Ein Schriftsteller gewinnt einen Preis und gibt die Preissumme sofort für ein neues Auto aus, das er kurz darauf in Jugoslawien zu Schrott fährt. Unmittelbar vor einer Preisverleihung fällt ihm ein, das er dort unmöglich in Pullover erscheinen kann. Er geht in ein Kaufhaus, kauft einen Anzug, behält ihn gleich an und geht zur Veranstaltung. Nach dem Prozedere geht er zurück ins Kaufhaus und tauscht den Anzug um, weil er, wie er merkt, eben doch nicht so richtig sitzt.
Zwanzig Jahre nach dem Tod von Thomas Bernhard ist das erste Buch aus dessen Nachlaß erschienen. Darin versammelt sind Geschichten, die sich zu seinen Preisverleihungen ergeben haben. Sie sind so böse und komisch, daß der Leser sich vor Lachen oft die Seiten auf die Stirn knallt, gleichzeitig aber auch so irritiert ist. Naturgemäß.
Das Manuskript zu "Meine Preise" muß um 1980 entstanden sein. Bernhard hatte wohl noch ein halbes Jahr vor seinem Tod vorgehabt, es 1989 erscheinen zu lassen. Bernhard-Kenner werden einige Elemente des 1982 veröffentlichten Romans Wittgensteins Neffe wiederfinden. Das darf so sein. Es ist vielleicht das schönste Leseerlebnis in diesem Jahr 2009 nicht nur für einen Verehrer dieses großen Erzählers.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen