Montag, 18. Januar 2010

"Spannung von Finsternis und Licht" - Frau Käßmann und der 9. November


Die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat an Weihnachten in einem Interview mit der Berliner Zeitung ihre mangelnden Geschichtskenntnisse unter Beweis gestellt. Dies ist an verschiedenen Stellen bereits sehr treffend kommentiert worden.


Schockierender als ihre jüngsten Auslassungen war aus meiner Sicht vor zwei Monaten ihre Forderung, der 9. November solle den 3. Oktober als Deutschen Nationalfeiertag ersetzen.


"Der Wille zur Freiheit, der Mut Einzelner, aufzustehen gegen Unterdrückung
und Unrecht, sie kommen an diesem Tag zum Ausdruck", sagte sie am Montagabend in
Hannover in einem Dankgottesdienst zur Erinnerung an die Grenzöffnung vor 20
Jahren: "Während wir jeden 3. Oktober umständlich zu erklären versuchen,
was es mit diesem Datum auf sich hat, versteht sich der heutige Tag von
selbst."




Käßmann bezeichnete den Fall der Mauer als Wunder: "Dass Gebete und Kerzen
eine Diktatur in die Knie zwingen könnten, haben wir manchmal ja selbst nicht zu
hoffen gewagt", sagte die hannoversche Landesbischöfin. Die Einheit sei möglich
geworden durch eine Revolution ohne Blutvergießen. Der 9. November erinnere aber
auch an die Reichspogromnacht 1938 gegen die Juden, den Hitler-Putsch in München
1923, die Abdankung des deutschen Kaisers 1918 und den Niedergang des
bürgerlichen Revolution 1848. Die "Spannung von Finsternis und Licht" sei an
diesem Tag besonders greifbar.


(Hervorhebungen von mir)

Was ist umständlich daran zu erklären, was es mit dem 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, auf sich hat? Wenn der 9. November Deutscher Nationalfeiertag wäre, warum verstünde sich dieses Datum dann von selbst? In Wirklichkeit verhält es sich wohl eher umgekehrt.

Für Frau Käßmann wäre der 9. November deshalb der geeignete Feiertag, weil er den Fall der Berliner Mauer repräsentiert und damit Ausdruck von Freude ist. Die weiteren Daten fügt sie einfach an: "Das war an dem Tag auch noch." Daraus ergibt sich ein Problem, das sie schließlich mit einer Phrase verklärt.

So überrascht es ganz und gar nicht, dass sie im oben genannten Interview mit der BZ es bezweifeln kann, ob die Alliierten unbedingt in den vom Dritten Reich ausgegangenen Krieg hätten eingreifen müssen, um noch im selben Atemzug zu fragen, warum denn die gleise nach Auschwitz nicht bombardiert worden seien. Der Lauf der Geschichte ist ihr einfach egal. Sie versteht es geradezu als ihre Aufgabe, Geschichte zu verschleiern, mit einem vollkommen leeren Friedensbegriff zuhantieren, um bei ihrem Publikum die Friedenssehnsucht zu wecken, Indifferenz gegenüber dem wirklichen Geschehen zu sichern und zu mehren.

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