deutlich von Bill Ayers, einem Mitbegründer der terroristischen Gruppierung Weather Underground, die in jener Zeit (1969/70) dem Land den Krieg erklärt hatte. Es war im übrigen diese Kriegserklärung, die rechtsnihilistisches Denken und Handeln in Regierungskreisen forciert haben mag.
Liddy ist nicht McCains Ayers. Problematisch finde ich überhaupt den Versuch seitens der Demokraten oder der Democrats-nahen Lohnschreiber, die (rechte) Taktik des swift-boating einfach zu übernehmen. Obama mit Ayers zu konfrontieren halte ich für unsäglich. Warum also einfach dasgleiche mit McCain machen? Wer für die Wahl von Barack Obama zum 44. Präsidenten der USA einen Beitrag leisten möchte, möge sich auf politische und ökonomische Themen konzentrieren. Das gilt umgekehrt für (uns) Unterstützer von John McCain umso mehr.
Samstag, 10. Mai 2008
Das Ende von Schule und Unterricht
Einige interessante Gedanken von Christian Heller zur Schule der Zukunft
Freitag, 9. Mai 2008
Hotte rulez!
Zum Muttertag hat der Endreimproletarier Horst Tomayer mit Tochters Klage ein böses, schmerzhaft-komisches Gedicht geschrieben. Unbedingt lesen!
Hingewiesen seien die Leser auch darauf, daß Tomayer einst seine Mutter mit herzzerreißend schönen Zeilen bedichtet hat, nachzulesen in dem Bändchen German Poems.
Hingewiesen seien die Leser auch darauf, daß Tomayer einst seine Mutter mit herzzerreißend schönen Zeilen bedichtet hat, nachzulesen in dem Bändchen German Poems.
Donnerstag, 8. Mai 2008
Happy Birthday
Mit etwas Verspätung möchte nun auch ich Israel zum 60. Geburtstag gratulieren! Was hat dieser Staat sich tapfer geschlagen, wie oft hat er vergeblich mit seinen Nachbarn den Frieden gesucht!
Vor etwa zwei Jahren prognostizierte Peter Voß im Presseclub, Israel werde "sich auf Dauer nicht behaupten können." Wenn da mal nicht der Wunsch Vater des Gedankens war....
Auf die nächsten 60 Jahre!!!
Dienstag, 6. Mai 2008
Das Euro-Märchen
Thomas Fricke zeigt mit den aus meiner Sicht richtigen Argumenten, warum wir die Überteuerung des Euro nicht als für halb so wild erachten sollten.
Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Zeit um 1997/98, als Leute wie Manfred Brunner, Dr. Bruno Bandulet, die Professoren Starbatty, Schachtschneider und Hankel, Bolko Hofmann oder eben auch Edmund Stoiber eindringlich vor der "Weich-Währung", dem "Monopoly-Geld" warnten, das für Länder wie Italien zu stark und für Deutschland ganz gewiß zu schwach sein werde?
Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Zeit um 1997/98, als Leute wie Manfred Brunner, Dr. Bruno Bandulet, die Professoren Starbatty, Schachtschneider und Hankel, Bolko Hofmann oder eben auch Edmund Stoiber eindringlich vor der "Weich-Währung", dem "Monopoly-Geld" warnten, das für Länder wie Italien zu stark und für Deutschland ganz gewiß zu schwach sein werde?
Donnerstag, 1. Mai 2008
Gone fishing
Bis Anfang nächster Woche bin ich in New York. Mein Cousin heiratet am Samstag in Westbury. In dieser Zeit werden keine neuen Beiträge geschrieben.
Abonnieren
Posts (Atom)