Sonntag, 13. April 2008

Weniger sind mehr

"Die Deutschen sterben aus."
So lautet eine der gängigen Parolen seit vielen Jahren (Gremliza hat mal in seinem Express die so lautende Schlagzeile einer großen Tageszeitung mit einem treffenden "ein Silberstreif am Horizont" kommentiert). Befinden wir uns wirklich in einem "Prozeß des Verschwindens"?

Durch einen Kurs bin ich in der vergangenen Woche auf ein Buch des leider verstobenen Soziologen Karl Hondrich Weniger sind mehr (2007) aufmerksam geworden. Er vertritt darin die Auffassung, daß niedrige Geburtenraten eher ein Glücksfall für die Gesellschaft sind. Denn sie seien zum einen eine notwendige Folge des kulturellen Umbruchs, der sich nicht zuletzt aufgrund gravierender ökonomischer Strukturveränderungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ereignet hat, und zum anderen ein Impuls, der die gesellschaftliche und wirtschaftliche Evolution in den kommenden Jahrzehnten nur zugunsten der doch noch Geborenen lenken und begleiten werde. Die Lebensqualität steige nicht zuletzt aufgrund niedriger Geburtenraten. Einfaches Beispiel: In ein Kind können Eltern weitaus mehr Liebe, Energie und Geld stecken als in fünf.

Meine Rede. Auch ich habe in meiner Diplomarbeit 2005 geschrieben, daß eine Stabilisierung der Fertilität zwar wünschenswert, ein enormer Anstieg der Fertilitätsraten jedoch nichts anderes als eine gravierende ökonomische Verschlechterung und ein Rückfall in vormoderne Zeiten bedeuten würde. In einigen ökonomischen Modellen werden sinkende Sterberaten, die mit zeitlicher Verzögerung sinkende Geburtenraten nach sich ziehen, als eigentlicher Motor von wirtschaftlichem Wachstum vorgestellt. Denn sinkende Fertilitätsraten (als Folge steigender Lebenserwartung, sinkender Säuglingssterblichkeit und größerem wirtschaftlichen Wohlstand) bewirken einen Anstieg der Humankapitalinvestitionen, die sich wiederum entsprechend positiv auf Produktivität und technischen Fortschritt auswirken.Steigende Produktivität und bessere Gesundheit im Alter (d.h. nichts anderes als mehr physiologisches Kapital) gleichen dabei den Rückgang von Rentenbeitragszahlern aus.
Die enormen demographischen Veränderungen in Deutschland und auf der Welt sind bei allen Problemen, die sie kurzfristig mit sich bringen, alles andere als eine demographische Katatrophe. Sie sind ein Zeichen des Fortschritts in jeder Hinsicht.

Aussterben werden die Deutschen selbstverständlich nicht in den nächsten vier bis fünf Jahrhunderten. Auch da nach vermutlich nicht, falls es dann noch Menschen geben sollte. Und es war schon immer idiotisch, für ein 80-Millionen-Volk anderes zu behaupten.

1 Kommentar:

hegelxx hat gesagt…

i Mark,

einfach so anhören: http://malaria-chicks-on-speed-kaltes-klares-wa-mp3-download.kohit.net/_/276613/mp3player.php?single=1&tellafriend=http://MALARIA-CHICKS-ON-SPEED-Kaltes-Klares-Wa-mp3-download.kohit.net/_/276613&id=276613

Mir ist kalt...

"Tatort" ist allerdings ein Refugium deutscher Befindlichkeiten, deswegen gucken so "schräge Gestalten" wie du, Wertmüller oder ich auch wöchentlich diese deutsche Wahrheit, mal abgesehen von "Polizeiruf 110", das Zeug aber nur, wenn der Edgar Selge mit dem "appen Arm" seine Kollegin "Obermeier" ärgert, hehe...

LG und weiter so!

 
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