Ich fragte, was das Nuller-Jahrzehnt (oder die 200er) auszeichne.
In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen schreibt Georg Diez:
Wenn die neunziger Jahre durch MTV und die Sendung "The Real World" definiert wurden, dann sind die Nullerjahre durch Facebooks leicht surreale Welt bestimmt.
Ohne Zweifel. Und durch das Bloggen. Weiter schreibt Diez zu dem dadurch in diesem Jahrezehnt eingetetenen Wandel der Art von sozialen Beziehungen:
Die Konsequenz daraus ist eine gewisse Latenz, was soziale Beziehungen angeht, also ein Als-Ob von Freundschaften - aber auch eine Nähe zu Menschen, von denen man nun viel genauer weiß, wann sie Migräne haben, als man das wohl will: Eigentlich Fremde erscheinen einem so auf Dauer fast bekannter als Freunde oder Geschwister, die nicht auf Facebook sind. Es verschiebt sich dadurch etwas im Gefüge der Beziehungen, so wie auch der Begriff des Freundes und von Freundschaft an sich aufgeweicht und verändert wird.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig fand ich es, als ich entdeckte, daß mir bei studiVZ und facebook Menschen als "Freunde" zugeordnet sind, die ich mitunter nie gesehen habe. Das dürfte jedem so gehen. Schließlich stehen wir erst zu Beginn dieses Wandels und hängen wohl alle noch dem alten Freundschaftsbegriff an. Insbesondere dann verteidige ich dieses Verständnis, wenn ich von "meinen Freunden" rede, Menschen, die ich seit Jahren kenne, für die ich etwas empfinde, mit denen ich zusammen älter geworden bin.
Aber die Beziehung zu den Kontakten aus meinen Netzwerken und zu den Bloggern, auf die ich verlinke und deren Beiträge ich jeden Tag lese, stellt etwas mit mir an, fordert meine Phantasie. Nach einiger Zeit höre ich ihre Stimmen, stelle sie mir bildlich vor und irgendwann unterhalte ich mich mit ihnen in meinem Kopf, also auch ohne Dialog per Mail oder im Kommentarbereich. Flexibel sind siese Beziehungen ohne Zweifel, denn nicht oft, sondern ständig muß man sein Bild von den Personen, die einen begleiten, korrigieren. Freundschaft ist dafür das richtige Wort.
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