Mittwoch, 31. August 2011

Philipp Lahms Outing, homophobe Fans

Weiter geht es mit dem Thema Homophobie im Fußball. Gideon Böss hat einen vortrefflichen Beitrag über Philipp Lahms Outing als Hetero geschrieben:

Warum muss man eigentlich einem Fußballer raten, zu täuschen und zu verstecken? Hätte Lahm sich damit befasst, hätte er tatsächlich ein Tabu gebrochen, denn dass unter den "treuesten Fans" Homophobie verbreitet ist, und somit ein Teil der eigenen Anhängerschaft ein Teil des Problems ist, will keiner aussprechen.

Erst am Samstag begegnete mir auf twitter von einem der Anhängerschaft meines Vereins der Spruch "Ihr steht auf Schwänze, nicht auf Busen, ihr seid die Fans von Leverkusen." Und sowas findet natürlich sofort regen Zuspruch. Bis schwule und lesbische Fans mit ihrem jeweiligen Partner ohne weiteres ins Stadion gehen können, dürfte jedenfalls noch einige Zeit vergehen.

Was das Outing homosexueller Spieler anbelangt, habe ich meine Zweifel. Als Berater würde ich auch keinem Spieler zum Outing raten, weil mir das Risiko im Hinblick auf die weitere Karriere einfach zu groß wäre. Aber vielleicht hätte ich genau damit auch unrecht.

Sonntag, 28. August 2011

Roman Weidenfeller - Held von Leverkusen

Okay, okay, auch ich habe mich noch nicht wieder beruhigt. Die Diskussionen um den Auftritt von Schiedsrichter Wolfgang Stark, die Rote Karte für Mario Götze, das nicht gegebene Tor von Hummels und den nicht-durchgeführten Wechsel werden die nächsten Tage bestimmen.

Über die rote Karte kann man geteilter Meinung sein. Via Twitter hat sich Götze gestern Abend noch entschuldigt. Er habe die Fans, die Mannschaft und sich selbst enttäuscht. Mich hat er nicht enttäuscht. Er hat sich vielleicht tatsächlich, um es in den Worten von Hummels auszudrücken, zu etwas hinreißen lassen, was nicht gut war. Ja, er hat das Bein langgezogen und von mir aus kann man das als versuchtes Nachtreten interpretieren. Dennoch war situationsbedingt der Platzverweis meiner Meinung nach unangemessen. Mario hat da dafeinitiv jetzt schon draus gelernt.

Aber was viel zu kurz kommt - ob im Schwatz-Gelb-Forum oder bei Twitter oder sonstwo, sind die "grandiosen" Leistungen unseres keepers. Der hat gestern zweimal wirklich sensationell pariert. Ja, der Roman Weidenfeller, von dem mein vorletzter blogbeitrag handelte. Der für die Nationalmannschaft in diesem Leben nicht mehr nominiert werden wird. Ich wünsche mir sehr, daß Jögi Löw das gestern sehr genau gesehen hat und dann doch ein bißchen ins Grübeln gekommen ist.

Freitag, 26. August 2011

Die Champions League kann losgehen

Wieder bin ich mehr als 24 Stunden zu spät, aber ich muß es posten, denn das ist einfach nur ein Grund sich zu freuen:

13.09.11 (Di) BVB - FC Arsenal
28.09.11 (Mi) Olympique Marseille - BVB
19.10.11 (Mi) Olympiakos Piräus - BVB
01.11.11 (Di) BVB - Olympiakos Piräus
23.11.11 (Mi) Arsenal London - BVB
06.12.11 (Di) BVB - Olympique Marseille

Besser hätte die Zusammenstellung nicht sein können. Den FC Arsenal hatte ich mir in der Gruppe gewünscht, wie erstaunlicherweise die meisten anderen Fans, von denen man so via Twitter liest, auch.
Jetzt heißt es eben noch knapp drei Wochen warten.

Mittwoch, 24. August 2011

Wie einen Lohnschreiber im Sommerloch in Schwulitäten bringen

Es kann sein, dass ich ein bißchen spät dran bin mit dem Thema. Vielleicht sollte ich dazu auch besser nichts schreiben. Denn es ist Sommerloch und außer einem spinnerten Kommentator und ein paar Übereifrigen bei queer.de haben die meisten den Fall ganz vernünftig behandelt. Bisher. Wozu also Staub aufwirbeln?

Aber ich hatte es erst im letzten Blogbeitrag mit (echter) Homophobie, also mache ich an der Stelle mal weiter. Worum geht es? Um unseren Torwart Roman Weidenfeller. Der hatte sich über Jogi Löw geärgert, weil der ihn abermals nicht für das Nationalteam nominiert hatte. Das hat ihn geärgert. Er meinte:

"Vielleicht sollte ich mir die Haare schneiden oder etwas zierlicher sein. Ich hatte dazu früher schon immer einen Spruch auf den Lippen, der sehr böse ist. Den verkneife ich mir jetzt lieber. Vielleicht gibt es ja bald in irgendwelchen Jugendcamps noch weitere junge Torhüter."

Weidenfeller schießt gegen Löw, hieß es da zu zunächst. Aber manche Lohnschreiber haben Sommerloch und schreiben dazu erstmal einen engagierten Kommentar. Wider Homophobie im deutschen Fußball. So Christian Bartlau bei n-tv. So Dirk Leibfried bei queer.de.

Was die Aussagen von Weide mit Homophobie zu tun haben? Die kann man in die oben zitierten Sätze hinein-, aber gewiß nicht herausinterpretieren. Genauso gut könnte er gemeint haben, daß er als muskulöserer eher Langhaariger noch einer Fußballergeneration angehört, die heute irgendwie nicht mehr hipp ist. Aber die gelangweilten Journalisten und Blogger wollen einen Skandal und der geht so: Der Keeper der Meistermannschaft hält Löw für schwul und unterstellt ihm, nach Aussehen und nicht nach Leistung zu nominieren (warum spielen dann eigentlich soviele hässliche Bayern mit?).

Man stelle sich vor: Der bekennend schwule Löw hätte den seinerseits bekennend schwulen Weidenfeller abermals nicht nominiert und Roman hätte nun genau dasselbe gesagt. Wie wäre das interpretiert worden? Als schwules Gezanke, das im Fußball unangemessen ist? Anders gefragt: Welche - sarkastischen - Sprüche wären denkbar, mit denen Roman seinem Ärger hätte Luft machen können, die definitiv nicht als "homophob" hätten gedeutet werden können?

Mag sogar sein, dass Weidenfeller tatsächlich Reißaus nimmt, wenn sich ihm Homosexuelle nähern; dazu kenne ich ihn zuwenig. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass wir Homophobie im Sport, die sehr wohl ein ernsthaftes Problem darstellt, mit erfundenen Skandalen nicht bekämpfen. Hier geht es um Fußball und Roman hat sich geärgert und das auf mehr oder wenig unglückliche Art kundgetan. Punkt.

Und was ich euch versichern kann: Borussia Dortmund hat unzählige schwule Fans. Auch Roman Weidenfeller hat viele schwule Fans. Und von denen dürfte sich niemand von Roman beleidigt fühlen.

Samstag, 13. August 2011

Homosexualität und Islam - die Grünen feiern einfach weiter





Um es vorweg zu sagen: Die Veranstaltung war bei weitem nicht so schlecht wie ich befürchtet hatte. Wenn ich den Schlußpunkt mal außen vor lasse, haben mich die Grünen gestern Abend dann doch positiv überrascht.


Aber fangen wir von vorne an. Worum geht es? Gerhard Schick und der AK SchwuLes Grün hatten am Vorabend des Christopher Street Day in Mannheim, der dieses Jahr unter dem Motto "Brücken bauen" stattfindet zur Veranstaltung "Homosexualität und Islam - Vorurteile abbauen - Brücken bauen" eingeladen. Nachdem der AK SchwuLes Grün Anfang Juni in der Alten Feuerwache bereits ein Podiumsgespräch zum Thema "Homophobie im Sport" über die Bühne brachte, das die Problematik zwar in sehr rosigem Licht erscheinen ließ, aber von den Beteiligten doch ganz gut zusammengefasst wurde, war ich auf das gestrige Event nun wirklich gespannt: In welche Richtung würden die Grünen denn da argumentieren?


Kabarett auf dem Neckar



Großes Kino: es geht aufs Neckarschiffchen ins Müllers. Das zum großen Teil schwul-lesbische Publikum macht es sich mit Weizenbier und weiteren summer drinks an den Seiten gemütlich. In der Mitte werden sämtliche Reihen Plastikstühle bis Showbegin auch noch vollbesetzt.


Die lesbische Kabarettistin mit "türkischem Hintergrund" Serpil Pak rockt mit ihrem Programm mehr als die Hälfte der Veranstaltung. Mit Witzchen über ihren eigenen Namen und einigen weiteren öden Stories aus den Kreuzberger Verhältnissen versucht sie sich an der Tabuzertrümmerung. Zuächst voll verschleiert und den Schleier trägt sie "nicht aus Konfessions- sondern aus Konfektionsgründen." Und in Kreuzberg verschleiert sie sich eben auch mal mit Baseballkäppchen. Streckenweise wird sie aber wirklich ganz lustig. Ihre Lesbenverarsche beispielsweise trifft. Mit ihrer Mimik, die fast über die ganze Zeit ins Leere läuft, könnte sie aber weit mehr. Gegen Ende steht sie in einem schwarzen T-Shirt da, auf dem der Spruch "Fick mich nicht ins Ohr" gedruckt steht. "Im Türkischen ist Ficken ein Wort wie Brot." Wo einem im Deutschen was auf den Zeiger geht, fickt es einen im Türkischen in die Nase. Da ist sie mal nahe dran, wirklich Brücken zu bauen, scheitert aber auch damit. Die Brücken bleiben unfertig.


Die politische Komponente nicht vergessen



An die Nummer schließt sich das Podiumsgespräch an. Mit Schick, Serpil Pak und dem Heidelberger Bürgermeister für Integration und Chancengleichheit Wolfgang Erichson. Letzterem begegnen in der muslimischen Community viel weniger Vorurteile und Anfeindungen als außerhalb. Das Heidelberger Bürgertum - Erichson spricht vom "Bildungsbürgertum" - ist nach wie vor ein viel größeres Problem, das basht er als das eigentlich homophobe. In der Moschee begegnen ihm Offenheit und Toleranz, in der katholischen Kirche dagegen war es eine ungeheuerliche Provokation, als er mit seinem Mann nach vorne lief.



Das versteht Gerhard Schick natürlich sofort und stellt klar: Katholische Kirche und Islam tun sich in Sachen Homophobie natürlich nichts. "Aber" er habe doch so den Eindruck, daß das, was die katholische Kirche sage, für die meisten nicht mehr das Problem darstelle, da "das eben wirklich völlig neben der Kappe" sei, was die Kirche so sage. Für viele Homosexuelle in dieser Gesellschaft "mit Migrationshintergrund" (genannt werden mehrfach Türken, Araber, Russlanddeutsche) sei das Coming-Out viel schwieriger als für Jugendliche aus christlich geprägten Familien. Schick, den ich übrigens durchaus für einen talentierten Politiker halte, macht den gesamten Abend über den völlig Naiven. "Irgendwo" habe er mal gelesen, daß bei den Ehrenmorden (hoppla!), die es tatsächlich gebe, auch Schwul-Sein eine Rolle spiele. Wie gehen wir damit um, fragt Schick sich, das sei "eine wirklich karte Frage für uns in der Politik." Den Punkt müsse man eben aus der Tabuzone holen, antwortet Erichson.


Alle drei leben in einer Welt, in der es zwar Trauriges gibt, aber die Probleme von ihrer Lösung nicht weit entfernt sind, wenn man sie nur intensiv genug angeht. Es ist eine Welt, in der man, wie Schick zu Beginn der Veranstaltung vorgibt, "die politische Komponente des CSD nicht vergessen darf" (welch ein Hohn!), aber sonst mit dem Feiern nicht aufzuhören braucht. "Du schwule Sau" ist auf den Schulhöfen das meistbenutzte Schimpfwort, wirft Erichson ein. Kindern aus archaischen Familien müsse man halt einfach eine schwule Respektsperson vorsetzen. Dann kämen die schon ins Denken. Keine Frisöre, sondern Anwälte und Wirtschaftsmanager. Er gehe als schwuler Bürgermeister ja auch in die Schulen und da staunten die nicht schlecht und fingen zu fragen an: Du dürftest doch eigentlich gar nicht..


Erichson erzählt die Geschichte von einem schwulen Studenten aus Saudi-Arabien, der im Studium nicht vorankam und von der Abschiebung bedroht war. Seinem Anwalt legte man nahe, ihn auf seine Homosexualität anzusprechen, da Kern des Problems offenbar sei, daß er damit nicht offen umging. Es erwies sich tatsächlich als das Richtige, und innerhalb von zwei Jahren legte der Student 18 fehlende Scheine mit "sehr gut" nach.


Auf die Frage aus dem Publikum, wie man den potenziell Betroffene erreichen könne, läuft Erichson wirklich zur Hochform auf: wir tabuisierten mit Rücksicht auf "kulturelle Vielfalt" viel mehr, als es eben in den entsprechenden Kulturkreisen selbst tabuisiert werde. Und gerade auch bei den Grünen zeige man sich immer so furchtbar politically correct. Man müsse immer die Probleme beim Namen nennen und die vorhandenen Strukturen nutzen. Indeed!


Aber bei diesem Höhepunkt bleibt es und bald schon folgt der traurige Schluß. Vom Islam will man eigentlich nichts wissen. Letztlich geht alles eben doch. Zwar warnt niemand eindringlich vor "Islamophobie" -das Wort fällt erstaunlicherweise kein einziges Mal, aber es versucht auch niemand nur annähernd eben den "archaischen" Strukturen auf den Grund zu gehen. Von den Hinrichtungen im Iran erfährt man freilich nichts. Natürlich referiert Schick auch nicht über katholische Ehrenmorde, die es in seiner Logik ja geben müsste. Aus dem Publikum aber kommt eine Bemerkung: Dieser Student aus Saudi-Arabien - die Abschiebung wäre sein Todesurteil gewesen, weil keine Chance. Darauf Schick wörtlich: "Äh..ja, dann schließe ich die Veranstaltung an der Stelle. Denn es gibt heute abend auch noch einige Partys, auf die einige wollen und wir können hier ja auch noch weiter trinken und uns unterhalten."


So kenne ich diese Partei. In diesem Sinne, mein lieber AK SchwuLes Grün: Party on!

 
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