Donnerstag, 19. Februar 2009

Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an!


Es war einmal ein Diktator, der führte das Volk ins Verderben. Dann kamen "Charakterwäsche" und "68" und seitdem halten sich die Deutschen für eine auf der Welt besonders verfolgte Spezies. Die sich obendrein selbst haßt, so lautet die gängige Auffassung. Wie tief diese Wahnvorstellungen gerade bei jungen Leuten sitzen, ist zum Beispiel ersichtlich, wenn sie in Polen auf niemanden stoßen, der sie nicht leiden kann, und sich dann zuhause darüber verwundert zeigen.

Gideon Böss fragt nach einer vorübergehend in Vergessenheit geratenen Kampagne und bringt es auf den Punkt:
Es dürfte zu den hartnäckigsten Legenden der deutschen Geschichte gehören, dass die Deutschen sich nicht trauen würden, zu ihrem Land zu stehen. Wegen Vernichtungskriegen und Auschwitz. Patriotisch sind immer nur die anderen, hier darf man das nicht. Das ist definitiv falsch. Es muss nicht auf diverse Fußballturniere hingewiesen werden, um das zu wissen. Es reicht, sich für 12 Euro in einen Flieger nach Mallorca zu setzen und zu sehen, wie sehr die deutschen Touristen noch unter Opas Weltmachtansprüchen leiden. Nämlich gar nicht. Ähnlich sieht es in der Wirtschaft und Politik aus. Das Gerede um die ach so komplizierte deutsche Identitäten interessiert nur die, die von oben herab eine Standardidentität vorschreiben möchten. Das klappt zum Glück in einer pluralistischen Gesellschaft nicht. Darum wirken solche Kampagnen auch immer etwas verloren und weltfremd. Mal sehen, welche Bevölkerungsgruppe als nächstes angesprochen wird. Mit den Kindern ist man ja jetzt erst einmal durch.

Dass eine substanzlose Kampgagne wie "Du-bist-Deutschland" so tut, als lebe man noch in einer Welt, in der so etwas wie Volksgemeinschaft existierte oder machbar sei, und daher realitätsfremd und komisch ankommen muss, trifft ins Schwarze. Aber wer sind jene, die "von oben herab eine Standarditentität vorschreiben möchten"? Was bleibt denn einer Frau von der Leyen anderes übrig, als an eine Standortidentität (und die ist Standard) zu appellieren? Kinder müssen "nützen". Und wie sollten "Wirtschaft und Politik" das anders vermitteln?

Wenn diese die Alten demnächst zu mehr Verzicht und zum ehrenamtlichen Engagement bewegen wollen, dann gelten die gleichen Regeln.

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