Ein interessanter neuer Artikel von Philip Meyer, der in seinem Buch The Vanishing Newspaper den Zeitpunkt für das Erscheinen der letzten gedruckten amerikanischen Zeitung auf das Jahr 2043 kalkuliert hatte, beschäftigt sich damit, wie die Zeitung in Zukunft Überlebenschancen haben will, modellhaft aussehen sollte.
Auch in Deutschland dürften die meisten Tageszeitungen mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen haben. Wer der heute unter 25jährigen liest noch regelmäßig eine Tageszeitung? Wenn das E-Medium um das Jahr 2000 seinen Durchbruch gehabt hat, könnte esein, daß eine Generation später, also um das Jahr 2025 nur noch die Gruppe der dann über 50jährigen eine Zeitung wird lesen wollen.
Meyer argumentiert, daß die Informationen des "Lokalteils" am wenigsten gefährdet sind, durch andere Medien substituiert zu werden. Unter diesen Informationen sind keine Polizeimeldungen oder etwa Pressemeldungen ortsansässiger Unternehmen zu verstehen. Sondern das Geschehen, das abzubilden den Journalisten erfordert, der vor Ort recherchiert und die Informationen in einen Kontext bringt.
Die journalistische Königsdisziplin war von jeher die Reportage. Von ihr lebt auch die Zeitung. In Zukunft erst recht.
6 Kommentare:
Der gleichen Ansicht bin ich auch.
Wenn man bedenkt, dass unter den 14- bis 29-Jährigen nicht ein mal jeder zweite täglich eine Zeitung liest, ist der Niedergang der gedruckten Zeitung wohl "abzusehen".
Dabei allerdings einen Ausweg im "Lokalteil" zu erhoffen, bleibt wohl auch nur Hoffnung. In Zeiten der Nachrichten-Häppchen, in denen lediglich schnell umrissen wird, was alles passiert auf der Welt und diese WELT dann auch noch ein Kompaktformat herausbringt (Hauptsache billig und schnell), wird der Journalist nur noch ein geldhungriger Klotz am Presse-Bein sein.
Ernsthafter Journalismus bzw. einer Sache auch mal auf den Grund gehen kostet zuviel Zeit und zuviel Geld! Auch vor dem Hintergrund, dass eine "normale" Meldung eine Überlebensdauer von ungefähr 36Std. hat.. Tendenz sinkend!
"In Zeiten der Nachrichten-Häppchen, in denen lediglich schnell umrissen wird, was alles passiert auf der Welt und diese WELT dann auch noch ein Kompaktformat herausbringt (Hauptsache billig und schnell), wird der Journalist nur noch ein geldhungriger Klotz am Presse-Bein sein."
Sehr gut gesagt, Markus!
Aber ganz so pessimistisch will ich dann doch nicht sein. Noch finanziert beispielsweise die "Zeit" ja Autoren wie Harald Martenstein oder Stefan Willeke ihre Reportagen in einem Ausmaß, daß es dann schon wieder geradezu absurd ist. Die sind dann einfach mal fünf Monate lang weg und arbeiten für einen einzigen Text von drei Seiten.
Wie lange das noch der Fall sein wird, weiß ich natürlich nicht. Die Tendenz, die du beschreibst, sehe ich auch.
Also ich bin eigentlich nach wie vor ein Zeitungsoptimist. Die Furcht, dass neue Medien die gute alte Zeitung ablösen könnten, gab es schon so oft - beim Aufkommen des Radios, dann wieder beim Fernsehen und in den 80ern herrschte in den Verlagen geradezu Panik wegen der Erfindung des Bildschirmtexts. Das Internet ist sicher die bisher größte Herausforderung, aber von einem Niedergang der Zeitung würde ich trotzdem nicht sprechen.
Die neuen Kompaktformate finde ich nicht grundsätzlich schlecht. Gerade in England zeigt sich am Beispiel des Guardian und der anderen Ex-Broadsheets, dass man Qualität durchaus auch im Tabloidformat anbieten kann.
Das mit dem Lokalteil ist immer so eine Sache. Viele Kommunikationswissenschaftler glauben, dass genau das der originelle Eigenwert der Zeitung im Vergleich zu anderen Medien ist. Wenn man sich Readerscan Studien ansieht sind es dann aber doch meistens eher die klassischen Tagesschau-Themen, die bei Zeitungslesern am meistens gefragt sind.
Ob man die hardline gerade im Jahr 2043 setzen soll halte ich mal zumindest für spekulativ, dass, abseits vom ganzen QM-Gedöhns und dem kollektiven Wehklagen der Schreiberszunft die Zeiten auf Wandel stehen ist Realität respektive Schicksal der Branche.
Abgesoffen sind sie bisweilen nicht, u.a. weil die Monetarisierung im Internet durch Streaming, Downloads etc. auch von Redakteuren zunehmend verstanden wird - und trotz allem werden sie den ges. Veränderungen immer um einiges hinterherhinken, zwangsläufig.
Das der schlichte Journalist kalkulativ sowie marktbedingt unter die Räder gerät und dessen Arbeit, hinterhältigerweise, durch socalled "spin doctors" substituirt wird - was in der Tat vglw. erschreckend ist - gefährdet logischerweise auch die Glaubwürdigkeit an sich.
Ob diese Authentizitätlücke durch eine rasant steigende Anzahl von Hobbybloggern und ausufernder Medienpolarität geschlossen werden kann bezweifel ich durchaus, denn wenn es immer mehr mittelmäßigen Käse zu geringerer Qualität gibt, gewinnt man auch nichts. Auf der anderen Seite kann es passieren, dass qualitativ hochwertiger content dauerhaft nur einer privilegierten Informationselite zugängig wird.
Die allzugut bekannte Goldene Mitte könnte demnach zwischen zwischen einem zentralistisch kontrollierten Medienquark a la China und der absoluten Informationsflut liegen.
Zur Zeitung im speziellen bleibt zu sagen - sie kann es ja auch schaffen. Der Mensch will zum Frühstück doch was in der Hand haben. Aber muß das umbedingt aus Papier sein, verdammt??!
Seit unlängst die zweite Generation des Sony Reader vorgestellt wurde ist E-Booking auf einem sehr guten Weg in den Breitenmarkt; Langfristig sollte es doch möglich sein nicht nur einen 10-Groschen-Roman sondern auch die Tagesgazette darauf zu lesen - im Idealfall ohne großen Umstand per WLAN/WiMAX - spätestens bis zum Jahr 2043.
Als Anti-Anachronist will ich das gefälligst früher, ihr Schreiberknechte und Redakteursnulpen!!!
Ein aktueller Beitrag zur Zukunft der Zeitungen ist hier zu finden: http://hd2cents.blogspot.com/2009/01/die-gedruckte-zeitung-als-episches.html.
Das obige Bild stammt von unserem Blog www.nebenjob-heimarbeit.at .
Da wir das Bild mit den Zeitungen von einer Bilderdatenbank haben, ist es nicht sehr höflich einfach einen Bild-Link auf einen fremden Webspace (zu unserem Blog) zu setzen.
Es ist nicht zu viel verlangt, wenn ihr euch eure Bilder selbst in solchen Datenbanken sucht und auch auf dem eigenen Webspace ablegt.
Vielen Dank für euer Verständnis!
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