Arvid Kaiser porträtiert Yales Bob Shiller, den mir erst vergangene Woche ein Bekannter als ganz großartigen Ökonomen anpries.
Shiller vertritt den Standpunkt, dass Vertrauen der Schlüssel dazu ist, die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Die gemeinsam mit George Akerlof ausgearbeitete These liegt inzwischen als Buch vor, das für April auf meinem Lektüreplan steht. Die gegenwärtige Krise basiere auf einem blinden Vertrauen (u.a. auf steigende Immobilienpreise), das die Geschichte in dem dramatischen Ausmaß selten gesehen habe. An seine Stelle ist nun übergroßes allgemeines Mißtrauen getreten.
In seinem Aufsatz sehe ich allerdings keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum ein aggressiveres Intervenieren von Regierung und Notenbank zwangsläufig das Vertrauen der Akteure wiederherstellen sollte. Es ist doch derzeit so, daß den einen die Konjunkturprogramme nicht groß genug sind, während die anderen aufgrund fiskalpolitischer Überdehnung ihr Vertrauen erst recht begraben. Wenn Shiller schon darauf hinweist, daß Veränderungen der animal spirits Keynes zufolge nicht immer immer (oder selten oder nie) logisch erklärt werden könnten, wie kann er dann mit Sicherheit sagen, dass unsere animalischen Geister auf eine bestimmte Politik positiv reagieren werden würden? Ist diese ökonomische Psycho-Logik nicht die Behauptung einer Wenn-Dann-Verknüpfung, die man gerade erst verworfen hatte?
Dienstag, 31. März 2009
Montag, 30. März 2009
Straight outta Compton
Die USA müssen im schlechten Licht stehen, weiß man bei Spiegel Online. Als vor man vor dreieinhalb Jahren ein bis zwei positive Meldungen auf die Seite setzen mußte, klatschte das Team diese Reportage über die Hauptstadt der Morde oben drüber.
Ob wohl einer von denen heute auf die Idee käme, eine Story darüber zu bringen, wie dramatisch sich die Kriminalitätsrate dort seit 2005 nach unten entwickelt hat? Wenn die Stadt im Speckgürtel von Los Angeles, die seit dem Gangsta Rag von N.W.A. auch der jüngeren Generation in Europa ein Begriff sein dürfte, einmal ein interessantes Thema war, dann ist sie das jüngsten Berichten zufolge erst recht. Könnte man ja mal nachrecherchieren.
(hat tip: matt yglesias)
Ob wohl einer von denen heute auf die Idee käme, eine Story darüber zu bringen, wie dramatisch sich die Kriminalitätsrate dort seit 2005 nach unten entwickelt hat? Wenn die Stadt im Speckgürtel von Los Angeles, die seit dem Gangsta Rag von N.W.A. auch der jüngeren Generation in Europa ein Begriff sein dürfte, einmal ein interessantes Thema war, dann ist sie das jüngsten Berichten zufolge erst recht. Könnte man ja mal nachrecherchieren.
(hat tip: matt yglesias)
Samstag, 28. März 2009
Friedensmacht im Niedergang
Es ist sehr richtig festzustellen, daß die deutsche Politik zum Teil auch aus wahlkampftaktischen Gründen recht verzweifelt bemüht ist, im Sinne von "Wir sind die Friedensmacht"(Kurt Beck) zu agieren. Die besten Beispiele dafür waren in dieser Woche die Erklärung der Bundeskanzlerin zur NATO-Strategie und aktuell die Reaktionen zum neuen Konzept der USA in Afghanistan und Pakistan.
Dem hinzuzufügen ist allerdings, daß die Bundesregierung der Neuorientierung der US-Außenpolitik hilflos gegenübersteht, so sehr sie diese auch offiziell begrüßen mag. Die Profilierung gegenüber den konfrontativen Ansätzen aus Washington D.C. funktioniert nicht mehr. Jörg Kronauer legt in dem Aufsatz "Make Love not War" (in konkret 04/09) anschaulich dar, wie die Obama-Regierung dabei ist, den internationalen Ambitionen der Bundesrepublik einen Strich durch die Rechnung zu machen. So kann sich Deutschland beispielsweise nicht mehr als Vermittler zwischen den USA und dem Iran aufspielen. Das wird freilich auch Auswirkungen auf den Wahlkampf, insbesondere dem der Erben von Gerhard Schröder, haben.
Mittwoch, 25. März 2009
Der Geithner-Plan
Ökonomen diskutieren den Geithner-Plan.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß Leute wie Krugman (genauso übrgens wie Stiglitz, der unter dem link allerdings nicht Stellung nimmt) in erster Linie deshalb gegen den Plan sind, weil sie nicht oder nicht genug von den Verantwortlichen nach ihrer Meinung gefragt worden sind.
Wolfgang Münchau lehnt den Geithner-Plan wohl aus anderen Gründen und mit deutlichen Worten ab. Geithner sei für Obama das, was "die Neokonservativen im Pentagon für Bush gewesen" seien. Besser wäre es, wenn alle Regierungen der G20 schnell eine staatliche Bad Bank schaffen würden.
Ich glaube auch nicht, daß der Geither-Plan funktionieren wird. Nicht Unsicherheit in Bezug auf die Wertpapiere ist das Problem, sondern Sicherheit. Sicherheit der privaten Investoren, daß die Banken vergiftet sind.
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Economics,
Financial crisis,
Obama Adiministration
Dienstag, 24. März 2009
"Militärischer Humanismus"
Zum zehnten Jahrestag des NATO-Krieges gegen Jugoslawien:
Im Kosovo ist im Vorfeld alles dafür getan worden, diese moralisch begründete »Nothilfe« herbeizuführen. Daß der Nato-Krieg jenes Elend, das ihn legitimieren soll, geradezu hervorgebombt hat, ist offensichtlich. Jetzt wird das Entsetzen der Fernsehkriegsteilnehmer auch noch humanitär ausgeschlachtet: Hilfs- und Spendenbereitschaft allerorten, bei denselben Leuten, die bislang Albaner für »schmutzige Zigeuner« und »Drogendealer« hielten und die sich angesichts von Flucht und Vertreibung an das deutsche Schicksal erinnern: Hat nicht der Zweite Weltkrieg uns ähnlich zugesetzt, waren wir nicht auch die Opfer? Und unsere im Oderbruch bewährten Jungs dürfen nun oben bomben und unten helfen.
Rotgrün bringt fertig, was der Union kaum gelungen wäre: mit der Moral der Guten Krieg nicht Krieg, sondern »humanitäre Intervention« zu nennen. Die hat einen der rotgrünen Kriegspropagandisten, den Stoiber-Biedenkopf-Freund Ulrich Beck, zu einer an Wahnsinn grenzenden Übersteigerung hingerissen: Der »militärische Humanismus der Nato« lasse den Nordatlantikpakt »sozusagen als militärischen Arm von amnesty international« handeln, erklärte er in der Osterausgabe der »Süddeutschen Zeitung«.
-Heiner Möller (in konkret 05/99)
Im Kosovo ist im Vorfeld alles dafür getan worden, diese moralisch begründete »Nothilfe« herbeizuführen. Daß der Nato-Krieg jenes Elend, das ihn legitimieren soll, geradezu hervorgebombt hat, ist offensichtlich. Jetzt wird das Entsetzen der Fernsehkriegsteilnehmer auch noch humanitär ausgeschlachtet: Hilfs- und Spendenbereitschaft allerorten, bei denselben Leuten, die bislang Albaner für »schmutzige Zigeuner« und »Drogendealer« hielten und die sich angesichts von Flucht und Vertreibung an das deutsche Schicksal erinnern: Hat nicht der Zweite Weltkrieg uns ähnlich zugesetzt, waren wir nicht auch die Opfer? Und unsere im Oderbruch bewährten Jungs dürfen nun oben bomben und unten helfen.
Rotgrün bringt fertig, was der Union kaum gelungen wäre: mit der Moral der Guten Krieg nicht Krieg, sondern »humanitäre Intervention« zu nennen. Die hat einen der rotgrünen Kriegspropagandisten, den Stoiber-Biedenkopf-Freund Ulrich Beck, zu einer an Wahnsinn grenzenden Übersteigerung hingerissen: Der »militärische Humanismus der Nato« lasse den Nordatlantikpakt »sozusagen als militärischen Arm von amnesty international« handeln, erklärte er in der Osterausgabe der »Süddeutschen Zeitung«.
-Heiner Möller (in konkret 05/99)
Montag, 23. März 2009
Anders Fogh Rasmussen
Es dürfte wohl eine ausgemachte Sache sein, daß der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen neuer Generalsekretär des westlichen Verteidigungsbündnisses wird. Der sympathische Politiker ist seit 1998 Vorsitzender der Venestre (zu deutsch: "links") gilt als ausgesprochen starker Pragmatiker. Er trat an zu einer Zeit, als es in Europa gerade schick war, als "dänischer Blair."
Antiimperialistische Linke sehen derzeit in ihm in erster Linie den ""Irakkriegsunterstützer." Mit dem Widerstand der ach so laizistischen Türkei wird nun aber bekanntlich gerechnet, weil Rasmussen im Karikaturenstreit zu sehr für westliche Werte eingetreten ist. Die Wortwahl der türkischen Regierung ist dabei bezeichnend: der 56-jährige sei für sie "beschmutzt."
Welche Voraussetzungen muß ein Poltiker des Westens wohl nach den Vorstellungen der Türken erfüllen, um Chef der NATO werden zu dürfen? Der kanadische Verteidigungsminister Peter MacKay (wie übrigens auch der polnische Außenminister Skikorski), der die Irak-Intervention mindestens genauso stark befürwortet hatte, wäre ihrer Auffassung nach jedenfalls die bessere Wahl, weil der 2006 tatsächlich zurückhaltend reagierte. Sollte die Türkei ernsthaft ihr Veto gegen Rasmussen einlegen, muß dies ein klares Signal gerade für die Europäische Union im Umgang mit ihr sein.
Ricardianische Äquivalenz
Matt Yglesias fragt, warum manche noch glauben, daß das Theorem von der Ricardianischen Äquivalenz,demzufolge die Haushalte ihre durch Steuersenkungen generierten Einkommenszuwächse vollständig sparen, wirklich Gültigkeit besitzt. Yglesias sagt, daß man mit einem solchen Modell mathematisch auch beweisen könne, daß es in der Welt keine Raucher und keinen Kindesmißbrauch gebe.
Das Beispiel ist natürlich Unsinn, da Yglesias wissen dürfte, dass ein Modell per definitionem weitreichende Vereinfachungen enthält. Nichtsdestotrotz halte auch ich das Theorem für irrelevant.
In Deutschland, wo die Sparquote immer schon zu hoch gewesen ist, dürften Steuersenkungen tatsächlich die Binnennachfrage so gut wie gar nicht stimulieren, allerdings freilich nicht deshalb, weil die Konsementen ihre künftige Einkommenssituation antizipieren. Wenn das so funktionieren würde, bräuchten wir uns um Nachhaltigkeit prinzipiell keine Gedanken machen.
Das Beispiel ist natürlich Unsinn, da Yglesias wissen dürfte, dass ein Modell per definitionem weitreichende Vereinfachungen enthält. Nichtsdestotrotz halte auch ich das Theorem für irrelevant.
In Deutschland, wo die Sparquote immer schon zu hoch gewesen ist, dürften Steuersenkungen tatsächlich die Binnennachfrage so gut wie gar nicht stimulieren, allerdings freilich nicht deshalb, weil die Konsementen ihre künftige Einkommenssituation antizipieren. Wenn das so funktionieren würde, bräuchten wir uns um Nachhaltigkeit prinzipiell keine Gedanken machen.
Samstag, 21. März 2009
Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage
Schikora porträtiert den liberalen französischen Ökonomen Jean-Baptiste Say
Mittwoch, 18. März 2009
Ideologiekritiker Heiner Müller
Die meisten werden sich vermutlich nicht erinnern: Nach Heiner Müllers Tod feierte Anfang 1996 Justus Wertmüller in der Bahamas Müller als einen eigentlich antideutschen Dichter.
Warum Müller bis zu seinem Tod tatsächlich nicht so dumm wurde wie Grass oder Walser, analysiert anhand der neu erschienen Interviewbände (Werke 10-12) Magnus Klause.
Warum Müller bis zu seinem Tod tatsächlich nicht so dumm wurde wie Grass oder Walser, analysiert anhand der neu erschienen Interviewbände (Werke 10-12) Magnus Klause.
Sonntag, 15. März 2009
Ich hasse sie alle
Ein Schriftsteller gewinnt einen Preis und gibt die Preissumme sofort für ein neues Auto aus, das er kurz darauf in Jugoslawien zu Schrott fährt. Unmittelbar vor einer Preisverleihung fällt ihm ein, das er dort unmöglich in Pullover erscheinen kann. Er geht in ein Kaufhaus, kauft einen Anzug, behält ihn gleich an und geht zur Veranstaltung. Nach dem Prozedere geht er zurück ins Kaufhaus und tauscht den Anzug um, weil er, wie er merkt, eben doch nicht so richtig sitzt.
Zwanzig Jahre nach dem Tod von Thomas Bernhard ist das erste Buch aus dessen Nachlaß erschienen. Darin versammelt sind Geschichten, die sich zu seinen Preisverleihungen ergeben haben. Sie sind so böse und komisch, daß der Leser sich vor Lachen oft die Seiten auf die Stirn knallt, gleichzeitig aber auch so irritiert ist. Naturgemäß.
Das Manuskript zu "Meine Preise" muß um 1980 entstanden sein. Bernhard hatte wohl noch ein halbes Jahr vor seinem Tod vorgehabt, es 1989 erscheinen zu lassen. Bernhard-Kenner werden einige Elemente des 1982 veröffentlichten Romans Wittgensteins Neffe wiederfinden. Das darf so sein. Es ist vielleicht das schönste Leseerlebnis in diesem Jahr 2009 nicht nur für einen Verehrer dieses großen Erzählers.
Samstag, 14. März 2009
Hildchen
Den neuen Film mit Heike Makatsch werde ich kommende Woche ansehen. Seeräuber Jenny ist mein Lieblingsstück.
Globale Koordination ohne Alternative
Dis fiskalpolitische Umsicht der Bundeskanzlerin mag gut gemeint sein, ich halte das Zögern der Bundesregierung im Hinblick auf weitere Konjunkturprogramme und vor allem die fehlende Bereitschaft zu globaler Koordination, also die weltwirtschaftspolitische Untätigkeit für alles andere als vernünftig.
Wolfgang Münchau, Autor des vorzüglichen Buches Kernschmelze im Finanzsystem , charakterisiert den daraus drohenden Verlauf in seiner letzten Kolumne sehr treffend:
Koordination ist jetzt ohne Alternative. Andernfalls droht der Weltwirtschaft ein freier Fall, der in einer langen Stagnation mündet. Wenn man den Vergleich mit Buchstaben sucht, dann hat eine solche Depression die Form eines "L" und nicht die Form eines "U" oder eines "V": Was herunterknallt, geht dann nicht wieder hoch. In diesem Szenario pendelt sich der Dow Jones bei 5000 Punkten ein, der Dax bei 3000 oder weniger. In diesem Szenario könnten wir den deutschen Exportsektor dichtmachen. Wer Maschinenbau studiert hat, sollte dann auf etwas Handfestes umsatteln, zum Beispiel auf Sozialpädagogik oder Altenpflege. Für Tüftler gäbe es auf absehbare Zeit keine Arbeitsplätze.
Wolfgang Münchau, Autor des vorzüglichen Buches Kernschmelze im Finanzsystem , charakterisiert den daraus drohenden Verlauf in seiner letzten Kolumne sehr treffend:
Koordination ist jetzt ohne Alternative. Andernfalls droht der Weltwirtschaft ein freier Fall, der in einer langen Stagnation mündet. Wenn man den Vergleich mit Buchstaben sucht, dann hat eine solche Depression die Form eines "L" und nicht die Form eines "U" oder eines "V": Was herunterknallt, geht dann nicht wieder hoch. In diesem Szenario pendelt sich der Dow Jones bei 5000 Punkten ein, der Dax bei 3000 oder weniger. In diesem Szenario könnten wir den deutschen Exportsektor dichtmachen. Wer Maschinenbau studiert hat, sollte dann auf etwas Handfestes umsatteln, zum Beispiel auf Sozialpädagogik oder Altenpflege. Für Tüftler gäbe es auf absehbare Zeit keine Arbeitsplätze.
Montag, 9. März 2009
Was wird aus der GOP? IV
Nichts. Jedenfalls nichts in der nächsten Zeit.
In den USA wird seit einigen Wochen der Rundfunkmoderator Rush Limbaugh als der eigentliche Anführer der Republikanischen Partei gehandelt. Und tatsächlich gibt es derzeit keine gewichtigere und lautere Stimme neben ihm. Das wäre in etwa so, wie wenn der in Deutschland weitaus bekanntere Michael Moore die Führung der Demokraten gewesen wäre, als diese sich in der Opposition befanden.
Michael Steele, Chairman der GOP, bezeichnete vor kurzem Rushs Programm als "ugly". Seitdem steht er unter Dauerbeschuß. Genau wie David Frum, der ein herausragender Denker auf dem Feld der Internationalen Beziehungen ist, und es sich herausnimmt, kritisch mit seiner Partei auseinanderzusetzen.
David Frums Stellungnahme zu Rush Limbaugh ist unbedingt von allen zu lesen, die sich für die GOP und deren Zukunft interessieren.
Sonntag, 8. März 2009
Obama und die moderaten Taliban
Wir gewinnen nicht in Afghanistan, meint der Präsident. Da hat er recht. Denn würden wir gewinnen, wäre eine Truppenverstärkung um 17.000 Mann wohl kaum erforderlich. Daß sie erforderlich war, bestreitet, soweit ich sehe, niemand.
Nun erwägt die Regierung eine Kooperation mit "moderaten Teilen der Taliban". Obama beruft sich auf General Petraeus und dessen Strategie im Irak. Er könne vergleichbare Möglichkeiten in Afghanistan und Pakistan geben.
Was ist denn bitte ein moderater islamischer Fundamentalist? Einer, der Steinigungen erst ab einem gewissen Mindestalter empfiehlt? Und wie will man den in Afghanistan finden?
Obama zeigt recht offen seine Planungslosigkeit. Einfach eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, irgendetwas wird schon wirken.
Nun erwägt die Regierung eine Kooperation mit "moderaten Teilen der Taliban". Obama beruft sich auf General Petraeus und dessen Strategie im Irak. Er könne vergleichbare Möglichkeiten in Afghanistan und Pakistan geben.
Was ist denn bitte ein moderater islamischer Fundamentalist? Einer, der Steinigungen erst ab einem gewissen Mindestalter empfiehlt? Und wie will man den in Afghanistan finden?
Obama zeigt recht offen seine Planungslosigkeit. Einfach eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, irgendetwas wird schon wirken.
Samstag, 7. März 2009
Es trifft immer erst das Ruhrgebiet
"Die im Opel-Aufsichtsrat diskutierten Pläne sehen nach dem Zeitungsbericht 1600 wegfallende Stellen in Bochum, 1160 in Rüsselsheim und 450 in Kaiserslautern vor. Zusammen mit den 1900 Beschäftigten im zum Verkauf stehende Werk Eisenach wolle Opel damit in Deutschland 5110 reine Produktionsarbeitsplätze abbauen. Weitere Stellen sollen in Verwaltung und Logistik entfallen." (tagesschau, Quelle Rheinische Post)
Ich glaube eher, daß sie am Ende, bevor sie sich an Rüsselsheim heranwagen, auch das Werk in Bochum schließen werden. Das können die Stadt und ihr Umfeld gut vertragen.
Ich glaube eher, daß sie am Ende, bevor sie sich an Rüsselsheim heranwagen, auch das Werk in Bochum schließen werden. Das können die Stadt und ihr Umfeld gut vertragen.
Mittwoch, 4. März 2009
Warum bloggen Deutschlands Ökonomen nicht?
Während Juristen wie Udo Vetter täglich auf ihren Blogs jedes Urteil von öffentlichem Interesse bewerten, bleiben deutsche Ökonomen der Blogosphäre fern. In den USA bloggen Ökonomie-Professoren verschiedener Denkschulen wie Brad Delong, Paul Krugman, Greg Mankiw, Gary Becker, Tyler Cowen und viele viele andere vor sich hin und erzeugen täglich aufs neue eine intensive Debatte. Darüberhinaus legen sich Wirtschaftsjournalisten wie Noam Scheiber ins Zeug.
Hier kann ich mich bestenfalls zwischen der ordoliberalen Wirtschaftlichen Freiheit und dem sozialdemokratischen Urgestein Albrecht Müller hin- und herklicken. Tiefergehende Analysen eines Keynesianers findet man alle Jubeljahre mal auf einem Blog wie dem von Ulrich Fritsche. Sonst Pustekuchen.
Mögen die Ökonomen nicht erst durch die Finanzkrise blamiert worden sein, der Grund für ihre mangelnde Internetaffinität kann darin nicht liegen. Schließlich hören sie sich gerne reden. Wären Blogs von Peter Bofinger, Hans-Werner Sinn, Christoph Schmidt, Martin Hellwig, Rudolf Hickel, Wolfgang Franz usw. nicht mal ne schmucke Sache? Ok, viele von ihnen sind Dummschwätzer, manche sondern in Talkshows schon genügend ab, aber dennoch gibt es hier eine Lücke, die man wohl nicht alleine dadurch erklären kann, daß die USA eben einfach viel mehr Volkswirte im Angebot haben.
Was ist los in Schland?
Hier kann ich mich bestenfalls zwischen der ordoliberalen Wirtschaftlichen Freiheit und dem sozialdemokratischen Urgestein Albrecht Müller hin- und herklicken. Tiefergehende Analysen eines Keynesianers findet man alle Jubeljahre mal auf einem Blog wie dem von Ulrich Fritsche. Sonst Pustekuchen.
Mögen die Ökonomen nicht erst durch die Finanzkrise blamiert worden sein, der Grund für ihre mangelnde Internetaffinität kann darin nicht liegen. Schließlich hören sie sich gerne reden. Wären Blogs von Peter Bofinger, Hans-Werner Sinn, Christoph Schmidt, Martin Hellwig, Rudolf Hickel, Wolfgang Franz usw. nicht mal ne schmucke Sache? Ok, viele von ihnen sind Dummschwätzer, manche sondern in Talkshows schon genügend ab, aber dennoch gibt es hier eine Lücke, die man wohl nicht alleine dadurch erklären kann, daß die USA eben einfach viel mehr Volkswirte im Angebot haben.
Was ist los in Schland?
Montag, 2. März 2009
"Die Sehnsucht nach dem Ausnahmezustand"
Mit Pünktlichkeit nehmen es die Ideologiekritiker nicht so genau. Zwanzig vor zehn Uhr morgens am 28. Februar vor dem Eingang zum Kinosaal der Humboldt-Universität Berlin. Etwa acht Leute stehen vor der Tür und rauchen. Drinnen läuft Sören Pünjer im grauen Jackett die Treppe runter.
Um 10 Uhr sollte die Veranstaltung beginnen. Zehn nach zehn sind fünf bis sechs Leute im Saal, von denen einer eine Ewigkeit lang ein Mikro testet. Etwa um 10.35 Uhr beginnt Justus Wertmüller seine Einführungsrede. Der Gemeindesaal in Kreuzberg, in dem man 2003 und 2005 (für 05 gab Justus übrigens den falschen Monat an, die Konferenz war damals im November, nicht im Oktober) getagt habe, sei von einem gewerkschaftsnahen Verein übernommen worden und daher für die Bahamas nicht mehr zu benutzen. Justus wird lauter. Fotografieren sollten die Teilnehmer bitte unterlassen, weil man keine Lust habe, sich in "irgendwelchen Scheißforen" wiederzufinden. Dann wird das Label geklärt. Antideutsch könne die Veranstaltung nicht genannt werden, seit sich Formationen wie die Gruppe kittkritik so bezeichenen. Oder sich antideutsch nennnende Gruppen, die in der WM 2006 einen völkischen Aufbruch entdeckten. Willkommen zur Ideologiekritischen Konferenz!
Mit einem treffenden Bashing des von FAZ bis konkret hochgejubelten Autors Dietmar Dath legt Philipp Lenhard von der Goerg-Weerth-Gesellschaft Köln los. An dem Leninisten Dath und dessen neuem Buch zeigt Lenhard exemplarisch, welche Heilserwartungen die Linke mit der aktuellen Krise verbindet.
Im Laufe des Tages trudeln mehr und mehr Interessenten ein. Beim letzten Podium, das nach 18.30 Uhr beginnt, ist der Saal gut gefüllt. Die Besucherzahl der Antideutschen Konferenz 2005, die von etwa 300 Leuten besucht war, erreichen sie aber nicht. Daß die meisten Wertmüllers Einführungshinweise nicht mitbekommen hatten, rächt sich abends. Ein durch und durch harmlos aussehender Kollege fotografiert das Podium. Wertmüller unterbricht den Referenten Uli Krug und poltert. Der Fotograf sagt eingeschüchtert "Ich löschs" und schaut dabei, als folge als nächstes die Enthauptung.
Überragend gut sind die Referate von Manfred Dahlmann, der sich über die gegenwärtige Rolle der Wissenschaft als Priester auslässt, Jan Gerber, der in seinem Vortrag über die Regression der radikalen Linken, mit der man sich leider immer wieder beschäftigen müsse, den Begriff des Glückes in den Mittelpunkt stellt, und Gerhard Scheit über die Sehnsucht nach dem Weltsouverän, wie sie mit der Wahl von Barack Obama allgegenwärtig geworden ist. Auch die Vorträge von Sören Pünjer, Cemens Nachtmann, Alex Gruber und Uli Krug sind erhellend. Fortlaufend wird mit voller Zustimmung aus Oscar Wildes Aufsatz "Die Seele des Menschen im Sozialismus" zitiert. Der tauchte vor dreieinviertel Jahren nur kurz auf. Heute ist er der neue Held. Zum Abschluß dreht Wertmüller in seinem Vortrag "Was vom Westen bleibt" etwas ab, indem er (wieder mal) eine Lanze für den Katholizismus bricht und dabei ernsthaft meint, daß man auch am Geheule über den jüngsten "in der Tat hochnotpeinlichen" Vorgang erkennen könne, wie der Kulturkampf seit Bismarck bis heute fortgesetzt werde. Schließlich bekommt er sich in seinen Ausführungen zum Gegensatz von Okzident und Orient dann aber doch wieder in den Griff. Es herrscht Zeitdruck, für die Diskussion zum letzten Podium bleiben noch acht Minuten. Möglichkeiten zum Austausch gibt es ja noch bei der Abendverstaltung. "Ist nun Diskussion oder nicht?" ruft es aus dem Saal. "Versuchs."
Der harte Kern tagt im Anschluß im altbekannten ad vena. Wo es so spät, sehr spät wird.
Weitere Links zum Thema:
Zuppis Gedanken
Um 10 Uhr sollte die Veranstaltung beginnen. Zehn nach zehn sind fünf bis sechs Leute im Saal, von denen einer eine Ewigkeit lang ein Mikro testet. Etwa um 10.35 Uhr beginnt Justus Wertmüller seine Einführungsrede. Der Gemeindesaal in Kreuzberg, in dem man 2003 und 2005 (für 05 gab Justus übrigens den falschen Monat an, die Konferenz war damals im November, nicht im Oktober) getagt habe, sei von einem gewerkschaftsnahen Verein übernommen worden und daher für die Bahamas nicht mehr zu benutzen. Justus wird lauter. Fotografieren sollten die Teilnehmer bitte unterlassen, weil man keine Lust habe, sich in "irgendwelchen Scheißforen" wiederzufinden. Dann wird das Label geklärt. Antideutsch könne die Veranstaltung nicht genannt werden, seit sich Formationen wie die Gruppe kittkritik so bezeichenen. Oder sich antideutsch nennnende Gruppen, die in der WM 2006 einen völkischen Aufbruch entdeckten. Willkommen zur Ideologiekritischen Konferenz!
Mit einem treffenden Bashing des von FAZ bis konkret hochgejubelten Autors Dietmar Dath legt Philipp Lenhard von der Goerg-Weerth-Gesellschaft Köln los. An dem Leninisten Dath und dessen neuem Buch zeigt Lenhard exemplarisch, welche Heilserwartungen die Linke mit der aktuellen Krise verbindet.
Im Laufe des Tages trudeln mehr und mehr Interessenten ein. Beim letzten Podium, das nach 18.30 Uhr beginnt, ist der Saal gut gefüllt. Die Besucherzahl der Antideutschen Konferenz 2005, die von etwa 300 Leuten besucht war, erreichen sie aber nicht. Daß die meisten Wertmüllers Einführungshinweise nicht mitbekommen hatten, rächt sich abends. Ein durch und durch harmlos aussehender Kollege fotografiert das Podium. Wertmüller unterbricht den Referenten Uli Krug und poltert. Der Fotograf sagt eingeschüchtert "Ich löschs" und schaut dabei, als folge als nächstes die Enthauptung.
Überragend gut sind die Referate von Manfred Dahlmann, der sich über die gegenwärtige Rolle der Wissenschaft als Priester auslässt, Jan Gerber, der in seinem Vortrag über die Regression der radikalen Linken, mit der man sich leider immer wieder beschäftigen müsse, den Begriff des Glückes in den Mittelpunkt stellt, und Gerhard Scheit über die Sehnsucht nach dem Weltsouverän, wie sie mit der Wahl von Barack Obama allgegenwärtig geworden ist. Auch die Vorträge von Sören Pünjer, Cemens Nachtmann, Alex Gruber und Uli Krug sind erhellend. Fortlaufend wird mit voller Zustimmung aus Oscar Wildes Aufsatz "Die Seele des Menschen im Sozialismus" zitiert. Der tauchte vor dreieinviertel Jahren nur kurz auf. Heute ist er der neue Held. Zum Abschluß dreht Wertmüller in seinem Vortrag "Was vom Westen bleibt" etwas ab, indem er (wieder mal) eine Lanze für den Katholizismus bricht und dabei ernsthaft meint, daß man auch am Geheule über den jüngsten "in der Tat hochnotpeinlichen" Vorgang erkennen könne, wie der Kulturkampf seit Bismarck bis heute fortgesetzt werde. Schließlich bekommt er sich in seinen Ausführungen zum Gegensatz von Okzident und Orient dann aber doch wieder in den Griff. Es herrscht Zeitdruck, für die Diskussion zum letzten Podium bleiben noch acht Minuten. Möglichkeiten zum Austausch gibt es ja noch bei der Abendverstaltung. "Ist nun Diskussion oder nicht?" ruft es aus dem Saal. "Versuchs."
Der harte Kern tagt im Anschluß im altbekannten ad vena. Wo es so spät, sehr spät wird.
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Zuppis Gedanken
Sonntag, 1. März 2009
Thank you!
Viele Themen gilt es zu verbloggen. Allerdings kann ich zunächst nur eins von mir geben: Power of Will wird in dieser Minute ein Jahr alt!
Ich bedanke mich bei allen Kommentatoren und allen Lesern, die diesen Tag möglich gemacht haben und machen.
Ich bedanke mich bei allen Kommentatoren und allen Lesern, die diesen Tag möglich gemacht haben und machen.
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