Sonntag, 30. März 2008

Appeasement

Für Michael Goodwin ist Barack Obama unser neuer "appeaser". Dessen Verhalten in der Debatte um Jeremiah Wright zeige, wie ein Präsident Obama beispielsweise mit dem Iran verhandeln würde.

Ich glaube nicht, daß sich eine reale, über Jahre hinweg gefestigte persönliche Beziehung zu einem Geistlichen, aus der heraus seine Loyalität zu verstehen ist, sich so einfach mit einem möglichen politischen Verhältnis zu einem theokratischen Regime vergleichen läßt.

Dennoch hat die Argumentation einiges für sich: In Obamas Bestreben, Brücken zu schlagen, Menschen zu vereinen und alles und jeden "in einem größeren Kontext" zu sehen, liegt eine Naivität, die sich im politischen Ernstfall als gefährlich erweisen könnte.

Der Folterpräsident

Die Beweise, dass Folter im Namen der Demokratie von Bush, Cheney, Rumsfeld, Miller und Addington autorisiert worden ist, werden allmählich wasserdicht. Scott Horton schreibt über die "Techniken", die zur Anwendung gekommen sind.

Bei allen Verdiensten, die man der Bush-Administration lassen muß: An keiner Regierung seit 1776 dürften Amerikanische Ideale schwereren Schaden genommen haben. Weil ich aber nach wie vor an das Land glaube, bin ich davon überzeugt, dass die Verantwortlichen noch zur Rechenschaft gezogen werden.

Samstag, 29. März 2008

Neuanfang mit McCain

Aus der beeindruckenden Rede John McCains vom vergangenen Mittwoch:


Unsere große Macht impliziert nicht, daß wir tun können, was
immer wir tun wollen, noch sollten wir uns einbilden, alles nötige Wissen und
alle Weisheit zu besitzen, um erfolgreich zu sein. Wir müssen unseren
demokratischen Verbündeten zuhören und ihren kollektiven Willen
resektieren. Wenn wir glauben, daß internationales Handeln erforderlich
ist, ob nun in militärischer, ökonomischer oder diplomatischer Hinsicht, wrden
wir unsere Freunde versuchen zu überzeugen, daß wir im Recht sind. Aber
wir müssen umgekehrt auch den Versuch unternehmen, von ihnen überzeugt zu
sein.

Amerika muß ein musterhafter Staat sein, wenn wir wünschen, daß
unsere uns als ein Modell ansehen. Unser Verhalten hier hat einen Einfluß
darauf, wie wir im Ausland bewertet werden. Wir müssen die Terroristen
bekämpfen und gleichzeitig für die Rechte, auf denen das Fundament unserer
Gesellschaft beruht. Wir dürfen nicht verdächtige Terroristen, die wir
gefangengenommen haben, foltern oder inhuman behandeln. Ich glaube,
wir sollten Guantanamo schließenund mit unseren Verbündeten
zusammenarbeiten, um ein neues internationales Verständnis für den
Charakter gefährlicher Strafhäftlinge unter unserer Vollzugsherrschaft zu
erzielen.

Ich sage es immer wieder: Sowohl Barack Obama als auch John McCain sind "change candidates". Weder wird McCain die Arroganz der Macht vertreten, die die amtierende Regierung zu verantworten hat, noch wird er zum amoralischen Realismus der Nixon-Kissinger-Schule zurückkehren. Er steht für eine idealitisch modifizierte Realpolitik, die den globalen Herausforderungen am ehesten gerecht wird. Die Schäden, die Macht, Ideale und Ansehen der USA in den letzten Jahren genommen haben, sind so beträchtlich, dass ihre Reparatur viele Jahre und eine Menge Arbeit in Anspruch nehmen.


Wer auch immer behauptet, ein Präsident McCain bedeute eine dritte Bush-Amtszeit, spricht oder schreibt aus vollkommener Ahnungslosigkeit heraus. Wer eine Verlängerung der Periode der Selbstfixierung und des Rechtsnihilismus wünscht, möge getrost die Kandidatur der Clintons unterstützen.

Der Heidedichter

Als die Reichswehr 1935 die Gebeine des 1914 gefallenen "Heidedichters" Hermann Löns in Walsrode beisetzte, machte mein Großonkel, der Zoologe Josef Havestadt, mit der Bemerkung "Wer weiß, ob der da in dem Sarch wirklich drin liegt? Da hamse bestimmt so nen ollen Neger reingestoppt" auf sich aufmerksam. Die Nazis haben ihn dann erstmal einkassiert.

Nachdem es meine Bundesbrüder nicht lassen konnten, in der letzten Ausgabe der Zeitung meiner Heidelberger Korporation mit Löns Gedicht "Student in Gryps" als "lebendige Schilderung des Aktivenlebens in Greifswald mit vielen lokalen Bezügen" mehr als zwei Seiten zu füllen, habe ich mir den Löns´schen Heimatscheißdreck einmal wieder zu Gemüte geführt. Und ich kann nur noch Jürgen Maruhn aus konkret 04/2008 zitieren:
immen summen
hummeln brummeln
grillen geigen

grillen geigen
immen summen
hummeln brummeln

hummeln brummeln
grillen geigen
immen summen

oh wie köstlich hermann löns
klingt uns dein naturgedöns

Freitag, 28. März 2008

No one left to lie to

Dick Morris knows the people he is talking about.

Talking about them: remember this book?

Mittwoch, 26. März 2008

Hoffnungslosigkeit wagen

Auch Kevin Drum wünscht sich jetzt den Rückzug der Clintons. Um ein wenigstens einigermaßen intaktes Bild des Politduos bei vielen ihrer Wähler zu erhalten, wäre es wirklich allerhöchste Zeit. Ihren Wahlkampf, den kein republikanischer Kandidat an Invektiven und substanzlosen Vorwürfen überbieten könnte, empfinden immer mehr Clinton-Anhänger als im günstigsten Fall enttäuschend.
Jüngstes Beispiel ist die Enttarnung von Tony McPeak als "Antisemiten", mit der Obama ein "Jüdisches Problem" attestiert wurde. Richtig ist: Barack Obama sammelt in seinem Team auffällig viele besonders ambitionierte "Israelkritiker", die einen übermäßigen Einfluß der "jüdischen Lobby" auf die Außen- und Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten halluzinieren. Zu ihnen gehört Tony McPeak. Daraus jedoch ein "Jüdisches Problem" (ausgerechnet durch die Clintons auf Basis einer Veröffentlichung des "American Spectators") herzuleiten, hat fürwahr nichts mit einer ernsthaften Sorge um antisemitische Gedanken innerhalb der politischen Klasse zu tun, und ist mindestens so niederträchtig wie die Unterstellung William Jefferson Clintons, Obama würde sein Land nicht lieben.
Konnte man noch vor wenigen Wochen darauf hoffen, ein Kandidat Obama würde die Seele seiner Partei repararieren, ihre Inhalte reformieren und ihr eine kraftvolle Stimme zurückgeben, so müssen wir nun bald dabei zusehen, wie Amerikas skrupelloseste Familiendynastie in ihrem Wahn die Demokratische Partei vollends zerstört noch bevor Obama überhaupt eine Chance bekommt. Auch mich als jemanden, der sich immer noch den Republikanern weit eher verbunden fühlt, kann das nicht mehr freuen.

Montag, 24. März 2008

Zitat des Tages

"Für ein halbes Jahrhundert war rechtsgerichteter Populismus die erfolgreichste politische Kraft in Amerika, die stark durch die Tendenz der Liberalen gestützt wurde, hinter den untereinander konkurrierenden Zielen homogener Gruppen auseinanderzubrechen . Obama ist ein schwarzer Kandidat, der Amerikanern jeder Rasse den Weg über diese Identitäten hinausweisen kann . Als solcher ist er in der einzigartigen Position, dieser Ära ein Ende zu bereiten, und gleichzeitig wie kein anderer dazu geeignet, deren letztes Opfer zu werden,"

George Packer (in The New Yorker), Autor des bis zum heutigen Tage besten Buches über die Irak-Invasion

Conversation on race

Do we really not need a national conversation on race, as Bill Kristol recommends?

Let´s not, and say we did? Since Obama hold his brillant speech last Tuesday, there have been countless assaults by people like Sean Hannity etc. on the candidate and that tells me something very different. Have Jerry Falwell or Pat Robertson ever put a Presidential candidate in that kind of trouble? And where have the stories about John Hagee been lately?

Sonntag, 23. März 2008

"Verrat"

Nachdem der ehemalige Präsidentschaftsbewerber, Gouverneur Bill Richardson, der führende in ein politisches Amt gewählte Hispanic, Barack Obama seine Unterstützung zugesagt und ihm seine Wahlempfehlung gegeben hatte, bezichtigte ihn der prominente Clinton-Unterstützer James Carville prompt des Verrats:

“Die Bestätigung durch Herrn Richardson kam direkt zum Jahrestag, als Judas
für 30 Münzen Silber auspackte, daher, denke ich, ist der Zeitpunkt richtig,
wenn nicht ironisch, gewählt”

Richardson unterstützt den chancenreichsten Bewerber seiner Partei und für Carville sind die Clintons Jesus, jede demokratische Entscheidung gegen sie "Verrat". Das sind die Clintons und ihre Handlanger, wie wir sie kennen.

Samstag, 22. März 2008

Die unvermeidbare Intervention



Zum fünften Jahrestag der von US-Amerikanern und Briten angeführten Invasion im Irak am Gründonnerstag durfte man Christopher Hitchens´Kolumne bereits erwarten, und ich hätte auch vorher schon sagen können, was darin stehen würde. Auf Hitchens´Essays und Kommentare haben die meisten Befürworter der Intervention immer wieder Bezug genommen.

Auf die (von Slate an sämtliche Autoren gerichtete) Frage, wie er dazu kam, die Situation im Irak falsch einzuschätzen, antwortet er schnodderig: Das habe ich nicht. Was nicht ganz korrekt ist, aber dennoch fasst sein Kommentar die Kernargumente zusammen, die wir uns auch "fünf Jahre danach" in Erinnerung rufen sollten:


1. Der "Irak-Krieg" begann nicht vor fünf Jahren. Er begann spätestens am 2. August 1990 mit der Entscheidung des Baath-Regimes, Kuwait zu einer irakischen Provinz zu machen, also nicht nur zu annektieren, sondern vielmehr zu zerstören. Und die US-amerikanische Einmischung in "irakische Angelegenheiten" begann nicht 2003, nicht 1991, nicht 1980, sondern spätestens vor vierzig Jahren, nämlich mit dem zweiten CIA-Coup 1968, der die Hussein-Fraktion der Baath-Partei an die Macht brachte. Wer, wenn nicht die USA, hätten für die Konsequenzen aus dieser Einmischung, Verantwortung übernehmen sollen?

2. Wer immer eine konsistente Position zur Irak-Intervention 2003 für sich beansprucht, sollte die Frage beantworten, ob die Administration von Bush Senior mit der Entscheidung 1991 richtig lag, Saddam Hussein an der Macht zu lassen, und die Kurden, nachdem sie zunächst den Rücken für eine Rebellion gegen das Regime gestärkt bekamen, von der irakischen Luftwaffe massakrieren zu lassen.

3. Wer sich darüber empört, wir seien von der Bush-Administration "in den Krieg" gelogen worden, sollte sich an den bereits 1998 verabschiedeten Iraq Liberation Act erinnern, der die Zielrichtung, das Baath-Regime zu ersetzen, klar vorgab und verbriefte. Wer dagegen meint, Präsident Bush habe es beim Ringen um internationale Unterstützung an "Fingerspitzengefühl" vermissen lassen, sollte sich nochmals Bushs Rede vor den Vereinten Nationen am 12. September 2002 durchlesen - die mit Abstand beste seiner gesamten Präsidentschaft.

In der Folge der Intervention wurde

4. ein international angeklagter Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt und ein auf Unterdrückung nach innen und Aggression nach außen gerichteter Partei- und Militärapparat funktionsunfähig gemacht

5. die schiitische und kurdischen Mehrheiten wurden von der ständigen Gefahr eines neuen Genozids befreit

6. die syrischen Baathisten wurden in die Knie und Lybien zur Beendigung des eigenen Massenvernichtungswaffenprogrammes gezwungen


Und wir müssen uns mit Hitchens die Frage stellen: Wie hätte der Irak nach Saddam Hussein ohne Präsenz westlicher Truppen ausgesehen?

Mehr als siebzig Prozent der Amerikaner haben in dem Zeitraum seit März 2003 ihre Position zur Intervention im Irak geändert oder modifiziert. Ich gehöre zu ihnen. Das pseudosäkulare Schlüsselregime dieser Region war unkontrollierbar, fähig zu allem. An seine Stelle getreten sind Re-Islamisierung und Jihadismus. Uns hat die Intervention, überschattet von der Inkompetenz der Regierung und der zum Scheitern verurteilten Rumsfeld-Strategie, in unvorstellbare Kosten gestürzt. Selten ist der Staat unter einer republikanischen Regierung derart ausgeweitet worden. Auch ich habe habe zu Beginn des Jahres 2003, damals noch traumatisiert durch 9/11, den Zustand der irakischen Gesellschaft völlig falsch eingeschätzt. Und auch ein Christopher Hitchens täte gut daran, dies einzugestehen. Aber die Ereignisse der vergangenen fünf Jahre zeigen tatsächlich, daß wir uns 2003 bereits längst in einem Krieg mit dem baathistischen Irak befanden und es für die Intervention bereits viel zu spät war. Irak lag in unserer Zukunft. Unabdingbar und unausweichlich.

Donnerstag, 20. März 2008

Peter Hacks (1928-2003)

Vor Luschen und Tüten
Soll Gott uns behüten

An diesem Karfreitag wäre der große Dichter Peter Hacks 80 Jahre alt geworden. Eine Huldigung von Dietmar Dath.

Den konkret-Lesern sei auch nochmal der Nachruf von Rayk Wieland in konkret 10/2003 ans Herz gelegt.

Man wird doch wohl noch in diesem Land...

Absolutes Lesemuß bei Liza für alle, die auf politisch korrekte Art und Weise ihr "Menschenrecht auf Israelkritik"(Justus Wertmüller) wahrnehmen wollen.

McCain so beliebt wie lange nicht mehr

McCains Popularität in den USA hat laut der jüngsten gallup-Umfrage ein Acht-Jahres-Hoch erreicht. Seine Wahlchancen steigen derzeit täglich.

Montag, 17. März 2008

Frühling

Verstört in den Schwarzwald zurückgekehrt. Kein Schlaf mehr nach 4 Uhr morgens, der Regen prasselt mit Macht gegen die Fenster. Im Morgengrauen wirkt das nassgraue Murgtal nicht nur trübe, vielmehr auch bedrohlich auf mich.

Am heutigen St. Patrick´s Day jährt sich zum dreizehnten Mal eine Kapitulation vor meinen Gefühlen. Die Erinnerungen an den verhängnisvollen Winter 1994/95 kommen hoch. Nicht nochmal möchte ich über eine solange Zeit jeden einzelnen Tag als puren Kampf erleben, das ganze Dasein als einzige Agonie verspüren. Doch das Erdrückende dieser vertrauten Emotionen ist wieder da und die zersplitterten, winzigen Bestände des Ich scheinen sich erneut aufzulösen.

Sonntag, 16. März 2008

Vorsprung für McCain

Laut RCP liegt McCain in den letzten Umfragen mit 0,3% vor Obama und gleichauf mit den Clinton. Besonders auffällig ist aber McCains deutlicher Vorsprung vor Clinton und Obama in den "swing states" Florida, Ohio und Pennsylvania.

Mittwoch, 12. März 2008

Gewinner Obama

Zeit, ein wenig zu chillen. Falls die alten Regeln der amerikanischen Demokratie noch gelten, gewinnt Obama die Nominierung der Demokratischen Partei.

Und nun einen Hinweis in eigener Sache: Ich bin derzeit im Urlaub und komme so gut wie nicht zum Posten. Ab kommendem Montag läuft der Betrieb wieder wie gewohnt.

Sonntag, 9. März 2008

Rebellion und Verbrechen

Bin ich der einzige, den die Lektüre der Diskussion zwischen Gremliza, Proll, Ebermann, Ditfurth und Dellwo in der aktuellen konkret verstört hat?

Zunächst zu Gremlizas einleitendem Referat: Seiner Kritik an Götz Alys vereinfachender Methode, den Denunziationen in dessen jüngstem Buch stimme ich ohne Abstriche zu. Viele aus meiner Generation werden leider ein solches Pamphlet aus der Hand eines Historikers, der durchaus bedeutende Werke zur NS-Forschung wie Endlösung vorgelegt hat, emphatisch begrüßen. Für sie sind "die 68er" ein einziger Haufen von "Linken", die alle dasgleiche wollten und taten, und von denen sich ledigleich einige auf unterschiedliche Art und Weise anpassten. Nie würden sie sich Gedanken darüber machen, in wieviele unterschiedliche Fraktionen und Bewegungen die damals Protestierenden sich aufsplitteten, von den unterschieden zwischen den Bewegungen in den einzelnen Ländern ganz zu schweigen. Gremliza bringt es auf den Punkt:
"Unser Kampf, das ist mein Kampf im Plural......Die Rebellen waren also eigentlich Nazis." Und diejenigen, gegen die sie rebellierten, sollen keine gewesen sein.
An das Ende seines Referats hat Gremliza als "Anregung" ein Wolfgang-Pohrt-Zitat aus dem Jahr 1986 gestellt:
Der Fehler der RAF war weder die Anwendung von Gewalt noch waren es
Kriminaldelikte, sondern ihr Fehler war die Niederlage im
antiimperialistischen Kampf.
Die sich daran anschließende Diskussion ist eine Mischung aus Nostalgie und abstoßender Glorifizierung ebendieses antiimperialistischen Kampfes. Gremlizas Frage nach der angemessenen linken Kritik und Selbstkritik dieses Kampfes findet nirgendwo auch nur annähernd eine befriedigende Antwort. Stattdessen zitiert Thomas Ebermann eine Passage aus einem Text des Bahamas-und-Jungle-World-Autors Uli Krug über Haftbedingungen und Hungerstreiks der RAF und interpretiert diesen als das Verlange nach Loyalitätsbekundungen zum Ausnahmezustand. Ditfurths folgende Polemik gegen Uli Krug, der übrigens ihre vor kurzem auf den Markt gekommene Meinhof-Biographie vortrefflich rezensiert hat, ist verständlich ,aber geht ins Leere. Mag Uli Krug auch tatsächlich oft in bedenklicher Nähe zu einem Aly oder Kraushaar schreiben, einige Kardinalfehler im Denken der Antiimperialisten unterschiedlicher Couleur hat er auf jeden Fall besser verstanden als sie.

War konkret diesbezüglich nicht schon einmal weitaus kritischer?

Cookie Monster

Samantha Power hat untertrieben

Samstag, 8. März 2008

Leseempfehlungen des Tages

Peggy Noonan über die Clintons, Ivo über den letzten Gesetzesschwachsinn in Baden-Württemberg (meinem Standort) und Schikora wirft einen nüchternen Blick auf die Wahl des neuen russischen Präsidenten und Reaktionen aus dem Westen.

Unterwegs mit Schmidtschnauze





Gerüchten zufolge besteht Helmut Schmidt auf Lufthansa-Flügen seit seinem Amtsende 1982 darauf, von der Flugbegleitung mit "Herr Altbundeskanzler" angesprochen zu werden.


Frau Maischberger würde ihn sicher gerne so anreden, sie, die schon so viele Interviews mit ihm geführt hat, daß Bücher draus wurden, zumeist sagt sie aber "Herr Schmidt" und wundert sich darüber, daß er mit vertrauten Uralt-Kollegen "per Sie" geblieben ist.

Am vergangenen Montag sendete 3sat eine Dokumentation, auf die Matthias Düsi hier bereits hinwies, mit dem Titel "Helmut Schmidt außer Dienst" von Maischberger und ihrem Mann Jan Kerhart. Was treibt der Tappergreis privat, wie sieht es bei ihm zuhause aus, wo es doch ungeheuer stinken muß, raucht Locki doch genauso viel wie er. Einen "intimen Einblick" will die Doku gewähren, einen Einblick in seinen Lebensabend, der aus Bücherschreiben, Klavierklimpern, Besuchsempfängen und vor allem Vortragsreisen besteht. So hat Frau Maischberger ihn denn auch begleitet, vor allem im Herbst 2003, auf Reisen nach Peking, nach New York und Washington D.C.. Ja, der damals 85-jährige fliegt noch in die Vereinigten Staaten und plauscht mit US-Senatoren wie Chuck Hagel, um schließlich in NY auf Wolfgang Schäuble und den UN-Botschafter der Bundesrepublik zu treffen. Schäuble empfängt ihn ehrfürchtig und sieht den alten Staatsmann bei seinem Dialog so angespannt und konzentriert an, als redete hier ein Meßdiener mit dem Papst. Wo er doch gleich von Schmidt bestätigt bekommt, wie er auch ein "Vollblut-Politiker" zu sein


Und schon ist Oberstleutnant a.D. Schmidt bei einem seiner Themen. "Ja, das hat mich in den letzten Monaten am meisten geärgert, daß in diesem Lande....aber auch in Europa Menschen über Krieg und Frieden entscheiden, die vom Krieg überhaupt keine Ahnung haben"....kurze Pause....Schäuble ganz vorsichtig: "Meiner Meinung ein ganz zentraler Unterschied zwischen Europäern und Amerikanern. Die Amerikaner wissen nicht, was Krieg ist"..woraufhin von Schmidt nur noch ein müdes "Ja" kommt (man kann sich das heftige Nicken und Brummen vor allem der älteren Zuschauer gerade lebhaft vorstellen, vom Zischen der jüngeren ganz zu schweigen). Bei den Vereinten Nationen wird der Altmeister unterrichtet: "Die Amerikaner haben natürlich dagegen gestimmt, die EU war wie immer geteilt...ja, schauen sie sich den Haufen an, China stimmt dafür, die EU ist geteilt, die Amerikaner stimmen dagegen, was wollen Sie da noch machen." Das liege daran, erklärt Schmidt geradezu hämisch, daß es auf beiden Seiten an Staatsmännern fehle.

Zuhause in Hamburg sitzt er (ebenso 2003) mit dem finsteren Altmeister der Realpolitik, Henry Kissinger, am Tisch und drückt ihm seinen Zorn über die Arroganz des damaligen US-amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld gegenüber den Europäern aus. Locki nickt daber dauerhaft. Sie verabschiedet sich schließlich herzhaft von Henry: "Don´t forget us."


Zum Alltag von Schmidt gehört aber auch seine Arbeit bei der ZEIT, deren Mitherausgeber er seit langem ist. Man sieht ihn auf einer Redaktionskonferenz sitzen, wo gerade das heiße Thema "Martin Hohmann" erörtert wird. Von der offen zur Schau getragenen Blödheit der Redakteure mal abgesehen: Ich war wirklich sprachlos, als ich sah, wie Schmidt gleich zu Beginn seiner Stellungnahme, die freilich als der weise Ratschlag am Schluß erfolgte, die antisemitische Suada des hessischen Abgeordneten und die Reaktionen darauf in Verbindung zur israelischen Außen- und Sicherheitspolitik brachte: "Daß dieser Zaun, der da jetzt gebaut wird, daß der ausschließlich auf palästinensischem Gebiet steht, das hat viele Leute geärgert, mich hat es auch geärgert." Antisemitismus sei in Deutschland marginal, und dieser General Günzel auch nur ein "Primitivgehirn". "Macht daraus keine großangelegte Kampagne der ZEIT."

Vor seinen ZEIT-Kollegen Josef Joffe und Michael Naumann darf er auf einem Podest im Thalia Theater wieder den coolen elder statesman geben. Ob er, der Kanzler von Terrorismus und NATO-Doppelbeschluß, wirklich ein Sozi sei? Ja!!! Nicht er habe der falschen Partei angehört, wie viele Konservative immer wieder meinten, vielmehr habe seine Partei eben einfach oft falsch gelegen. Großes Gelächer im Publikum. Derweil darf der König der Zulu-Metaphern, Theo Sommer, unterstreichen, welche Bedeutung er für das Oberstudienratsblatt über mehrere Jahrzehnte behalten hat. Und daß ihn ja heute 80% der Deutschen zum Kanzler wählen würden.

Von der "Scheiße des Krieges" redet Schmidt, der in der Wehrmacht nur einem einzigen Nazi begegnet sein will, in den letzten Jahren in jedem Interview. Das war nicht immer so. Begonnen darüber zu reden hat er erst, als Breschnew ihn 1978 provoziert hatte. Wer wollte es ihm verdenken? In die Debatten der letzten Jahre passen seine Stellungnahmen jedenfalls gut.

Auch ich wurde ein bißchen wehmütig, als ich den Schüler Sir Karl Raymund Poppers mit seiner Prinz-Heinrich-Mütze durch Peking wackeln sah. Darauf zielt die Dokumentation. Auf die Sehnsucht nach alten Autoritäten. Die Deutschen, die mit Figuren wie Kurt Beck gestraft sind, sollen von der Willensstärke und Gefühlskälte dieses Mannes begeistert bleiben. Denn in Deutschland ist die Zeit politischer Persönlichkeiten erstmal vorbei.

Freitag, 7. März 2008

President Hillary Rodham Clinton

I´m with Andrew Sullivan again. Hitch expresses our fear:

…people who don’t want the meeting to end, the people who just are unstoppable,
who only have one focus, no humanity, no character, nothing but the worship of
money and power. They win in the end.


He might be right. I always had a bad feeling about us letting this scrupulous, dysfunctional pair return to power. This is not to say, I would´nt still belive that especially my generation can stop the Clintons. But be prepared for anything in November.

Deutschland, yes we can?

Die Autoren der jungle world über wünschenswerte Koalitionen der Zukunft.
Für Hessen bevorzuge ich zunächst eine Kongo-Koalition ("kleine Ampel") unter Tolerierung der beiden Volksparteien. Das wäre formal richtiger "Change" und im Ergebnis gerade keiner. Was den ganzen Irrsinn schön vor Augen führen würde.

Dienstag, 4. März 2008

Will she have her big comeback?

I have a bad feeling that the ridiculous it´s-3-am-in-the-morning-while-your-children-are-asleep-aids work for Clinton. Unbelievable. She is going to win RI and Ohio today. We can only hope the best for Texas. Some Republicans are going to vote for Hillary there and it makes perferct sense for them. But as someone who is going to vote for John McCain I really can´t approve of any Republican who is giving the Clintons a chance to pull out and who is therefore willing to extend the status quo (and this is what a third Clinton term would mean).

Democrats:
If you vote to put the Clintons back in the White House, be sure the phone is going to ring many times at the White House during the night. I say it one more time: Don´t mess it up again, pick Obama!

Oh, do I have any readers in Texas and Ohio yet? Who knows....
I´ll be gone to Wuerzburg until Thursday night and won´t post from there. Take care.

Montag, 3. März 2008

Sonntag, 2. März 2008

McCain vs. Obama

..ist das Renen, auf das ich bereits Ende vergangenen Jahres gesetzt habe im festen Glauben, daß es dazu nicht kommen werde. Zu erwarten war, daß das Kalkül des Parteiestablishments auf beiden Seiten aufgehen und die Wunschkandidaten Clinton und Romney sich durchsetzen würden. Die Wähler haben anders entschieden.
Gestern sah ich, wie Ben Stein auf Larry King Live mit einer falschen Begründung etwas Entscheidendes und Richtiges sagte: Das ist der beste Wahlkampf, den wir in einer sehr langen Zeit gehabt haben.
Nicht jedoch etwa deshalb, wie er und der amerikanische und europäische Journalistenchor meinen, weil hier die erste Frau, der erste Afro-Amerikaner und ein ehemaliger Kriegsgefangener Präsident werden könnten. Denn die weibliche Kandidatin war, damals schon ein großer Fehler, bereits im Weißen Haus. Und ich könnte nichts, absolut nichts Sensationelles an der Rückkehr der Clintons erkennen. Wohlgemerkt: Nicht sie kandidiert alleine, sondern sie bewirbt sich gemeinsam mit ihrem Zweckehepartner William Jefferson Clinton um die dritte Amtszeit. An Barack Obama ist nichts weniger interessant als seine Hautfarbe. Der Mädchenname seiner Mutter ist Dunham, in der Schule wurde er Barry genannt. Was ist dabei, wenn ein auf Hawaii aufgewachsener Barry Dunham mit einer weißen Mutter aus Kansas, der in Harvard Jura studiert hat, Präsident wird? Ok, eine 1930 in Mississippi geborne Schwarze mag ihren Augen nicht trauen, wenn sie auf dem Bildschirm beobachten darf, wie ein Afro-Amerikaner als Präsident vereidigt wird. Sie wird weinen und es nicht glauben. Aber das zeigt auch nur, wie Cristopher Hitchens Anfang des Jahres in einem Essay für das Wall Street Journal eindrucksvoll gezeigt hat, daß wir unsere Politik der Identitäten noch lange nicht überwunden haben. Vor diesem Hintergrund seien insbsondere europäische Medien nochmal gefragt: Was ist dennoch so besonders interessant an Ms. Clinton und Mr. Obama? Der Vowahlkampf war gefüllt mit Eigenarten der Kandidaten, die ein Präsident noch nicht hatte. Romney wäre der erste Mormone, Guiliani der erste Italo-Amerikaner im Weißen Haus gewesen. Und McCain wäre immerhin der bei Amtsantritt älteste Präsident in der US-Geschichte.
Im Unterschied zu Clintons Geschlecht und Obamas Hautfarbe spielen McCains Kriegserfahrungen tatsächlich eine Rolle, aber auch nur vor dem Hintergrund der gegenwärtigen politischen Situation.

Barack Obama ist der stärkste Kandidat der Demokratischen Partei seit Bobby Kennedy 1968. Sollten die Demokraten doch noch, um eine Familiendynastie zu schützen, diesen Mann fallenlassen, werden sie abermals eine als hundertprozentig sicher geglaubte Wahl vergeigen (hey, das ist nicht meine Partei). Obgleich sich soviele von der Obamamania anstecken lassen, bleiben die amerikanischen wie die europäischen Kommentatoren (als Beispiele seien hier Gabor Steingart und Torsten Krauel, US-Korrespondenten von Spiegel und Welt) ihm gegenüber blind und unfair. Sie verbreiten die Mär vom Populisten Obama, den die träumenden Amerikaner als Messiah und Heiler der von Bush und Cheney hinterlassenen Wunden feierten. Warum sollte jemand, weil er über rhetorische Begabung verfügt, keine politische Substanz hinter seinen großen Worten verbergen? Ja, Obama inspiriert. Gleichzeitig vertritt er ein mindestens so detailliertes Programm wie seine Rivalin. Bei ihm sind sehr konkrete und ausführliche Vorschläge zu Steuergesetzgebung, Bildung und Gesundheit zu finden. Verglichen mit einer windigen Gestalt wie John Kerry, einem Karrierelügner wie Bill Clinton, Ideologen wie Gore oder Dukakis, Idioten wie Carter oder McGovern, ist Obama der hervorstechend charismatische und integere Kandidat, der nicht nur Amerika in ein neues Zeitalter überführen, sondern als Präsidentschaftskandidat auch seine Partei grundlegend verändern und nach vorne helfen kann. Auf ihn mußten die Demokraten 40 Jahre lang warten.

Der letzte Aspekt trifft für die andere Seite in gleicher Weise auf McCain zu. Die Republikaner sind zu einer kleinen ideologischen Kirche verkommen. Aus den Bush-Cheney-Jahren ist ein Baptistenprediger wie Huckabee die logische Konsequenz. Die irrsinnige Debatte, ob McCain ein Konservativer sei, zeigt, in welch desaströsem Zustand sich die amerikanische Rechte befindet. Um die GOP wieder zu einer dynamischen Plattform zu entwickeln, ist ein Mann wie John McCain vonnöten. Mag seine Stimme gegen das Verbot von Waterboarding im Februar auch enttäuschend gewesen sein: Mit seiner Kandidatur nähert sich das Zeitalter der Legalisierung und Autorisierung von Folter seinem Ende. Er wird seine Partei wieder an ihre Prinzipien erinnern: Nicht nur Folter, auch christlicher Fundamentalismus und explodierende Staatsausgaben haben weder mit "republikanisch" noch mit "konservativ" irgendwas zu tun. Die richtige und überfällige Entscheidung, im Irak einen Regimewechsel zu erzwingen, hat u.a. mit der zum Scheitern verurteilten Rumsfeld-Strategie zu einem Desaster unvorstellbaren Ausmaßes geführt. McCain war von Beginn an gegen diese Strategie und ist der richtige Mann, um diesen Krieg zu beenden.

George W. Bush ist weiterhin gegen die vernunftwidrigen Tiraden vor allem der Europäer in Schutz zu nehmen. Doch ein Wahlkampf zwischen McCain und Obama ist (bzw. noch "wäre") ein viel größerer Schritt nach vorne, als man ihn sich je hätte wünschen könne. Dagegen wäre eine Präsidentschaft der Clintons ein gewaltiger Schritt zurück. Hoffen wir für Texas und Ohio daher auf Klarheit.

Surprise in Rhode Island

According to Bill Schneider, CNN Political Analyst, Obama is now slightly ahead in Texas while Clinton has a single-digit lead in Ohio. Remember Hillary saying she would wipe-out Texas and Ohio? That was only two weeks ago. Well in December she also said the whole thing would be over on February 5th. Now the surprise is: even in poor little Rhode Island it is close. And this (as well as Maine) was supposed to be Clinton territory.

On the question if the press has been unfair with Ms. Clinton, Andrew gave the right answer yesterday. Can you imagine Clinton having won the last ten caucuses in a row, how everbybody would be talking now? However if she wins Texas and Ohio on a narrow margin on Tuesday she will stay in. If she loses I am looking forward to the moment when she will concede the election. Will she know how to lose?

Samstag, 1. März 2008

Neues Buch von Sibylle Berg

Bei Buch Kober in Mannheim entdeckte ich heute Nachmittag mit freudiger Überraschung im Regal ein Exemplar des lange angekündigten neuen Buches von Frau Berg. Eine Sammlung von Abschiedsbriefen zum Ende einer Beziehung diverser Herren, zu denen prominente Autoren wie unbekannte Geister gehören. Schlußstrichbriefe von Damen veröffentlichte sie bereits Anfang 2006 unter dem Titel "Und ich dachte, es sei Liebe".

Und da ich letzteres zweimal gelesen habe, manche Passagen x-fach, weil ich kaum genug bekommen konnte, empfehle ich schon jetzt den Kauf der Neuerscheinung.

Barry Dunham and Israel

I am very much concerned about Mr. Obama´s foreign policy advisors Samantha Power, Susan Rice and Robert Malley. For example the latter blames Ehud Barak for the failure of Camp David. Forget all the stupid things about the candidate being a "muslim" and so on. However the crowd around him is pretty easy to guess. One thing is sure: When Senator Barry Dunham of Illinois will be the Democratic nominee for President next week, we are going to hear a lot more of the strongly-support-Israel-stuff which the governor of Arkansas at the time talked about in 1992. He would talk like this even with Mearsheimer and Walt in his team. Is McCain going to oppose him on that in a reasonable manner?Probably not.

Heidelberg

Spent an evening with my friends over at Heidelberg. Still I am glad to post my first message. Hope you all have a wonderful weekend!
 
kostenloser CounterPointsoft