Donnerstag, 26. Februar 2009

The Forever War



Auch nach dem August 2010 bleiben 50.000 US-Streitkräfte im Irak. Das ist bedeutend mehr als die "Restgröße", die nach Angaben des Kandidaten Obama im Wahlkampf mittelfristig dort sein sollte. Das ist vernünftig. Denn der Irak ist zwar auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht so stabil wie diejenigen leider meinen, die letztes Jahr den "Sieg" erklärten.
Was allerdings sehr verwundert, ist die Stille derer, die vor zwei Jahren noch den unverzüglichen Abzug aller Truppen forderten. Die im November Obama wählten, weil der alle rasch aus dem Irak rausholen würde. Die massive Truppenverstärkung in Afghanistan interessiert auch niemanden von ihnen. Haalllooo da draußen...

Hitchens und die SSNP

Die korrekte Version des Angriffs auf Christopher Hitchens in Beirut erzählt der Zeuge Michael J. Totten.

Sonntag, 22. Februar 2009

Für die Taliban gilt kein US-Recht

Der Präsident enttäuscht Bürgerrechtler, Menschenrechtsorganisationen, diverse seiner Anhänger. In der pro-westlichen Blogospäre herrscht Empörung. Der "harte Bush-Kurs" werde (zunächst) fortgesetzt. Die Verbrechen, die in Bagram begangen worden sein sollen, erschüttern. Aber an der Mitteilung des US-Jusitzministeriums, die Gefangenen hätten keinen Anspruch auf Prüfung der Haft durch US-Gerichte, ist nichts falsch.

Es handelt sich bei den Insassen von Bagram um Kriegsgefangene auf ausländischem Boden. Sie unterliegen nicht dem amerikanischen Recht. Auch japanische oder deutsche Kriegsgefangene hatten nie einen Anspruch auf Haftprüfung in den USA. Umso erstaunlicher ist, dass lautstarke "Kriegsgegner", die doch immer zuerst den imperialen Status der USA kritisieren, wie selbstverständlich eine Ausdehnung des Geltungsraumes amerikanischen Rechts fordern.

Zu hoffen bleibt freilich, dass in Bagram nicht länger gefoltert wird, die Gefangenen nicht in Käfigen gehalten werden, und diejenigen, die für Folter verantwortlich sind (bis zur obersten Ebene), zur Rechenschaft gezogen werden.

Samstag, 21. Februar 2009

Der neue Wirtschaftsweise

Professor Christoph Schmidt hat mir, kurz vor seinem Weggang zum RWI, 2002 in Heidelberg Ökonometrie beigebracht. Mag man mit seinen Positionen oft oder selten übereinstimmen, Schmidt galt bei den Studenten an der Ruprecht-Karls-Universität mitunter als der Beste. Für den Rat ist er eine echte Bereicherung.

Globale Konjunkturpolitik

Matt Yglesias hält das beschlossene Konjunkturprogramm (bemerkt ihr eigentlich den Unterschied zwischen "Konjunkturpaket" und "Konjunkturprogramm"?) in Deutschland für im weltwirtschaftlichen Kontext unzureichend.

Ich stehe der Konjunkturpolitik weiterhin skeptisch gegenüber. Worauf ich aber eigentlich rauswill: Wir gehen immer wie selbstverständlich davon aus, daß die Sache mit dem globalen Denken und lokalen Handeln sowieso längst jeder begriffen hat und jeder Depp weltwirtschaftliche Interdependenzen berücksichtigt. In Wahrheit vergessen in den entscheidenden Momenten wir genau dies.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an!


Es war einmal ein Diktator, der führte das Volk ins Verderben. Dann kamen "Charakterwäsche" und "68" und seitdem halten sich die Deutschen für eine auf der Welt besonders verfolgte Spezies. Die sich obendrein selbst haßt, so lautet die gängige Auffassung. Wie tief diese Wahnvorstellungen gerade bei jungen Leuten sitzen, ist zum Beispiel ersichtlich, wenn sie in Polen auf niemanden stoßen, der sie nicht leiden kann, und sich dann zuhause darüber verwundert zeigen.

Gideon Böss fragt nach einer vorübergehend in Vergessenheit geratenen Kampagne und bringt es auf den Punkt:
Es dürfte zu den hartnäckigsten Legenden der deutschen Geschichte gehören, dass die Deutschen sich nicht trauen würden, zu ihrem Land zu stehen. Wegen Vernichtungskriegen und Auschwitz. Patriotisch sind immer nur die anderen, hier darf man das nicht. Das ist definitiv falsch. Es muss nicht auf diverse Fußballturniere hingewiesen werden, um das zu wissen. Es reicht, sich für 12 Euro in einen Flieger nach Mallorca zu setzen und zu sehen, wie sehr die deutschen Touristen noch unter Opas Weltmachtansprüchen leiden. Nämlich gar nicht. Ähnlich sieht es in der Wirtschaft und Politik aus. Das Gerede um die ach so komplizierte deutsche Identitäten interessiert nur die, die von oben herab eine Standardidentität vorschreiben möchten. Das klappt zum Glück in einer pluralistischen Gesellschaft nicht. Darum wirken solche Kampagnen auch immer etwas verloren und weltfremd. Mal sehen, welche Bevölkerungsgruppe als nächstes angesprochen wird. Mit den Kindern ist man ja jetzt erst einmal durch.

Dass eine substanzlose Kampgagne wie "Du-bist-Deutschland" so tut, als lebe man noch in einer Welt, in der so etwas wie Volksgemeinschaft existierte oder machbar sei, und daher realitätsfremd und komisch ankommen muss, trifft ins Schwarze. Aber wer sind jene, die "von oben herab eine Standarditentität vorschreiben möchten"? Was bleibt denn einer Frau von der Leyen anderes übrig, als an eine Standortidentität (und die ist Standard) zu appellieren? Kinder müssen "nützen". Und wie sollten "Wirtschaft und Politik" das anders vermitteln?

Wenn diese die Alten demnächst zu mehr Verzicht und zum ehrenamtlichen Engagement bewegen wollen, dann gelten die gleichen Regeln.

Was versteht man unter Insolvenz einer US-Bank?

Die Frage ist wirklich nicht so einfach zu beantworten, wie man denkt.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Self-fulfilling prophecy

Elke Wittich (ihr blog hier) schrieb noch in der letzten konkret scherzhaft, die deutsche Vanity Fair sei wegen erwiesener Doofheit eingestellt worden.

Well Elke, it´s the "truth"

Dienstag, 17. Februar 2009

Alteuropäer besuchen arabische Demokratie

Frank Steinmeier im Irak:

Den Minister begleitet neben den üblichen Diplomaten und einigen Journalisten noch eine illustre Kleingruppe: aus dem Bundestag der ehemalige Innenminister Otto Schily (SPD) und der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler, dazu ein paar Manager aus dem Wirtschafts- und Kulturbereich.

Was Paul13 so verbissen kommentiert, interessiert mich näher. Was in aller Welt macht ausgerechnet Gauweiler dort? Wie genau kam es zur Auswahl von ihm und Schily? Und wer sind die paar Manager aus Wirtschaft und vor allem der Kultur?

Montag, 16. Februar 2009

Maastricht, Amsterdam und die Gegenwart


Der ehemalige Bundesfinanzminister nutzt die Gelegenheit und rechtfertigt die Politik der 90er Jahre. Die große Mehrheit der Bevölkerung war damals gegen die Einführung des Euro. Theo Waigel aber darf sich heute bestätigt fühlen:

„Die europäischen Währungen wären auf Achterbahnfahrt von Auf- und Abwertungen und würden völlig auseinanderfallen.“

Vermutlich hat er recht.

Samstag, 14. Februar 2009

Die Feuerwehr, sie kommt nicht mehr

Der Feuerwehr gehen ihre Fahrer aus. Dank der vor zehn Jahren eingeführten EU-Fahrerlaubnis. Bundesweit. Fragt mal bei eurer örtlichen Feuerwehr nach.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Das Böse auf Hochspannung

„Den Kopf ihm ab! Ich schwöre bei Sankt Paul, ich will nicht speisen, bis ich den gesehen.-Sorgt, dass es geschieht;-Und wer mich liebt, steh auf und folge mir!“ spricht Richard III vor dem unglücklichen Hastings, der noch bis zum letzten Moment an jenen fest glaubte, ihm Liebe und uneingeschränkte Loyalität bewies. Die Hauptfigur zieht jeden in ihren Bann.

Wohl wenige Stücke sind so sehr von ihrem Helden bestimmt wie William Shakespeares Richard III. Christian Stückl nun ist mit seiner Inszenierung am Münchener Volkstheater ein vortrefflicher Schachzug gelungen, da Richard III in Nico Holonics einen brillanten Darsteller findet, der die Vorführung mit Energie auflädt.

Nach kriegerischen Auseinandersetzungen erlebt York einen Sommer des Glücks. Eduard IV ist König und es herrscht Frieden. Doch sein Bruder Richard, Herzog von Glocester, will König werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er mehrere Familienmitglieder aus dem Wege räumen. Seine beiden Brüder Georg, Herzog von Clarence, König Eduard IV. und dessen beide Kinder York und Eduard sind die ersten Opfer.

Nico Holonics verkörpert Bösartigkeit, Rationalität und Hinterlist, aber auch Hilflosigkeit im Verlust der errungenen Macht mit einer Stärke, die dem Zuschauer den Atem raubt. Es ist das Schizoide des Bösewichts, der in seiner Verlogenheit so sympathisch wirkt, anzieht und blendet, für das der Schauspieler Holonics ein seltenes Gespür besitzt. Ob Richard an seiner Zigarette zieht oder die Mütze des Kardinals wegkickt, ob er der Familie seine Liebe vorspielt oder seinen Ekel darüber offen zeigt- in jeder Regung sind der innere Abgrund, die Verachtung für die Umgebung und die Überschätzung der eigenen Person lebendig.

Stückl hat mit dem Bühnenbildner Alu Walter zusammengearbeitet, der gleichzeitig König Eduard spielt. Die Bühne ist zweigeteilt. Der vordere Teil ist düster, karg und kerkerhaft. Schon der obere Gang macht die Bühne bei geschlossener Zwischentür zum Verließ. Dahinter wechselt das Bühnenbild. Zu Beginn bricht grelles Licht hindurch und erzeugt eine heitere Stimmung. Hochgewachsenes Gras. In der Mitte hängt eine Schaukel herab, die das jeweilige Bild verstärkt. Zu Beginn schaukelt freudig ein Kind. Nachdem Richard die Macht erlangt hat, ist hinter der Schaukel, auf welcher Richard lustlos mit Anna schwingt, eine spiegelnde und unheimlich leuchtende, düstere Wand zu sehen. Die Anzüge der Männer wirken so zeitlos, wie das Böse und das Schmierige daran zeitlos sind.

Wenn Richards Gefolgsmann Catesby nach dem Tod von Lord Hastings das „Hirn des größten Verräters“ serviert, angereichert mit Lavendelmousse und Vinaigrette, mögen manche dies für eine Befindlichkeit des Intendanten, ein übertreibendes Experiment halten. Bei der hier aber bereits gesteigerten Gefühlslage des Zuschauers wirkt die Szene ganz und gar nicht abseitig. Das Zusammenspiel mit dem Kardinal treibt den Irrsinn der Machtgier hier gekonnt auf die Spitze. Ein dunkles Rot schimmert von der Tischdecke und den Wänden her durch den Raum. Die Atmosphäre ist mörderisch.

Thomas Kylau spielt einen gebrechlichen Kardinal Ely Morton, der gegen Richard aus Schwäche nachgibt. Dagegen wirkt Xenia Tiling als Anna etwas holprig. Die Verführbare lebt sie zwar zunächst packend, aber im zweiten Teil bleibt sie von den anderen Figuren etwas abgeschnitten.

Catesby, gespielt von Justin Mühlenhardt, bewegt sich als ordinärer Schuft durch die Inszenierung, dessen Gleichgültigkeit gegenüber den Anfechtungen der Finsternis er ganz am Anfang schon hervorragend in Szene setzt, als er lässig eine Banane kaut. Ein Schock ereilt den Zuschauer gegen Ende des Schauspiels. Unerwartet küsst Catesby aus Enttäuschung Richard auf den Mund. Kurz darauf ersticht er ihn von hinten. Mit diesen Szenen rundet Stückl seine Interpretation des Bösen meisterhaft ab.

Montag, 9. Februar 2009

Guttenbergs Erfahrungen

Die Union holt sich ihre Kompetenz zurück. Denn: Guttenberg, der neue Mann für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, hat bereits Erfahrungen im "wirtschaftlichen Bereich":

als geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Guttenberg GmbH, einem Fachgroßhandel für Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe

Olalaaaaa. Gibt es da oben noch welche, die schon mal was mit Wirtschaft oder so gemacht haben?

Sonntag, 8. Februar 2009

Wir sind hier in ernsten Dingen

Beck stellt den Kern der verlogenen Debatte um Michael Phelps heraus:

Ein richtiger Prozess geht anders. Ein richtiger Prozess wäre beispielsweise dann unvermeidlich, wenn jener drahtige Leserreporter der „News of the World“ den Schwimmkönig nicht dabei fotografiert hätte, wie er bei einer Party der Universität von South Carolina an eine Haschischpfeife nuckelt – sondern sich stattdessen, sagen wir, bei den Olympischen Spielen eine Spritze setzt, klammheimlich auf dem Startblock, unmittelbar vor seinem Kopfsprung zum nächsten Gold und dem immer dazugehörigen unfassbaren Weltrekord.
Das ist das Foto, das böse Zungen erwartet hatten – jetzt fühlen sie sich ein bisschen an Al Capone erinnert, den alten Gangster, dem als Lebensleistung einst cirka 376 Morde zugetraut wurden. Doch nachgewiesen wurde ihm keiner, und notgedrungen ist er am Ende deshalb mit ein paar unkorrekt ausgefüllten Belegen ans Finanzamt erwischt worden. Bei Phelps, sagen die sarkastischen Zyniker, ist in Sachen Doping nichts nachzuweisen – also bleibt nur die Haschischwolke aus der Marihuanapfeife.

Und wenn die nicht fotografiert worden wäre, dann irgendein Zug aus irgendeinem Whiskeyglas. Hey, ein 23-jähriger war auf ner Party und hatte Spaß. Mehr nicht. Die Medien heulen. Und Sponsoren kündigen die Verträge. Das sind nicht allein die Widersprüche der US-Gesellschaft, das ist die Gesellschaft, in der wir leben.

Samstag, 7. Februar 2009

Bundeskanzler Seehofer

In der Sache Glos bin ich der gleichen Meinung wie Zettel.

Die Angelegenheit wird immer schöner. Anstatt dem Minister zu erklären, dass er der falsche Adressat ist, lehnt der CSU-Chef das Rücktrittsgesuch ab.

Schröder und Fischer hatten immer offen zur Schau gestellt, daß sie die Verfassung dieser Republik nicht kennen. Aber gibt es überhaupt noch Politiker, die sich ein wenig für das Grundgesetz interessieren?

Mittwoch, 4. Februar 2009

Bitte merken!

Merkt euch bitte folgenden Namen: Nico Holonics.

Den durfte ich gestern als Richard III. in einer Inszenierung von Christian Stückl am Münchener Volkstheater bewundern. Mir ging wirklich noch nie eine Theaterfigur als eine Verkörperung des Bösen, Schlechten, Mörderischen derart nahe.

Nico Holonics.

Gespeichert? Gut.

Light Blogging

Power of Will kocht etwas auf Sparflamme, da ich derzeit untergwegs bin und einen zweiwöchigen Lehrgang besuche. Es werden aber dennoch in den nächsten Tagen weiterhin Beiträge erscheinen. Beste Grüße, Mark.

Sonntag, 1. Februar 2009

USA entschuldigten sich schon beim Iran

Ahmadinejad will eine Entschuldigung aus Washington. Das wurde längst schon versucht. (via Andrew)

Wahlen im Irak - Obama gratuliert Vereinten Nationen

In den irakischen Provinzen fanden gestern Wahlen statt, die friedlich verliefen. Der Erfolg dieser jungen Demokratie wurde auch vom 44. US-Präsidenten gewürdigt.

Er dankte den "Vereinten Nationen und anderen Organisationen" für ihre technische Unterstützung. Die dort stationierten 130.000 US-Streitkräfte erwähnte er nicht.
 
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