Beck stellt den Kern der verlogenen Debatte um Michael Phelps heraus:
Ein richtiger Prozess geht anders. Ein richtiger Prozess wäre beispielsweise dann unvermeidlich, wenn jener drahtige Leserreporter der „News of the World“ den Schwimmkönig nicht dabei fotografiert hätte, wie er bei einer Party der Universität von South Carolina an eine Haschischpfeife nuckelt – sondern sich stattdessen, sagen wir, bei den Olympischen Spielen eine Spritze setzt, klammheimlich auf dem Startblock, unmittelbar vor seinem Kopfsprung zum nächsten Gold und dem immer dazugehörigen unfassbaren Weltrekord.
Das ist das Foto, das böse Zungen erwartet hatten – jetzt fühlen sie sich ein bisschen an Al Capone erinnert, den alten Gangster, dem als Lebensleistung einst cirka 376 Morde zugetraut wurden. Doch nachgewiesen wurde ihm keiner, und notgedrungen ist er am Ende deshalb mit ein paar unkorrekt ausgefüllten Belegen ans Finanzamt erwischt worden. Bei Phelps, sagen die sarkastischen Zyniker, ist in Sachen Doping nichts nachzuweisen – also bleibt nur die Haschischwolke aus der Marihuanapfeife.
Und wenn die nicht fotografiert worden wäre, dann irgendein Zug aus irgendeinem Whiskeyglas. Hey, ein 23-jähriger war auf ner Party und hatte Spaß. Mehr nicht. Die Medien heulen. Und Sponsoren kündigen die Verträge. Das sind nicht allein die Widersprüche der US-Gesellschaft, das ist die Gesellschaft, in der wir leben.
Sonntag, 8. Februar 2009
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