Sonntag, 14. September 2008

"Ein Film über die Liebe"

Es gibt ein Kassiber von Ensslin an Baader, in dem sie „dem Kameraden“ Kinder und ein Heim verspricht. Nach der erfolgten Verurteilung wären die Gefangenen auf verschiedene Gefängnisse verlegt worden, und Baader und Ensslin hätten sich so lange nicht gesehen, wie lebenslang dauert. Diese nie ausgesprochene, weil bürgerliche Perspektive muss entsetzlich gewesen sein. Nicht Politik, die sowieso nicht mehr formuliert wurde, sondern gemeinsame Haushaltsführung war am Ende der Grund für den Terror.
Diese einander selbstzerstörerisch liebenden Menschen haben, wie der Film zeigt, eine alles entscheidende falsche Grundannahme formuliert. „Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen“, schrieb Meinhof zur Begründung des politischen Kampfes. Aber das ist selbst bürgerlicher Selbstbetrug. Die schlimmsten Feinde des Menschengeschlechts, Hitler an erster Stelle, hatten die unbegreifliche Liebe der Menschen auf ihrer Seite, sie wurden herbeigewünscht, nicht gefürchtet, und ihre Taten verübten sie oft mit der grenzenlosen Liebe ihrer Anhänger, die noch die schlimmsten Taten rechtfertigten. Diese Pathologie zu verstehen, dafür bietet Eichingers und Austs Werk eine Chance.


Frank Schirrmacher über den Spielfilm "Der Baader-Meinhof-Komplex"

Wie Eichingers neuer Film als die erfolgreiche Fortsetzung seines "Der Untergang" in den Leitartikeln gefeiert werden wird, läßt sich ganz langsam schon erahnen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie Eichingers neuer Film als die erfolgreiche Fortsetzung seines "Der Untergang" in den Leitartikeln gefeiert werden wird, läßt sich ganz langsam schon erahnen.


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