Montag, 3. November 2008

Bilanzen


Obwohl das Lieblingsfeindbild aller Vollidioten immernoch mehr als zwei Monate regiert, überbieten sich gegenseitig die Bush-Basher bereits zur morgigen Wahl in ihren finalen "Abrechnungen" mit dem Mann, an dem sich alle Welt seit seinem Amtsantritt am 20.01.2001 abreagiert. Von Frank Schirrmachers Geschwurbel in der FAZ über besonders scharfsinnige Analysen im Handelsblatt bis zu den substanzlosen Titel-Stories bei Spiegel und Stern, kommentiert von Paul13 hier.
Ein paar anderslautende Stimmen gibt es aber dann doch, vor allem im Hinblick auf die- was auch sonst - Außenpolitik.
Richard Herzinger veröffentlichte gestern einen Artikel, in dem er sich von "zumindest" und"immerhin" zu "dennoch" quält, um das Positive zu sehen:

Als zentraler Garant einer Sicherheitsarchitektur sind die USA im Nahen Osten weniger denn je wegzudenken. Aber auch in anderen Weltteilen haben sie ihren strategischen Einfluss ausbauen können. Überschattet von der Finanzkrise blieben zwei davon in den vergangenen Wochen weitgehend unbeachtet. Die atomare Zusammenarbeit zwischen den USA und Indien wurde besiegelt. Und Nordkorea fährt im Gegenzug zur jüngst erfolgten Streichung des Landes von der US-Liste der den Terrorismus unterstützenden Staaten sein Atomprogramm herunter. Ersteres Ereignis ist historisch: Der frühere Gegner Indien wird für die USA zum engen Partner, die bisher "wilde" Atommacht Indien unterwirft sich dem Regelwerk, das für die "legalen" Atommächte bereits gilt. Der Deal mit Nordkorea hingegen ist brüchig und nicht unumstritten: Ob das unzurechnungsfähige Regime in Pjöngjang seine Zusagen halten wird und die Vorleistungen der US-Regierung nicht zu weit gehen, bleibt offen. Doch der Vorwurf, Bush sei gegenüber einem Schurkenstaat zu weich, ist immerhin eine neue Variante des George-W.-Bashings.

Jörn Schulz konzentriert sich in der aktuellen Ausgabe der Jungle World auf das klägliche Scheitern der Linken in ihrem Verhältnis zum 43. (eigentlich 42.) Präsidenten:

Wer braucht schon linke Friedenskämpfer, wenn sie nichts anderes zu sagen haben als kriegskritische konservative US-Offiziere wie William Lind, der ebenfalls von »Terrorbombardements« spricht und den sofortigen Rückzug emp­fiehlt? In den USA ist der Mainstream der Friedensbewegung von den rechten Isolationisten kaum zu unterscheiden. So kann Lind im linken Magazin Counter­punch publizieren, ohne dass dies sonderlich auffällt.

Und Thomas von Osten-Sacken hebt heute die historische Zwangsläufigkeit des Implodierens gescheiterter Staaten, wie es der Irak unter Saddam Hussein gewesen ist, hervor:

Was künftig droht ist schließlich nicht nur die Weiterexistenz brutaler Diktaturen, sondern neben der iranischen Atombombe, der sukzessive Zerfall von Staaten und Gesellschaften, deren einziger Zusammenhalt noch auf Angst vor dem staatlichen Repressionsapparat, Abhängigkeit von der Ölrente und religiöser bzw. ideologischer Verblendung besteht. In Ländern, in denen durchschnittlich über 60% unter 23 Jahre alt sind, das Bildungswesen marode und Ökonomien trotz hoher Ölpreise schrumpfen, dürfte dies nur eine Frage der Zeit sein.

Abschließend sei, etwas aus dem Zusammenhang heraus, auf die Rede verwiesen, die Präsident Bush 43 heute halten könnte.

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