Bleibtreu checkt null, wen er eigentlich spielt, mag er sich auch noch so sehr, wie er bei Anne Will meinte, in die Zeit eingelesen haben.
Gut getroffen sind der blutjunge Stefan Aust, der zu Beginn des Films nur kurz in Erscheinung tritt, sowie das Arschloch Klaus Rainer Röhl. Mit Bruno Ganz als Horst Herold kann ich nicht viel anfangen. Nicht seine seit vier Jahren zwangsläufige Verknüfung mit der Hitler-Rolle zerstört sein siel in diesem Film. Ganz ist um einiges älter als es Herold in den 70er Jahren war und tritt auch als alter Beamter in Erscheinung. Und die Story vom grübelnden, tiefsinnigen und unkonventionellen Mann des Staates ist nach meiner Kenntnis eine Legende.
Daß der Antisemitismus der RAF in dem Film so gut wie gar nicht vorkommt, wie auch nichtidentisches in seiner lesenswerten Kritik herausstellt, verwundert kaum. Die RAF war fester Bestandteil eines Vernichtungskrieges gegen Israel, der keineswegs erst mit der zweiten Generation beginnt. Der Film allerdings stellt sich dem Denken der RAF insgesamt gar nicht. Man hört allein Ulrike Meinhofs bekannteste Textpassagen (ihre Rechtfertigung der Aktion des Schwarzen September taucht jedoch nicht auf) immer wieder, aber nirgendwo wird das Konzept Stadtguerilla erläutert, wird auch der ansatzweise der Versuch gemacht, das Denken der Gründergeneration, das den ideologischen Background schließlich der zweiten und dritten Generation ausmachte, zu analysieren. Der Politjargon ist auf ein Minimum begrenzt. Von Diskussionen sieht man gar nichts.
Stattdessen erzählt dieser Actionfilm die Geschichte der Jahre 1967 bis 1977 auf eine unreflektierte Weise, bei der jede Bluttat untergebracht werden muß. Und so hechelt der Film im letzten Drittel des Films in einem Affentempo von einem Attentat zum nächsten. Das kann der Zuschauer nur nichtssagend finden.
Uli Krug schrieb in der vorletzten Ausgabe der Bahamas mit Blick auf die Debatte zu 30 Jahren Deutsche Herbst, wer wie die RAF, dem Volk habe dienen wollen, der habe es nicht besser verdient, als volkstümlich vermarktet zu werden. So ist es.
Die Jüngeren wissen jetzt vielleicht ein ganz klein wenig mehr über die Chronologie der Ereignisse jener Zeit. Mehr aber auch nicht.
1 Kommentar:
Hhmm, da bin ich ja mal gespannt...
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