Sonntag, 11. Mai 2008

McCain und Liddy


Im Lager der Demokraten wurde vergangene Woche versucht, John McCain Verbindungen zu einem Kriminellen nachzusagen, um damit moralische Äquivalenz zum Kandidaten der Demokratischen Partei, Barack Obama, in Bezug auf dessen Verbindungen zu Bill Ayers herzustellen. McCain selbst habe einen Rechtsbrecher und politischen Extremisten in seinem Lager und solle sich von ihm erst distanzieren, wenn er Bill Ayers zu einem Wahlkampfthema mache.


Richtig ist, daß McCain G. Gordon Liddy bisher positiv gegenübergetanden hat. Liddy ist ein ehemalger FBI-Agent und Rechtsanwalt, der 1972 in der Nixon-Regierung im Commitee to Re-elect the President einen (nicht verübten) Mord an dem unbequemen Journalisten John Ellsberg plante und den Einbruch in das Watergate-Hotel erdachte und mit durchführte, wofür er zu 20 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Nach seiner Begnadigung durch Präsident Carter betätigte er sich in den 80er Jahren als Buchautor und Schauspieler. Unter anderem war er in zwei Folgen Miami Vice (beide wurden in Deutschland jedoch nie ausgestrahlt) sowie in Episoden der Serien McGyver oder Airwolf als "Gangster" zu sehen. 1992 bekam Liddy seine eigene Hörfunksendung, in der er täglich das aktuelle politische Geschehen kommentiert, Prominente interviewt und Anrufer bei Alltagsproblemen berät sowie Fragen zu seiner Person und seinen Standpunkten beantwortet. Liddy, dessen Autobiograhie Will mich Mitte der 90er Jahre inspiriert hat und für den Namen dieses Weblogs mitverantwortlich ist, dürfte nach Rush Limbaugh die einflußreichste Figur im sogenannten Conservative Talk Radio sein.

Auch McCain gehörte mindestens zweimal zu Liddys Talkshowgästen. Beide bezeichnen sich gegenseitig als "alte Freunde", McCain hat Liddy mehrfach seine Bewunderung für dessen Arbeit ausgedrückt und den Zuhörern erklärt, wie stolz er darauf sei, Liddy zu kennen. Man muß dazu allerdings auch wissen, daß sich Liddys Sohn Tom 1998 erfolglos im Staat des Senators Arizona um einen Sitz im Kongreß bewarb und dabei stark von McCain unterstützt wurde. Im Gegenzug hat Liddy seit 98 5.ooo US$ für McCains Kampagnen gespendet.

Als politischer Akteur hat Liddy wiederholt seine Verachtung für rechtsstaatliche Prinzipien gezeigt. Er hat den größten Skandal der US-Geschichte mitkreiert, an dem amerikanische Ideale einen bis heute verheerenden Schaden genommen haben. Aber er war dafür nicht alleine verantwortlich. Vielmehr ist er von diversen hochrangigen Regierungsangehörigen beauftragt worden, Rechtsbruch zu begehen, und hat dabei bis heute gegenüber einem von der Mehrheit der US-Amerikaner gewählten (tatsächlich kriminellen) Präsidenten absolute Loyalität gewahrt. Das unterscheidet ihn deutlich von Bill Ayers, einem Mitbegründer der terroristischen Gruppierung Weather Underground, die in jener Zeit (1969/70) dem Land den Krieg erklärt hatte. Es war im übrigen diese Kriegserklärung, die rechtsnihilistisches Denken und Handeln in Regierungskreisen forciert haben mag.


Liddy ist nicht McCains Ayers. Problematisch finde ich überhaupt den Versuch seitens der Demokraten oder der Democrats-nahen Lohnschreiber, die (rechte) Taktik des swift-boating einfach zu übernehmen. Obama mit Ayers zu konfrontieren halte ich für unsäglich. Warum also einfach dasgleiche mit McCain machen? Wer für die Wahl von Barack Obama zum 44. Präsidenten der USA einen Beitrag leisten möchte, möge sich auf politische und ökonomische Themen konzentrieren. Das gilt umgekehrt für (uns) Unterstützer von John McCain umso mehr.


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