Dienstag, 7. Dezember 2010

Mittelalter in Mannheim



Allgemein bekannt sein dürfte ja, daß die Rhein-Neckar-Region eine der wirtschaftlich stärksten Gegenden der Republik ist. Daß das Gebiet um Rhein und Neckar (und, zugegeben, auch den Main) aber neben der Lombardei und Sizilien zu den Hochinnovativregionen des mittelalterlichen Europa zählte, ist vielleich auch doch nicht jedem wirklich bewußt. Ich lebe in Mannheim, der Hauptstadt dieser Metropolregion, und besuchte gestern gemeinsam mit meiner Mutter im dunklen Zeughaus eine Schau, die einem mit Macht die kulturelle Blüte jener Zeit vor Augen führt.

Die Ausstellung "Die Staufer und Italien", auf deren Eröffnung im September Ministerpräsident Stefan Mappus fehlte, ist der Höhepunkt einer von Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg gemeinsam getragenen Kampagne zum Staufer-Jahr. Es handelt sich um das erste kulturelle Großereignis zu diesem Thema seit der legendären Stuttgarter Staufer-Ausstellung im Jahre 1977. Auf drei Ebenen zeigen die Aussteller 530 Exponate, von denen 70 % bisher nicht zu sehen waren.

Besonders beeindruckend fand ich die zahlreichen Büsten. Ich weiß gar nicht mal, ob ich allgemein im Vergleich zur Malerei ein größerer Fan der Bildhauerkunst bin. Aber vor diesen Skulturen mit antiken Elementen verblieb ich erstmal eine ganze Weile. Doch der Reihe nach. Im Erdgeschoß wird der Besucher durch thematisch Bekanntes in die Epoche langsam eingeführt. Die Könige jener Zeit finden sich nebeneinander porträtiert. Auch findet sich hier der als Reliquie verehrte Zahn Barbarossas. Das Ganze ist sehr stimmungsvoll inszeniert. Hier und da dürfte der Besucher allerdings mit der Reihenfolge Probleme bekommen, da die Ausschilderung besser sein könnte.

Das konkrete Wirken der Staufer in den 3 genannten Regionen findet sich im 1. Stock systematisch dokumentiert. Die filmischen Überlandaufsichten des Herrschaftsgebietes der Staufer schlagen aufs Gemüt. Im 2. Stock fiel ich dann leider noch meiner Vogelphobie zum Opfer. Ausgestopftes Fledervieh liegt hier auf Tischen rum. Auf dieser (dritten) Ebene findet sich das höfische Leben, die Wechselbeziehungen abendländischer und orientalischer Kultur sowie die Etablierung der Wissenschaft vorgeführt.

Noch bis zum 20. Februar 2011 ist die Ausstellung zu sehen. Auch an Montagen können Besucher die Schau zu Gesicht bekommen. Ein Muß!

Ich schließe mit Friedrich Rückert, der sich an den großen Friedrich Barbarossa Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Deutschen verzweifelt um die nationale Einheit rangen, erinnerte:


Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friedrich,
Im unterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinab genommen
Des Reiches Herrlichkeit
Und wird einst wiederkommen
Mir ihr zu seiner Zeit.

Keine Kommentare:

 
kostenloser CounterPointsoft