Samstag, 31. Juli 2010

Brüssel - Antwerpen - Oostende


Eigentlich wollte ich nach Krakau fahren. "Ich will dir ja keine Angst machen, aber da laufen sehr viele Polen rum, vor allem um diese Jahreszeit" gab mir eine Freundin, die selbst dem Lande der Polen entstammt, zu bedenken. Die Flüge nach Krakau waren auch nicht die gerade die billigsten. Und so oft und gerne ich als Kind mit dem Flugzeug reiste, so oft und gerne fahre ich, seit ich Inhaber der Bahncard100 bin, mit dem Zug. Ich kaufte mir eine Fahrkarte vom Grenzpunkt Aachen Süd bis Brüssel.

Wo ich zwei Tage blieb. Danach bestieg ich einen belgischen Zug und fuhr nach Antwerpen, wo ich zwei Tage blieb. Danach bestieg ich einen belgischen Zug und fuhr nach Oostende, wo ich zwei Tage blieb.

Besonders Antwerpen (Bild), die Hauptstadt Flanderns, fand meinen Gefallen. Was für ein schöner Bahnhof! Was für ein schöner Stadtpark! Was für eine schöne Fußgängerzone! Was für ein schönes Rathaus! Was für eine wunderschöne Kathedrale! Was ein Hafen!
Ach ja, und Ooostende ist häßlich. Von grauen Betonklötzen zerschandelt. Das stand auch in meinem Reiseführer, den ich mir erst gekauft hatte, als das Hotel bereits reserviert war. Aber wichtig ist mir das Meer. Oh ja.

Freitag, 30. Juli 2010

"Hühnerauge, sei wachsam"

In bezug auf das konkret 07/2010 erschienene Interview mit Tilman Spengler zur Bundespräsidentenwahl schreibt Thorsten Kraechan einen treffenden Kommentar in Form eines Leserbriefs:

Der "duck test" geht bekanntlich so: "If it looks like a duck, and quacks like a duck, then it probably is a duck." Der Gauck-Test geht so: Wenn etwas wie ein NS-Relativierer aussieht, als NS-Relativierer dem revisionistischen Mainstream voranschwimmt, und dabei unentwegt wie ein NS-Relativierer quatscht, dann ist es vermutlich ein NS-Relativierer. Tilman Spengler quakt dagegen: "Aber ich halte das Zitat, dessen Zusammenhang ich nicht kenne, für einen Aufruf gegen eine Nostalgie gegenüber der DDR."

Um Jack Nicholson aus dem Film "The Witches of Eastwick" zu zitieren: "Natürlich werde ich einen Schmuckreiher nicht mal erkennen, wenn ich auf einen pissen würde." Das geht Tilman Spengler bei Vögeln wie dem revisionistischen Schmierfink Gauck genauso.

(konkret 08/2010)

Münchener Verhältnisse

Es ist offenbar kaum möglich, in München eine proisraelische Veranstaltung durchzuführen. Das war vor zwei Wochen zu erleben, als ein Vortrag von Justus Wertmüller, Redakteur der Zeitschrift Bahamas, zum Thema "Warum es um Israel geht - und nicht um Völker, Kulturen und Gemeinschaften" im Neokeller angekündigt war. Der Neokeller stehe uns nicht zur Verfügung, sagte mir ein Freund aus München 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn. Der Vortrag wurde noch an dem Abend in das Lokal "Goldener Hirsch" verlegt. Doch 145 Minuten vor Eröffnung - ich war bereits in München -klingelte bei besagtem Freund das Handy: Auch im Goldenen Hirsch könne die Veranstaltung nicht stattfinden. Bei dem Gastwirt seien Anrufe eingegangen, bei den Veranstaltern handele es sich um Rassisten, der Inhaber vom "Goldenen Hirsch" befürchte nun ökonomische Einbußen. In den darauffolgenden 20 Minuten gelang es noch, den Vortrag schließlich in den Löwenbräukeller zu verlegen. Diese Raumänderung konnte schließlich (und logischerweise) nicht mehr in den Social Networks bekanntgegeben werden. Ein Wunder, dass dennoch an die 70 Leute zur Veranstaltung umgeleitet werden konnten.

Der Vortrag wurde mitgeschnitten und steht hier zur Verfügung. An den Vortrag schlossen sich übrigens für mich die schönsten 24 Stunden an, die ich bisher in der bayerischen Landeshauptstadt genießen durfte. Und außerdem weiß ich jetzt auch, wer Edwin Erich Dwinger ist.

UPDATE(08.08.2010):
Bericht des Veranstalters

Donnerstag, 29. Juli 2010

Zitat des Tages

"Wenn sie dafür ihre Dienstwagen behalten dürfen, genehmigen die Grünen fünf neue Atomkraftwerke und erklären Rußland den Krieg."

-Hermann L. Gremliza zur schwarz-grünen Koalition in Hamburg nach dem Rücktritt Ole von Beusts.

Sonntag, 18. Juli 2010

Wird Jeb Bush Präsident? Oder George P. Bush?

Nach den Kongreßwahlen im kommenden November dürfte die Diskussion um den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in ihre entscheidende Phase treten. Bereits im sommer kommenden Jahres werden die Debatten zwischen den einzelnen Bewerbern beginnen.
Von Sarah Palin als möglicher Kandidatin ist bereits seit der für sie verlorenen Wahl 2008 die Rede. Mitt Romney galt bisher der Favorit, da er bei den Vorwahlen 2008 als die Nr. 2 aus dem Rennen. Anders als bei den Demokraten, die Verlierer in der Regel nicht mehr nominieren, gibt es bei den Republikanern eine alte Tradition, den zu berücksichtigen, der es das letzte Mal nicht geschafft hat.

Der Stratege Simon Rosenberg hält Jeb Bush, ehemaliger Gouverneur von Florida, für den aussichtsreichsten Kandidaten, der Obama gefährlich werden könnte. Das mag zunächst unverständlich erscheinen. Warum soll ein Mann mit einem nach wie vor so unpopulären Bruder gute Chancen haben, Präsident zu werden, wo doch außerdem schon zwei aus der Familie im weißen Haus waren.

Aber man halte sich vor Augen: Ohne einen Bush haben die Republikaner das letzte Mal 1972 eine eine Präsidentschaftswahl gewonnen; ohne einen Bush oder Nixon 1928. Vielleicht braucht man wirklich einen Bush zum Sieg, und vielleicht wird es wieder einen Präsidenten Bush geben, sei es 2012, 2016 oder 2020. Und wenn nicht Jeb, dann vielleicht sein Sohn George P. Bush 2032?

Mittwoch, 14. Juli 2010

Bushido: wie gut es uns geht während der WM


Christian Soeder verweist auf ein SPIEGEL-Interview mit Bushido, der im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft ein paar Bemerkungen zur Integration macht, die ich für genauso richtig wie Christian halte. Mir springt ein Satz ins Auge.


Bushido: Ja, aber ich finde es schade, dass wir unser Land kleiner machen, als es ist. Sehen Sie mal, wie gut es uns geht während der WM: nicht wirtschaftlich, ich meine, im Kopf, im Herzen, in der Psyche. Wir sind befreit. Wir können unsere Flagge aus dem Fenster hängen, wir können sie ans Auto hängen. Niemand wird dich blöd angucken oder für einen Nazi halten.


Im Herzen und in der Psyche befreit. So befremdlich ich überhaupt die Tatsache finde, daß sich während einer WM zahlreiche Leute für Fußball zu interessieren beginnen, die mit ihm sonst rein gar nichts anfangen können, so sehr frage ich mich gerade nach dem, was ein solches WM-Ereignis zu etwas Befreiendem macht.

Ja, die Begeisterung für ein bestimmtes Team, für den ein oder anderen Spieler kann aufbauen und Alltagsfrustrationen vergessen machen, wie derlei "Spiele" in jedem Sport eben als Ablenkung von der Tristesse des Daseins oder dem eigenen Elend taugen. genauso kann der Enthusiasmus umschalgen in eine Vertiefung der eigenen Aggressionen und Unzulänglichkeit. Der Fan empfindet die Niederlage des favorisierten Teams nicht einfach nur als Enttäuschung, sondern als persönliche Niederlage, als sein eigenes Scheitern. Wer in den letzten Tagen und Wochen auf feiernde Spanier einprügelte, Müll auf Straßen verteilte oder Scheiben einschlug, fühlte sich offensichtlich nicht befreit. Soweit muß man aber gar nicht gehen: Auch wer trotzig reagierte und wieder einmal den "Weltmeister der Herzen" oder den "eigentlichen Weltmeister" halluzinierte, war offensichtlich nicht einfach nur enttäuscht.

Und ganz grundsätzlich richten sich gerade im Fußball "Fans" oft mit ihrer Leidenschaft zugrunde. Ich hatte in den 90ern einen Mitschüler, der so eingenommen war von seinem SV Waldhof Mannheim, an nichts anderes denken konnte, daß diese Manie ihn letztlich um sein Abitur brachte.

Was aber die Leidenschaft für das Team in Europa- und Weltmeisterschaften zusätzlich interessant oder vielleicht eben auch problematisch macht, ist die Frage der nationalen Zugehörigkeit. Vor zwei Jahren freuten sich kurz vor Beginn der EM beim letzten Freundschaftsspiel in einer Kneipe ein Kollege und ich darüber, daß Weißrussland gegenüber Deutschland in Führung ging. Schon wurden wir angepöbelt: Wir würden offensichtlich im falschen Land leben. Dabei war der Grund für unsere Freude eigentlich nur, daß wir vorher darauf gewettet hatten. Die Erwartung, dass nationale Zugehörigkeit zwingend zur Identifikation mit einem Fußballteam führen muß, scheint also weit verbreitet zu sein. In der vergangenen Woche schrieb ein Freund nach der deutschen Niederlage gegen Spanien, er sei zu einem kleinen Teil Holländer und zweimal gegen Spanien verlieren wolle er nicht. Manche meinen, wenn nichts anderes rettendes mehr bleibt, sich also an ein Team klammern zu müssen, weil ein Urgroßvater wohl der dahinter stehenden Nation entstammte. Wie befreit sie sein müssen...
Im Deutschen Nationalteam spielen Männer mit "Migrationshintergrund", die Paradebeispiele sind für gelungene Integration. Und die sich selbstverständlich sich als Angehörige dieser Republik fühlen, wie der homophobe Rapper aus der deutschen Hauptstadt richtig beschreibt. Konnte man während der Beckenbauer-WM 1990 kurz vor der Wiedervereinigung noch berechtigt Angst vor der Tendenz diverser Fans zu völkischem Größenwahn haben, der sich anfang der 90er in Angriffen auf Asybewerberheimen dann auch zeigte, so lebt heute in einer anderen Welt, wer im Partyzirkus von 2006 und 2010 ernsthaft die braune Volksgemeinschaft wittert. Dennoch ist jemand, der sich über eine deutsche Niederlage erleichtert zeigt, vielleicht auch nur jemand, der sich gar nicht erst in den Sog von befreienden und beengenden Spielen hineinziehenlassen und in der nächsten Nacht ungestört schlafen will. Weiterhin bleibt Kritik an den WIR-Überhöhungen auch in Zukunft ganz angemessen. Und Bushido bleibt ein Brechmittel, das ich nicht als gelungenes Beispiel von Integration anführen würde.
 
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